Remis im Jubiläumsspiel

Christian Eriksen (Nr. 10) traf für Dänemark zum 1:0. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Kopenhagen. Mit einem Fallrückzieher-Traumtor hat Joshua Kimmich Deutschland ein 1:1 (0:1)-Remis im Test-Länderspiel in Dänemark gesichert. Im Jubiläumsspiel anlässlich des EM-Gewinns der Dänen vor 25 Jahren führten die Gastgeber lange Zeit 1:0 durch einen Treffer ihres Kapitäns Christian Eriksen. Am Ende gab es keine Wiederholung des Sieges von damals und auch keine DFB-Revanche, es blieb beim Unentschieden.
Die Dänen schwelgten vor Anpfiff in Nostalgie und ließen immer wieder die Höhepunkte vom EM-Triumph vor 25 Jahren laufen. Damals hatte Dänemark Deutschland im Endspiel 2:0 besiegt und zum Jubiläum hatte sich der dänische Verband (DBU) den Gegner von einst gewünscht. Der Weltmeister erfüllte diesen Wunsch gerne und kam nach Kopenhagen. Dort mussten sich die Nachfolger von Thomas Helmer, Jürgen Klinsmann, Thomas Häßler und Steffan Effenberg auf der Großbild-Leinwand im Brøndby Stadion die Tore der dänischen Helden von 1992 anschauen. Zu den Takten von "Vi er røde, vi er hvide" von Recepten - der dänischen Fußball-Hymne schlechthin - dribbelten und tricksten Brian Laudrup, Flemming Povlsen, Henrik Larsen, Kim Vilfort und John "Faxe" Jensen noch einmal auf der Leinwand. 
In der Pause betrat etwa die Hälfte der damaligen Mannschaft kurz den Rasen und ließ sich von den Fans feiern. Die konnten allerdings auch mit der aktuellen Generation zufrieden sein. Zur Pause stand es 1:0 gegen den Weltmeister. Auch wenn der etliche Stammspieler schonte und kurzfristig auf den erkrankten Timo Werner verzichten musste, der Rückstand war - wie der EM-Sieg 1992 - eine Überraschung, diesmal allerdings nur eine kleine.

Gastgeber Dänemark agierte gegen Deutschland mit einer 4-3-3-Formation. Dabei waren mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi Nicolai Jørgensen (früher Leverkusen) und RB Leizpigs Yussuf Poulsen gleich zwei Spieler im Angriff zurück, die im März in der WM-Quali gegen Rumänien (0:0) gefehlt hatten. Neben Poulsen agierten mit den beiden Innenverteidigern Jannik Vestergaard und Andreas Christensen (beide Mönchengladbach) sowie dem Bremer Thomas Delaney drei weitere Bundesliga-Stars von Beginn an. Auch mit dabei war der ehemalige Stuttgarter William Kvist, der mittlerweile für den FC København aktiv ist. Der Kölner Frederik Sørensen saß zunächst auf der Bank. 

Weltmeister Deutschland schickte drei Debütanten ins Rennen. Im Tor war das Kevin Trapp und im Feld die Offensivspieler Lars Stindl und Sandro Wagner. Sie bildeten eine Doppelspitze vor einem fünfer Mittelfeld um den heutigen Kapitän Julian Draxler. In der Defensive bot Bundestrainer Joachim Löw eine Dreierkette um Niklas Süle, Antonio Rüdiger und Matthias Ginter auf. 

Leon Goretzka (Nr. 8) hatte im ersten Durchgang die beste Chance für das DFB-Team zum 1:1. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Zum Spiel: Bevor es tatsächlich los ging, gab es eine Schweigeminute in Gedenke an die Terror-Opfer des Anschlags von London.

Nach dem Anstoß durch die Dänen dauerte es nur bis zur achten Minute, bis der Regen das erste Mal an diesem Abend einsetzte. Hinzu kam böiger Wind, für Deutschland zunächst von vorne. Und auch der Gegner bedeutete reichlich Gegenwind, so hatten die Dänen nach einem Freistoß ihres Spielführers Christian Eriksen aus halblinker Position die erste Chance. Vestergaard kam im Sturmzentrum mit der Fußspitze an den Ball, doch Trapp reagierte blitzschnell und klärte zur Ecke. Nur drei Minuten später war er allerdings machtlos und Eriksen traf zum 1:0. Die deutsche Hintermannschaft hatte zum wiederholten Mal auf engstem Raum hinten rumgespielt und sich dadurch selber in Bedrängnis gebracht. Ein Zuspiel von Matthias Ginter konnte Antonio Rüdiger nicht klären und Eriksen ging dazwischen. Mit einem platzierten Flachschuss traf er zur Führung - genau wie im EM-Finale von 1992 John "Faxe" Jensen - in der 18. Spielminute. 
Nach einer halben Stunde hatte das DFB-Team seine beste Phase und kam durch Wagner (30.), Goretzka (32.) und Draxler (35.) direkt hintereinander zu drei Chancen. Zur Pause lagen die Dänen aber mit 1:0 in Front.
Den zweiten Durchgang leitete Sebastian Rudy (47.) mit einem Fernschuss für Deutschland ein. Doch dann waren wieder die Dänen an der Reihe, die mächtig Druck machten. Poulsen (53.) verpasste das 2:0 nur knapp.
In der 59. Minute hatte Ginter den Ausgleich auf dem Kopf, doch Frederik Rønnow im Dänen-Kasten war mit einem sagenhaften Reflex auf der Linie zur Stelle.
Die Zeit der Wechsel hatte längst begonnen. Die Dänen brachten u.a. den Kölner Sørensen und bei Deutschland kamen mit Amin Younes (Ajax Amsterdam), Kerem Demirbay (Hoffenheim) und Marvin Plattenhardt (Hertha) noch drei weitere Debütanten ins Spiel.
Im Gegensatz zum EM-Finale vor 25 Jahren tat sich in der 78. Minute nichts mehr. Damals hatte Kim Vilfort auf 2:0 für Dänemark erhöht. Diesmal gelang das zweite Tor des Spiels den Deutschen, durch den besagten Traumtreffer von Kimmich.

Während es für Deutschland am Sonnabend (20.45 Uhr/live RTL) in Nürnberg mit dem WM-Qualifikations-Pflichtaufgabe gegen den Fußball-Zwerg San Marino weitergeht, treffen die Dänen (Sbd. 18 Uhr) auf dem Weg zur WM 2018 in Russland auswärts auf Kasachstan.  
Für Deutschland steht ab dem 19. Juni die WM-Generalprobe, der Confed Cup an. Erster Gegner ist Australien.

Ruwen Möller

Statistik

Dänemark: Rønnow - Stryger Larsen, Vestergaard, Christensen (46. Zanka), Durmisi (65. Durmisi), Kvist (46. Schöne), Delaney, Eriksen (65. Lerager) - Braithwaite, Jørgensen (76. Dolberg), Poulsen (76. Vibe)

Deutschland: Trapp - Süle, Rüdiger, Ginter (66. Younes) - Rudy (59. Can), Goretzka (76. Demirbay) - Kimmich, Draxler, Hector (88. Plattenhardt) - Stindl, Wagner (67. Brandt)
Schiedsrichter: Michael Oliver (England)
Zuschauer: 15.488

Der Sommer-Spielplan der deutschen Fußball-Nationalmannschaft

10. Juni Deutschland - San Marino Nürnberg WM-Qualifikation
19. Juni Australien - Deutschland Sotschi Confed Cup, Gruppe B
22. Juni Deutschland - Chile Kasan Confed Cup, Gruppe B
25. Juni Deutschland - Kamerun Sotschi Confed Cup, Gruppe B
28. Juni Halbfinale als Gruppen-2. Kasan Confed Cup
29. Juni Halbfinale als Gruppen-1. Sotschi Confed Cup
2. Juli Finale und Spiel um Platz 3 St. Petersburg/Moskau Confed Cup