Mit Köpfchen ins Halbfinale
Bewies mit seinem Treffer unmittelbar vor der Halbzeitpause wieder einmal seinen großen Wert für den SC Weiche Flensburg 08: Mittelfeld-Dirigent Dominic Hartmann. Archivfoto: Tim Riediger
Flensburg. Um 16.53 Uhr war es geschafft. Im altehrwürdigen Stadion an der Meldorfer Straße in Heide, das im Jahre 1950 mit einem Spiel gegen den großen Hamburger SV eröffnet wurde, reichte ein Kopfball-Tor von Dominic Hartmann, um den Titelverteidiger SC Weiche Flensburg 08 mit einem 1:0 (1:0)-Sieg beim Oberligisten Heider SV ins Halbfinale des Landespokals zu bringen.
»Es zählt allein das Weiterkommen. Denn wir wollen mit aller Macht ins Finale. Und wir haben uns nicht weitergestolpert«, sagte SC-Cheftrainer Daniel Jurgeleit nach dem Spiel.
Die 90 Minuten allerdings waren ein schwerer, ein zäher Weg zum Sieg. Gegen heiße und widerspenstige Gastgeber mühte sich der Regionalligist vor 402 zahlenden Zuschauern lange vergebens und profitierte auch magßgeblich von der Abschlussschwäche der Hausherren.
Zwar hatte der Favorit aus Flensburg, bei dem Jurgeleit mit Kevin Njie (rechtes Mittelfeld), Gary Nöel (Sturm) und Gökay Isitan (Mittelfeld) drei seiner fünf Neuzugänge von Beginn an aufbot, ein optisches Übergewicht. Belohnt wurde das zunächst aber nicht.
Malheur erschreckte Heide keineswegs
Dabei hätte sich Heide in der 22. Minute um ein Haar selbst auf die Verliererstraße gebracht. Da spielte Mittelfeldmann Azat Selcuk einen Pass, der eigentlich bei seinem Torhüter ankommen sollte, aber direkt beim aufmerksam lauernden Nöel landete. Der umkurvte Heides Schlussmann Torben Franzenburg, zielte aus spitzem Winkel dann aber knapp vorbei.
Heide erschreckte dieses Malheur keineswegs. Und Selcuk schon gar nicht. Denn der hätte seinen Fehlpass zwei Minuten später fast gänzlich vergessen gemacht, sein Volleyschuss nach Vorlage von Alex Hardock fand aber nicht den Weg ins Tor. 60 Sekunden schoss Flensburgs Jonas Walter seinen Abwehrkollegen Patrick Thomsen unglücklich an, so dass Jonah Gieseler plötzlich frei vor Florian Kirschke auftauchte, aber scheiterte.
In der 33. Minute unterlief Thomsen ein schlimmer Fehlpass, Heides Toptorjäger Gieseler aber versäumte den Abschluss, und spielte stattdessen Tobias Hass im Abseits an. Drei richtig gute Chancen für Heide waren das. Der SC, vor allem Gary Nöel, hätte allerdings selbst klare Verhältnisse schaffen können. Nach einem Hartmann-Freistoß scheiterte der Neuzugang aus Lübeck an Franzenburg, SC-Kapitän Christian Jürgensen stand dann im Abseits, als er das Leder Sekundenbruchteile später über die Linie drückte. In der 29. Minute schlenzte Nöel drüber. Jürgensen ließ eine glänzende Kopfballchance aus (38.). In den letzten Sekunden der ersten Halbzeit passierte es. Empen kam wenige Meter von der linken Eckfahne entfernt an den Ball und zirkelte diesen direkt vors Tor, so dass der heranfliegende Hartmann das Leder rechts oben ins Tor nickte.
Abgeklärte zweite Halbzeit
Vier Minuten nach der Pause hätten die Beiden (Empen/Hartmann) vorzeitig alles klar machen können. Diesmal Flankte Hartmann, Empen aber traf das Tor nicht. Weiche stand nun konzentrierter hinten, Aussetzer blieben aus. Nur einen Hardock-Schuss (55.) und einen Gieseler-Kopfball (87.) musste der SC noch überstehen. Für den Sportclub hatten Empen (57.) und Nöel (87.) nach dem Wechsel Chancen. »Wir waren darauf vorbereitet, dass Heide es gegen uns gut macht. Wir kennen sie aus Testspielen gut. Solange es 0:0 oder 1:0 steht, bleibt es unsicher. Da wünscht man sich ein zweites Tor«, sagte SC-Trainer Daniel Jurgeleit. »Die hatten aber keine 100-prozentige Torchance«, befand der Coach.
Auf so einem stumpfen Rasen sei es insgesamt schwer, nahm er seine Spieler in Schutz. »Gerade jetzt musst du dich auch reinquälen bei den Bedingungen. In der zweiten Halbzeit haben wir das von der Absicherung und Rückwärtsbewegung her konzentrierter gemacht.« Beim SC Weiche Flensburg 08 zeichnet sich ein heftiger Kampf um die Stammplätze ab. »Wir brauchen auch diese Reizpunkte«, sagt Jurgeleit vor seiner neunten Saison als Cheftrainer von Flensburgs bester Fußball-Mannschaft. Weil momentan alle gesund und fit sind, blieben sogar Spieler zu Hause oder waren im Freizeit-Look in Heide dabei.
Kampf um die Startplätze
Seine Viel-Spieler wie Torwart Florian Kirschke, Kapitän Christian Jürgensen (im linken Mittelfeld), Jonas Walter (diesmal hinten links), Patrick Thomsen (defensiv zentral), Dominic Hartmann (zentrales Mittelfeld) und Rechtsverteidiger Torge Paetow - allesamt in Heide in der Startformation - dürften ihre Stammplätze weiterhin ziemlich sicher haben. Andere von den Etablierten werden sich sputen müssen. »Jetzt waren vor allem die Neuen dran«, sagte Jurgeleit, der ein Sonderlob für die Leistung von Kevin Njie auf der rechten Mittelfeldseite (»Kevin hat das sehr gut gemacht«) aussprach, später auch die Zugänge vier (Marvin Ibekwe/ab 62. Minute) und Linksverteidiger Joel Keller (ab 75.) aufs Feld schickte.
Die Frage eines Journalisten, ob sich aus der Aufstellung schon Rückschlüsse auf die Formation am Sonnabend (14 Uhr) beim Ligastart beim SSV Jeddeloh II ziehen lasse, verneinte der SC-Coach.
Und Heide? »Wir sind enttäuscht über das Ergebnis. Die Leistung aber war aus unserer Sicht sehr gut. Wir haben ja gegen sie etliche Freundschaftsspiele gemacht und 0:4 oder 0:5 verloren. Heute war es eigentlich bis zur letzten Minute ein offenes Spiel«, sagte Trainer Sönke Beiroth und richtete den Blick nach vorn. »Wir wissen, wo wir herkommen. Weiche 08 ist eine Spitzenmannschaft der Regionalliga. Für uns geht es nun darum, zum Ligaauftakt am 4. August gegen Eichede eine gute Performance hinzubekommen.«
Statistik:
Heider SV: Franzenburg - Mauriczat, Quade, Franck - Hahn, Hoffmann, Yannic-Lucas Peters, Selcuk (78. Mittelbach), Hardock (61. Neelsen) - Hass (75. Jasper-Leon Peters), Gieseler.
SC Weiche Flensburg 08: Kirschke - Walter (75. Keller), Thomsen, Paetow - Jürgensen, Njie, Wirlmann, Isitan (62. Meyer), Hartmann - Noël, Empen (62. Ibekwe).
Zuschauer: 402
Schiedsrichter: Fynn Kohr
Marc Reese