Handball
Selbstkritisch nach Pleite
Die Enttäuschung der Spieler der SG Flensburg-Handewitt war nach dem Schlusspfiff in Hannover deutlich in den Gesichtern abzulesen. Fotos: Swen Pförtner/dpa
Hannover. Bei den Bundesliga-Überfliegern der TSV Hannover-Burgdorf herrschte am Mittwochabend in der TUI-Arena beste Stimmung. Nach dem 23:22 (11:11) vor rund 6000 Zuschauern im Topspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt sangen die »Recken« gemeinsam mit ihren Fans und tanzten dabei fröhlich im Kreis.
»Wir haben uns das natürlich anders vorgestellt«, sagte SG-Meistercoach Maik Machulla bei der Pressekonferenz in Hannover sichtlich enttäuscht. Anstatt bis auf einen Zähler an die »Recken« heranzukommen, hinkt seine Mannschaft dem Primus nun auf Rang vier bereits fünf Punkte hinterher.
Dabei hatte bei der Abwehrschlacht in der niedersächsischen Landeshauptstadt lange Zeit vieles auf Flensburgs vierten Pflichtspielsieg in Folge hingedeutet. Als Magnus Rød zum 21:17 traf (50. Minute), schienen die Gäste alles im Griff zu haben. Doch weit gefehlt: Angetrieben vom bulligen Esten Mait Patrail gelang den Hausherren ein 5:0-Lauf zum 22:21 (58.). Auf Røds 22:22 antwortete Patrail 89 Sekunden vor Schluss mit dem Siegtor.
»Wir haben es nicht geschafft, das Tempo über 60 Minuten hochzuhalten«, sagte Machulla und zeigte sich selbstkritisch: »Ich hätte den einen oder anderen Spieler schon früher rausnehmen sollen, um Kräfte zu schonen.« Insbesondere Rød und Gøran Johannessen wirkten in der entscheidenden Phase müde. »Solange sie frisch waren, haben sie es super gemacht. Aber zum Schluss fehlte die Aggressivität«, sagte Machulla gegenüber Flensborg Avis und ergänzte: »Leider haben sie mir nicht signalisiert, dass sie eine Pause brauchen, wobei letztlich ich die Entscheidung treffen muss.«
Im rechten Rückraum hätte ein Holger Glandorf in besserer körperlicher Verfassung wichtige Akzente setzen können. »Er ist momentan aber noch nicht wieder so weit, um uns in solchen Spielen weiterzuhelfen«, sagte Machulla über den 36-Jährigen, der im Juli an der linken Schulter operiert wurde. Als mögliche Maßnahmen zur Entlastung von Rød nannte der SG-Coach die Besetzung des Rückraums mit drei Rechtshändern oder den Einsatz von zwei Kreisläufern.
»Gegen die offensiv verteidigenden Hannoveraner wären diese Dinge nur schwer umsetzbar gewesen, aber generell müssen wir die Belastung im Kader besser verteilen, sonst kriegen wir hintenraus Probleme«, betonte er.
Totaler Kontrollverlust
In der Arena führte die Übermüdung einzelner SG-Akteure zum totalen Kontrollverlust. »In den letzten zehn Minuten laufen wir keinen einzigen Tempogegenstoß mehr. Stattdessen versuchen wir, den Viertorevorsprung zu verwalten. Das hat uns am Ende das Genick gebrochen«, haderte Machulla.
Nach dem Seitenwechsel trumpften zunächst die Gäste auf. »Wir sind super rausgekommen, haben gute Entscheidungen getroffen«, lobte Machulla.
Schnell zog seine Mannschaft auf 17:13 (39.) davon. Dass die SG nun im 5:1-System verteidigte, stellte die technisch unterlegenen Hannoveraner anfangs vor Probleme. Doch sie hielten mit Leidenschaft und Cleverness dagegen. Und mit Urban Lesjak. Der slowenische Keeper wurde beim Stand von 14:17 eingewechselt und wehrte prompt einen Siebenmeter von Jim Gottfridsson ab (40.). In den folgenden 20 Minuten musste er nur fünfmal den Ball aus seinem Netz holen und gehörte damit neben Patrail zu den Hauptgaranten für die erfolgreiche Aufholjagd der »Recken«.
Szeged wartet
»Das ist sehr bitter, diese Niederlage tut weh«, sagte Machulla. Viel Zeit, den liegen gelassenen Punkten nachzutrauern, bleibt nicht: Bereits am Samstag (17.30 Uhr/live Sky) steht das dritte Gruppenspiel in der Champions League beim SC Pick Szeged an. Nach einer Übernachtung in Hannover ist die Mannschaft am Freitag direkt weiter nach Ungarn gereist.
»Einerseits wären wir da natürlich gerne mit positiven Emotionen hingeflogen. Andererseits haben wir nun gleich die Möglichkeit, gegen einen internationalen Topgegner viele Dinge besser zu machen«, befand Machulla.
Zudem bietet sich am kommenden Donnerstag (17 Uhr) vor heimischer Kulisse die Gelegenheit zur schnellen Revanche gegen die »Recken«. Im Achtelfinale des DFB-Pokals gastieren die Niedersachsen in Flensburg.
»Ein ganz wichtiges Spiel, wir wollen diese Saison unbedingt zum Final Four nach Hamburg«, sagt Machulla. Er ist überzeugt: »Die Niederlage in der Liga gibt uns jetzt noch einen zusätzlichen Motivationsschub. Wir werden die richtigen Schlüsse aus ihr ziehen.«
Robby Echelmeyer
Statistik
TSV Hannover-Burgdorf:Ebner, Lesjak – Cehte 1, Martinovic 4, Patrail 3, Thiele, Pevnov 3, Jönsson 1, Böhm 5, Ugalde 3, Olsen 1/1, Donker, Brozovic 2, Feise, Kastening, Büchner
SG Flensburg-Handewitt:Buric, Bergerud – Golla 2, Jensen 1, Glandorf, Svan 1, Jeppsson 1, Jøndal 2, Steinhauser, Versteijnen, Zachariassen, Johannessen 6, Gottfridsson 3/1, Ebeling, Jurecki 1, Rød 5
Schiedsrichter:Julian Köppl/Denis Regner
Zuschauer:6023
Siebenmeter:4:2 (Lesjak hält gegen Gottfridsson – Bergerud hält gegen Kastening 2, Olsen)
Zeitstrafen:4:2 (Brozovic, Böhm, Thiele, Ugalde – Rød 2)
Resume
Det var en skuffet flok SG-spillere efter 22-23-nederlaget mod TSV Hannover-Burgdorf. De tyske mestre formåede at sætte en fire-måls-føring i løbet af anden halvleg over styr. Holdet fra Flensborg virkede simpelthen tømt for kræfter. Et ansvar som træner Maik Machulla tager på sig, siden han ikke fordelte kræfterne i kampen godt nok.