EM 2020
Pflichtaufgabe erfüllt, Minimalziel erreicht
Großes Duell: Julius Kühn (1,98 m) überflügelte Dainis Krištopāns (2,14 m). Deutschland gewann gegen Lettland. Foto: dpa
»Wir haben bis zur 50 Minuten gut gespielt und ich bin froh, dass wir unser Ziel, die Hauptrunde erreicht haben«, so Christian Prokop nach dem Spiel.
Nach der Pleite gegen Spanien hatte der Bundestrainer seine Startformation verändert. Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt saß als Reservespieler weiter wie geplant auf der Tribüne, aber im Tor durfte diesmal Johannes Bitter anfangen. Auf der Rechtsaußen-Position ersetzte der pfeilschnelle und trickreiche Timo Kastening Tobias Reichmann und als Aufbauspieler begann Philipp Weber.
Deutschland fand wie im bisherigen Turnier nur schwer in seinen Rhythmus. Lettland ging mit 6:5 (12.) in Führung. Doch danach übernahm Deutschland mehr und mehr das Geschehen. Vor allem Julius Kühn machte dabei eine gute Figur und traf nach Belieben. Bis zur 16:11-Pausenführung waren es fünf Tore.
Nach dem Seitenwechsel machte er fleißig weiter und war am Ende mit acht Treffern bester DHB-Torschütze. Beim Spielstand von 23:17 (42.) kam auch Stammtorwart Andreas Wolff ins Spiel.
Deutschland sah in dieser Phase bereits wie der sichere Sieger aus, aber Lettland kämpfte sich zurück. Dabei profitierten sie von einem neuerlichen Leistungsabfall der DHB-Spieler und verkürzten von 19:25 (45.) auf 22:25 (50.). Prokop unterband diesen Negativ-Lauf mit einer Auszeit. Selbst das 28:25 (58.) durch Uwe Gensheimer war noch nicht genug für den Sieg. Plötzlich stand es 27:28 und es musste tatsächlich bis zur letzten Sekunde um den Sieg gezittert werden.
»Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt und wollten nicht nur mit einem Tor gegen Lettland gewinnen«, sagte Kühn hinterher in der Mixedzone der Arena. »Es ist aber eine EM und da ist eine gewisse Qualität vorhanden«, lobte er den Gegner, der es in seinen Augen »gut gemacht« hatte.
Paul Drux meinte zum engen Ausgang der Partie: »Wir haben leider einige Würfe vergeben und nur 45 Minuten gut gespielt. Doch wir haben die Hauptrunde erreicht und darüber freuen wir uns riesig«.Golla
So sieht es auch Prokop, der »sehr zufrieden« mit dem Sieg und dem Einzug in die Hauptrunde in Wien ist.
»Wir sind derzeit nicht in der Lage Spanien oder Kroatien zu schlagen, aber vielleicht in zwei oder drei Spielen. Wir wollen und müssen uns jedenfalls entwickeln. Die Zeit im Januar ist knapp, aber das ist die Kunst, sich jetzt zu steigern. Ich habe von vorne herein vor einer zu hohen Erwartungshaltung gewarnt und das haben wir auch aufgezeigt bekommen. Es ist jedoch klar, da wir einige Ausfälle haben und nicht auf jeder Position die erste Wahl. Doch ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft.«
Zu möglichen Wechseln im Kader - es wird bereits darüber spekuliert, ob der Ex-Flensburger Steffen Weinhold in Österreich zum Team stoßen wird - wollte Prokop sich noch nicht äußern bzw. konnte einen Wechsel weder »bejahen, noch verneinen«. Der Trainer bestätigte lediglich, dass alle 17 Akteure mit nach Wien reisen, somit auch Johannes Golla, der bislang die Rolle des Reservisten hat.
Ruwen Möller