Vranjes in Ungarn unter Druck

Der ehemalige SG-Coach Ljubomir Vranjes hat sich die Dinge in Ungarn anders vorgestellt. (Archivfoto)

Flensburg. Nach dem Aus in der Champions League steht Ljubomir Vranjes in Ungarn unter Druck. Während des Spiels waren in der Halle Fans von Telekom Veszprém gesehen worden, die T-Shirts mit der Aufschrift "Vranjes out" trugen. Als der Schwede nach dem Spiel zur Pressekonferenz ging, musste er von Sicherheitspersonal begleitet werden, weil aufgebrachte Anhänger des Heim-Teams ihren Unmut gegenüber dem Trainer heftig äußerten. Anders Eggert, Außenspieler von Skjern und langjähriger Weggefährte von Vranjes in Flensburg, wollte hinterher mit Vranjes sprechen, kam aber nicht mehr mit ihm Kontakt, weil Vranjes abgeschirmt wurde.

Gegenüber der Internetseite von Telekom Veszprém äußerte sich Vranjes wie folgt: "Ich bin gleichzeitig traurig, sauer und enttäuscht über das Aus von Veszprém in der Champions League. Es ist unbeschreiblich wie ich mich gerade fühle."

Vranjes weiter: "Das Problem war das Spiel bei Skjern. Alle wussten was passierte und alle haben das Rückspiel gesehen. Wir haben alles versucht, um den Rückstand aufzuholen, aber es hat nicht gereicht. Ich bin der Trainer und deshalb stehe ich auch in der Verantwortung. Es ist mein Fehler, dass wir nicht die nächste Runde erreicht haben."
Vranjes, der 2014 mit der SG die Champions League gewonnen hat, zeigte sich dennoch kämpferisch: "Ich gebe nicht auf. Ich will in den nächsten Spielen käµpfen, auch wenn ich traurig darüber bin, dass die Champions Leageu für uns beendet ist. Für einen Club wie Veszprém ist das nicht würdig."
Der ungarische Rekordmeister hat in den letzten vier Jahren immer das Final Four der Königsklasse erreicht. Zwei Mal gab es Platz zwei, zwei Mal Rang drei. Vranjes war im Sommer 2017 geholt worden, um den nächsten und letzten Schritt zu gehen. Jetzt kam das Aus so früh wie seit vielen Jahren nicht mehr. Zudem gab es vor Kurzem erstmals eine Heimniederlage gegen den Erzrivalen Pick Szeged. Bei der EM im Januar enttäuscht Ungarns Nationalteam, ebenfalls von Vranjes trainiert, und schied ohne Punkt in der Vorrunde aus. Der IHF-Welttrainer von 2014 steht mit seinen Teams längst in der Kritik. Nach der Hinspiel-Pleite in Skjern wurden in Veszprém sogar die Gehälter eingefroren.

Wie es am Balaton für Vranjes weitergeht bleibt spannend. Bleiben die Verantwortlichen in dem Traditionsclub ruhig und lassen den Schweden ein neues Team aufbauen (2018 kommen Kentin Mahé und René Toft Hansen, 2019 folgt Rasmus Lauge) oder verlieren sie nach nur neun Monaten Zusammenarbeit die Nerven? Nach dem Champions League-Aus gab es bislang noch keine offizielle Stellungnahme des Vereins.

Ruwen Möller