Noch eine Patrone
Kapitän Tobias Karlsson (vorne) und seine Teamkollegen waren geknickt nach der Pleite in Magdeburg - nun will die SG in der »Königsklasse« zulangen. Foto: Jan Kuppert/dpa
Magdeburg/Kopenhagen/Kristianstad. Der Wecker klingelte am Freitag bei den meisten Spielern der SG Flensburg-Handewitt erst um zehn Uhr. Für 10.15 Uhr war das gemeinsame Frühstück angesetzt. Die Enttäuschung über die 23:29-Niederlage in der Bundesliga am Vorabend beim SC Magdeburg war allen Beteiligten bei Müsli und Omelette noch deutlich anzumerken. Hier und da blitzte aber schon wieder ein Lächeln auf, denn der Blick wurde und musste sofort nach vorne gerichtet werden: Bereits am Sonnabend (18 Uhr/live Sky) wartet das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei IFK Kristianstad.
»Wir hatten die Hoffnung, in der Meisterschaft vielleicht noch ganz vorne mitzuspielen, aber ganz realistisch hat sich das jetzt erledigt«, musste Maik Machulla im Gespräch mit unserer Zeitung in der Lobby im Airport-Hotel in Schönefeld zähneknirschend eingestehen. Auf Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen hat die SG nun sechs Punkte Rückstand und muss laut dem SG-Trainer »Gas geben«, um Rang zwei noch zu erreichen. Dieser würde zur erneuten Teilnahme an der Champions League berechtigen. Aktuell ist Flensburg Dritter und laut Machulla wird die erneute Qualifikation »schwer«, weil alles »extrem eng beieinander« ist.
»Königsklasse« voll im Fokus
Im Pokal ist die SG bereits im Achtelfinale gescheitert und daher ist die »Königsklasse« die letzte Titelchance und steht jetzt voll im Fokus. Vor dem Flug von Berlin nach Kopenhagen und der Weiterreise nach Schweden sagte Machulla: »Unser großes Ziel ist es nach Köln zu kommen«. Der Chefcoach will wie vor vier Jahren, als die SG den Titel holte, erneut am Final Four teilnehmen.
»Für die deutschen Teams ist die große Herausforderung, überhaupt dorthin zu kommen. Wenn man da ist, das haben wir 2014 gezeigt, ist alles möglich. Und auch in dieser Spielzeit haben wir bewiesen, dass wir in einem Spiel gegen Teams wie Paris und Veszprém bestehen können. Es ist unser Traum, dort erneut teilzunehmen.« Soweit ist es aber noch lange nicht. Zunächst wartet der schwedische Meister um Trainer Ola Lindgren, mit und unter dem Machulla einst bei der HSG Nordhorn aktiv war.
Mit Kristianstad trifft die SG auf den führenden Verein in Schweden in den letzten Jahren. Und dort ist die Vorfreude auf ein Duell mit dem Bundesliga-Club, der mit etlichen aktuellen und ehemaligen schwedischen Nationalspielern gespickt ist, riesig. Auch bei der Gruppe von etwa 40 SG-Anhängern, die teilweise am Donnerstag noch in Magdeburg waren und am Sonnabend schon wieder in Kristianstad ihre Fangesänge anstimmen werden.
Mit unserer Erfahrung der Favorit
Der Fanclub »Die Wikinger« begleitet seine SG - aktuell in Schweden. (Foto: Ingrid Anderson-Jensen)
Sie werden dann sehen, ob es wie von Machulla erhofft, gelungen ist, dass sich die SG sowohl mental als auch körperlich binnen nur 48 Stunden von dem Aus im Liga-Titelrennen erholt hat. »Wir wollen eine gute Ausgangslage erreichen, sprich wir wollen dieses Spiel genauso gewinnen wie das Rückspiel. Über zwei Partien gesehen sind wir mit unserer Erfahrung der Favorit«, so Machulla, der am Abend nach dem Abschlusstraining und anhand der Videoanalyse entscheiden wollte, welches Personal er Sonnabend zu Beginn aufbietet. Torwart Mattias Andersson, zuletzt zwei Mal anfangs auf der Bank, darf gegen seine Landsleute mit der Startformation rechnen. Teamkollegen wie Henrik Toft Hansen, Kentin Mahé, Simon Jeppsson, Thomas Mogensen oder Jacob Heinl kamen Donnerstag kaum oder gar nicht zum Einsatz und sind frisch. Lediglich für Magnus Rød scheint auch dieses Spiel noch zu früh. Der Norweger steht nach seiner Sprunggelenks-Verletzung aber wieder im Kader.
Ruwen Möller
rm@fla.de