Handball EM

Ein Spiel für die Zukunft

25. Januar 2020, 08:40 Uhr

Flensburgs Johannes Golla steckt auch im Krafttraining der Nationalmannschaft nicht zurück und beweist in der Trainingsgruppe mit Andreas Wolff beim Bankdrücken, was er kann. Foto: Sascha Klahn

Stockholm. In der Vorrunde musste Johannes Golla noch die Wasserflaschen tragen, jetzt, am Finalwochenende ist es seine Aufgabe, den Sack mit den Bällen zu schleppen. »Lass mich kurz ablegen«, so das Kraftpaket der deutschen Nationalmannschaft am Freitagmittag in der Mixedzone der Tele2 Arena in Stockholm. Hier, im Fußballstadion in Schwedens Hauptstadt absolvierte die DHB-Auswahl am Freitagvormittag das Abschlusstraining vor dem Spiel um Platz 5 am Sonnabend (16 Uhr/live ARD One/TV2 Sport) gegen Portugal.

»Es ist cool aufgebaut und die Aufteilung ließ sich kaum besser machen«, so Golla. »Es ist natürlich gewöhnungsbedürftig, dass die Ränge weiter gehen als das Spielfeld und es keine geschlossene Halle ist, aber im Spiel wird man das kaum merken. Ich bin gespannt wie viele Zuschauer kommen. Im Spiel um Platz fünf sicherlich nicht so viele wie zum Finale und den Halbfinals.« 


Apropos: Das Duell Norwegen gegen Kroatien am Freitagabend schaute sich Golla mit einigen Teamkollegen live in der Halle an und war in Gedanken auch bei seinem SG-Kollegen Magnus Rød. »Ich habe etwas mit ihm per SMS geschrieben, es ist wirklich schade, dass er sich verletzt hat. Ich hoffe, er ist bald wieder fit.« 

Verletzt ist auch weiterhin Patrick Wiencek vom THW Kiel. Da sein Clubkollege Hendrik Pekeler angeschlagen ist, wird auf Golla viel Einsatzzeit zukommen. »Ich hoffe, dass »Peke« fit wird, weil es gut funktioniert hat mit uns. Zudem ist es schade, dass Patrick raus ist, aber so sind die Herausforderung bei einem solchen Turnier. Es gibt uns die Möglichkeit, etwas in anderen Konstellation zu zeigen. Doch wie gesagt, es ist schade, da die Abstimmung mit beiden in der kurzen Zeit gut funktioniert hat.« 

Für Golla, in der Vorrunde nur Reservist, ist es aber auch die Chance sich für weitere Aufgaben in diesem Jahr zu empfehlen. Im April wartet das Olympia-Qualifikations-Turnier in Berlin und bei einem erfolgreichen Ausgang im Sommer die Olympischen Spiele in Tokio. In der Quali könnte Portugal ein Gegner der Deutschen werden. Deshalb ist Bundestrainer Christian Prokop das Spiel um Platz fünf auch »wichtig«. Er erhofft sich Erkenntnisse für die Zukunft, sowohl aus den eigenen Reihen, aber auch über den Gegner. Denn Portugal wird seiner Meinung nach »in Zukunft öfter um die vorderen Plätze« mitspielen. 

Die Portugiesen sind seit einigen Jahren das wohl aufstrebenste Land im europäischen Handball. Der FC Porto feiert nicht erst in dieser Saison Erfolge wie den Auswärtssieg in der Champions League beim THW Kiel. Mit Petar Djordjic spielt auch ein ehemaliger SG Flensburg-Handewitt-Akteur inzwischen dort, bei Benfica Lissabon. Jenem Club, gegen den Golla einst mit der MT Melsungen seine ersten Portugal-Erfahrungen sammelte. »Wir haben uns mal im EHF Cup in der Gruppenphase gegen sie durchgesetzt«, erinnert sich der Kreisläufer. 

»Es wird etwas ganz anderes gegen sie zu spielen. Sie agieren viel im 7:6, ihr Handball ist im Kommen und das wird eine große Herausforderung«, so Golla, der diese gerne annehmen will. »Es ist ein Länderspiel und es geht um Platz fünf«, so der 22-Jährige. »Wenn wir Fünftbester in Europa werden, ist das sicherlich nicht schlecht, schließlich sind schon einige Favoriten raus. Und gewinnen wir das Spiel, habe ich hoffentlich auch einen guten Job mit Blick auf die Zukunft gemacht.« 

Diese geht für ihn Anfang der Woche direkt bei der SG weiter. »Ich werde mal mit Maik (Machulla, SG-Trainer/Red.) telefonieren, aber wir haben vor dem Duell gegen Magdeburg am 2. Februar nicht viel Zeit, von daher werde ich sicherlich schon Montag oder Dienstag wieder zum Team stoßen.« 

Vorher will er aber noch seine letzten EM-Erfahrungen aufsaugen und sein erstes großes Turnier positiv beenden. Bislang nimmt er mit, dass es ein »riesen Event mit einer tollen Organisation war.« Golla meinte: »«Für mich war es ein bisschen auf und ab. Erst war ich nicht dabei, dann kam ich rein, wurde krank, habe die Krankheit aber zum Glück gut weggesteckt und bin nun wieder dabei.« 

Es hat ihn motiviert, mit den anderen Teams dicht an dicht zu leben, gegen sie zu spielen und zu sehen, dass er persönlich »mithalten« kann und auch Deutschland »insgesamt nicht weit weg« von den ganz vorderen Plätzen ist. Jetzt möchte er sich mit Deutschland Platz fünf, also Rang eins hinter den Halbfinalisten, sichern. 

Ruwen Möller