Kandidaten für den Fall der Fälle
Bleibt er oder geht er? Die Zukunft von Ljubomir Vranjes ist nicht geklärt. Flensborg Avis hat sich mögliche Nachfolge-Kandidaten für den Fall der Fälle angeschaut. (Foto: Lars Salomonsen)
Christian Berge: Seit Februar 2014 Nationaltrainer Norwegens. Im Januar 2016 schrammte er mit seinem Heimatland nur hauchdünn an einer EM-Medaille in Polen vorbei. Bei der WM steht Norwegen unter seiner Leitung bereits im Achtelfinale. Laut der Internetseite TV2.no gilt der Nationalcoach als »heißer Kandidat« in Flensburg. Berge sagte dazu: »Ich konzentriere mich auf die WM und habe keinen Kommentar. Was hinterher passiert werden wir sehen«. Er war von 1999 bis 2006 Spieler bei der SG Flensburg-Handewitt und wurde 2004 Deutscher Meister. Berge, der eine schwere Krebserkrankung überwunden hat, ist 43 Jahre alt und somit im besten Alter. Kann gut mit jungen Spielern umgehen und mit Magnus Rød wechselt ein Landsmann aus dem WM-Kader im Sommer zur SG. Berge kennt Flensburg und die SG, ist in der Region unglaublich beliebt. Als er Flensburg verließ, sprach er seinerzeit von »auf Wiedersehen« und vor sechs Jahren nannte er den SG-Trainerposten als einen »Traum«. Er ist einem SG-Engagement gegenüber also sicherlich nicht abgeneigt. Zudem hat sein Berater, Christian Henriksen, beste Kontakte zur SG, da dort auch etliche Spieler (Thomas Mogensen, Rasmus Lauge, Kevin Møller, Anders Zachariassen und Lasse Svan) spielen, die der Däne vertritt.
Maik Machulla: Der ehemalige Spielmacher assistiert Ljubomir Vranjes seit Sommer 2012, obwohl er seine Spielerkarriere erst nach der Saison 2013/2014 beendete. Als im Februar 2015 acht SG-Spieler ausfielen gab er mit 38 Jahren sein Comeback auf der Platte. Der in Greifswald geborene Machulla wäre eine mutige Wahl. Eine Cheftrainer-Aufgabe gleich bei einem internationalen Spitzenklub. Vorteil: könnte den eingeschlagenen Weg der SG fortsetzen. Nachteil: er würde sicherlich immer mit seinem einstigen Chef verglichen werden. Fraglich ob er sich das antun will oder Vranjes lieber folgt? Die beiden spielten von 2002 bis 2006 gemeinsam in Nordhorn, arbeiten bereits lange zusammen und sind gut befreundet. Andererseits wäre der SG-Cheftrainer-Posten für ihn persönlich eine große Chance.
Ein Kommentar von Marc Reese
Wer nicht bleiben will, soll gehen
Reisende sollte man bekanntlich nicht aufhalten. Das gilt auch für Ljubomir Vranjes. Wenn der Cheftrainer der SG Flensburg-Handewitt unbedingt zum ungarischen Spitzenklub Telekom Veszprém will, dann sollte der Verein ihn ziehen und sich das sehr gut bezahlen lassen. Und das am besten sofort! Warum? Ein Trainer, der in den kommenden Monaten zwangsläufig in wichtige Entscheidungen seines künftigen Arbeitgebers involviert ist, kann nicht mehr die 100-prozentige Aufmerksamkeit auf seine jetzige Mannschaft richten. Das kann die hochambitionierte SG, die den Gewinn der Meisterschaft 2016/2017 anstrebt und als momentaner Tabellenführer die Trümpfe in eigener Hand hält, gerade jetzt nicht gebrauchen. Das aber ist unwahrscheinlich. Vranjes wird wiederkommen und die Saison zuende spielen. Das haben der Trainer (»Ich lasse die Jungs nicht im Stich«) und Geschäftsführer Dierk Schmäschke (»Natürlich kommt er wieder«) gesagt. Eine Entscheidung soll erst nach der WM fallen. Die Gerüchte, Berichte und Spekulationen um die Zukunft ihres Erfolgstrainers (Vertrag bis 2020) können nicht gut sein und die SG-Verantwortlichen nicht freuen, selbst wenn sie intern vielleicht schon mehr wissen. Viele Fans jedenfalls sind von der Ungewissheit zunehmend genervt. Sicherlich wäre es grandios für die SG und ihre Anhänger, wenn »Ljubo« bliebe. Erst recht, wenn er sich noch möglichst viele weitere Jahre zur SG bekennt. Oder wenn der Schwede, der zweifelsohne einer der allerbesten Trainer dieser Welt ist und wunderschönen Handball zelebrieren lässt, vor allem die Deutsche Meisterschaft selbst noch nach Flensburg holt. Kann, muss aber nicht. Die These erscheint ein bisschen gewagt, doch diese eingespielte, kluge Mannschaft mit verlässlichen Eckpfeilern wie Tobias Karlsson, Thomas Mogensen, Lasse Svan, Mattias Andersson oder Holger Glandorf ist so gefestigt, dass sie es mit einer wohlüberlegten (immerhin weiß der Verein seit Monaten Bescheid) externen Trainer-Lösung oder dem bisherigen Co-Trainer Maik Machulla bereits in dieser Saison zum Titel schaffen könnte. Um die SG Flensburg-Handewitt muss man sich bei einem vorzeitigen Vranjes-Abgang, der finanziell so richtig die Kassen klingeln ließe, keine Sorgen machen. Das Gerüst der Mannschaft steht, der Verein ist für potenzielle Neuzugänge attraktiv, hat einen ausgezeichneten Ruf und tolle Fans. Der Gedanke fällt schwer, doch es würde auch ohne Ljubomir Vranjes weitergehen.
Resume
Afgørelsen træffes først efter VM i Frankrig, men muligheden er der for, at Ljubomir Vranjes forlader SG Flensburg-Handewitt til sommer, tre år inden hans kontrakt udløber i 2020. Træneren har som bekendt et tilbud fra Veszprém i Ungarn. Flensborg Avis har kigget på mulige efterfølgere. Kandidater er den norske landstræner Christian Berge, SG-assistent Maik Machulla, de danske landstrænere Gudmundur Gudmundsson (herre), Klavs Bruun Jørgensen (damer) eller svenske Ola Lindgren.