Do - 21.09. 19:00 Uhr
Rittal-Arena, Wetzlar
4500
Fabian Baumgart / Sascha Wild
Kieler Krise spitzt sich zu - Gislason stellt sich infrage
Alfred Gislasson ist angesichts der schwachen Leistungen seiner Mannschaft ratlos. (Foto: Axel Heimken/dpa)
»Der Zug deutsche Meisterschaft ist abgefahren. Jetzt geht es darum, die Ehre des THW Kiel zu retten«, sagte Zeitz den „Kieler Nachrichten“. Nach sechs Spielen rangiert der Titelanwärter mit nur 6:6 Punkten auf Platz neun. So schlimm stand es seit 2002 nicht mehr um den 20-fachen Meister. Damals startete Kiel mit 2:10 Zählern und wurde am Ende Sechster. Mit 9,5 Millionen Euro ist der DHB-Pokalsieger der Krösus der Bundesliga. Doch auf dem Parkett stellt das Team derzeit allenfalls Mittelmaß dar. An der Güte des Kaders kann dies kaum liegen, eher wohl an mentalen Problemen. Das zeigte sich auch in Wetzlar, wo die Kieler nach einer 17:16-Führung (37. Minute) völlig einbrachen. »Wir haben ab einem gewissen Zeitpunkt aufgegeben«, räumte Linksaußen Rune Dahmke ein. Gislason, der in seiner bald zehnjährigen Amtszeit mit Kiel zweimal die Champions League, sechsmal die deutsche Meisterschaft und fünfmal den DHB-Pokal gewonnen hat, schien danach mit seinem Latein am Ende. »Es gab eine gewisse Resignation im Team. Darüber bin ich sehr enttäuscht. Ich weiß nicht, warum die Spieler nicht an sich glauben«, sagte der Erfolgscoach und stellte sich selbst infrage: »Ich muss mich fragen, warum die Mannschaft so verunsichert ist. Das geht garantiert auf meine Kappe.«
Leader fehlt
Es stimmt derzeit nicht im Team. In Abwesenheit des verletzten Domagoj Duvnjak fehlt ein Leader, der wechselwillige Nationaltorwart Andreas Wolff wirkt frustriert und die Neuzugänge haben bisher nicht für den erhofften Schwung gesorgt. Zudem wächst die Unzufriedenheit bei den Fans, die in den sozialen Netzwerken bereits den Rauswurf von Gislason und Manager Thorsten Storm fordern. Der hatte vor der Saison den Meistertitel als Ziel ausgegeben. Die gnadenlose Terminhatz lässt den Kielern kaum Zeit zur Besinnung. Schon drei Tage nach dem Kielce-Spiel empfängt der THW in der Königsklasse den dänischen Champion Aalborg, ehe am 1. Oktober der Bundesliga-Hit beim deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen ansteht. Gislason flüchtete sich daher in Durchhalteparolen: »Ich stehe zu meinen Spielern und zu unserer Arbeit, auch wenn die momentan nicht besonders erfolgreich ist.« Vielleicht tut ihm die unfreiwillige Auszeit ja ganz gut.