Keiner kam durch
Pure Enttäuschung beim Schweden Jim Gottfridsson von der SG Flensburg-Handewitt. (Fotos: Liselotte Sabroe/Scanpix)
Seine Farben hatten zur Pause noch 14:12 geführt, doch dann wie von ihm angesprochen weder gegen die 5:1-Abwehr der Spanier noch ihren Star-Keeper Arpad Sterbik die richtigen Mittel gefunden. Weil sich Stammkeeper Gonzalo Perez de Vargas verletzte hatte, war Sterbik zum Final-Wochenende nachnominiert worden und avancierte bereits im Halbfinale gegen Frankreich zum Helden. Als solcher war Gottfridsson im schwedischen Team auserkoren. Von der Handball-Fachpresse weltweit gefeiert, wurde er vor dem Endspiel als MVP (wertvollster Spieler) des Turniers ausgezeichnet. Doch nicht einmal das konnte ihn trösten. »Handball ist ein Mannschaftssport und ich hätte lieber Gold gewonnen als die Auszeichnung erhalten. Trotzdem freue ich mich darüber«, so Gottfridsson, mit 29 Turniertreffern Schwedens erfolgreichster Torjäger. Seine SG-Kollegen Rasmus Lauge (40 Tore) und Kentin Mahé (34) gehörten in Kroatien ebenfalls zu den besten Torschützen, aber Freude herrschte nur bei Mahé. Durch einen 32:29-Erfolg gegen Dänemark sicherte er sich mit Frankreich Bronze, seine erste EM-Medaille. »Für mich hat die Medaille einen besonderen Stellenwert. Einfach weil es eine Medaille ist. Andere Teams haben genau so hart dafür gekämpft und fahren ohne nach Hause. Die werden die Meisterschaft einfach so schnell wie möglich vergessen wollen, wir hingegen hatten einen positiven Abschluss.«
Dänischer Frust
Ohne es auszusprechen meinte Mahé die Dänen, bei denen genau wie im schwedischen Lager Frust herrschte. Einziger Unterschied: Er wird sicherlich nicht nach drei Tagen wieder verflogen sein. Zu groß ist die Enttäuschung im erfolgsverwöhnten Land des zweifachen Europameisters. »Ich bin sehr enttäuscht, dass wir die EM mit zwei Niederlagen beenden. Vor allem das verlorene Halbfinale gegen Schweden ärgert mich«, so Toft Hansen. »Wir haben teilweise gut gespielt bei diesem Turnier, aber unser Ziel war zunächst das Halbfinale und danach eine Medaille. Jetzt gilt es zu analysieren, weshalb wir keine gewonnen haben.« Svan hatte einen Grund dafür parat: »Im Vergleich zur WM 2017 als wir im Achtelfinale ausgeschieden sind haben wir uns zwar weiterentwickelt, aber an schlechten Tagen ist unser Grundniveau immer noch zu niedrig, daran müssen wir arbeiten, wenn wir wieder etwas gewinnen wollen.« Der Däne weiter: »Ich freue mich jetzt auf ein paar Tage frei, denn es war anstrengend und ist hart, wenn man am Ende leer ausgeht.« Maik Machulla, Trainer der SG, hatte das Final-Wochenende gemeinsam mit Manager Dierk Schmäschke live in Kroatiens Hauptstadt verfolgt. Beide konnten sich darüber freuen, dass ihr Verein mit neun Akteuren im Halbfinale einen Rekord aufstellte. Kein anderer europäischer Club hatte so viele Spieler dabei. Jetzt müssen sie allerdings Aufbau-Arbeit leisten, denn keiner kam durch, kein SG-Spieler holte den Titel. Ab Donnerstag will Machulla seine Spieler wieder im Verein versammeln. Da wird es sicher helfen, dass die drei Tage rum sind und sich das Schweden-Trio dann über Silber freuen kann.