»Ich lasse nichts auf die Mannschaft kommen«

Maik Machulla hat die Montpellier-Katastrophe analysiert und will jetzt Rang zwei in der Liga. Foto: Martin Ziemer

Flensburg. Knapp eine Woche ist vergangen seit die SG Flensburg-Handewitt sang- und klanglos aus der Champions League ausgeschieden ist. Spieler und Verantwortliche hatten nach dem 17:29-Debakel im Viertelfinal-Rückspiel in Montpellier keine Erklärung für das Geschehene. Es galt, sich Gedanken zu machen, wie alle Seiten betonten. Dies ist unter der Woche passiert, aber viel schlauer sind die Nordlichter nicht unbedingt geworden.

Wir haben mit Maik Machulla gesprochen und den Trainer zu seiner Analyse befragt. 

Flensborg Avis: Wie habt ihr das Aus verarbeitet und wie fällt einige Tage danach die Fehleranalyse aus?
Maik Machulla:Einige Spieler waren lange geknickt bzw. sind es immer noch, vor allem die Etablierten, die sich ärgern, dass sie ihre Leistung nicht abrufen konnten. Jeder geht anders damit um, aber es ist noch nicht abgehakt. 

»Auch ich muss mich hinterfragen«

Wie sieht es bei Ihnen persönlich aus?

Auch ich habe und muss mich hinterfragen. Für mich als Trainer ist das eine neue Herausforderung mit der ich umgehen muss. Ich lerne jeden Tag und am meisten aus Niederlagen. 

Wie fällt die Analyse aus, woran hat es gelegen, dass ihr derart deutlich rausgeflogen seid?
Ich habe viele Gespräche mit jedem einzelnen Spieler geführt. Alle waren sehr selbstkritisch, aber wir haben nicht den einen Grund gefunden. Natürlich war unsere Chancenverwertung wie auch in den Spielen zuvor nicht gut, aber so ein Spiel war nicht zu erwarten. Es gab keine Anzeichen, wir haben nichts anders gemacht als sonst. Und es ist mir auch zu billig, zu sagen, dass wir am Donnerstag davor ein Spiel hatten und Montpellier eine Woche Zeit hatte sich vorzubereiten. Sport ist nicht planbar und deshalb gibt es solche Spiele. Wie kann Dänemark 2014 das Finale bei der Heim-EM mit 32:41 gegen Frankreich verlieren oder wie kann Barcelona im Halbfinale der Champions League 2014 eine Sechs-Tore-Führung gegen uns noch hergeben - so etwas kann man nicht erklären. Wir hatten vorher ein gutes Gefühl, aber Fakt ist, dass uns so etwas nicht passieren darf. Jeder muss daraus die richtigen Schlüsse ziehen und lernen. Nur dann kann dieses Spiel irgendwann noch etwas Gutes haben. Wenn man aber nicht den einen Grund in der Analyse findet, muss man das auch so akzeptieren. 

War es vielleicht eine Qualitätsfrage?
Nein, dass finde ich nicht. Natürlich sind einige meiner Spieler im Herbst ihrer Karriere, aber sie haben in dieser Saison in 50 Spielen ein konstantes Niveau gezeigt und auch in den Jahren davor war die SG immer vorne mit dabei, bzw. hat sich solche Spiele wie ein Viertelfinale in Montpellier erarbeitet. Ich lasse nichts auf die Mannschaft kommen. Wir machen uns den allergrößten Druck. Außenstehende haben lediglich eine Erwartungshaltung und ich kann auch verstehen, dass sie unzufrieden sind, aber ich lasse keine Kritik gelten, die uns die ganze Saison kaputt macht. Wir stehen in der Liga genau so gut da wie vor einem Jahr. In der Champions League sind wir zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale ausgeschieden, nur im Pokal sind wir diesmal an diesem Wochenende nicht beim Final Four in Hamburg. Wir sind trotzdem ein erfolgreiches Team und spielen guten Handball. 

Nichts vom ewigen Zweiten wissen

Dennoch verliert die SG seit vielen Jahren in allen Wettbewerben auch wichtige Spiele, woran liegt das?

Für mich ist ein Spiel in Hüttenberg im Oktober genau so wichtig wie eins jetzt in Montpellier, daher will ich auch nichts vom ewigen Zweiten wissen. Richtig ist, dass wir immer wieder entscheidende Spiele erreichen, die letzte Hürde aber oft nicht nehmen. Da müssen wir uns verbessern und uns belohnen, einfach weil wir derart hart dafür arbeiten. Trotzdem glaube ich, dass es 15 Clubs in der Bundesliga gibt, die gerne mit uns tauschen würden. Und nehmen wir mal das Viertelfinale in der Champions League vor drei Jahren in Kielce, da wurden wir betrogen, sonst wären wir in Köln gewesen. Es gibt aber Vereine, die vom Anspruch her immer in Köln sein müssen, es aber auch nicht sind. 

Warum hat Kentin Mahé in beiden Spielen gegen Montpellier keine Rolle gespielt?
Ich habe denen, die gespielt haben, vertraut. Sie haben es zuletzt sehr gut gemacht und für mich gehören noch andere Dinge dazu, als das rein Sportliche. Ich erwarte einen respektvollen Umgang miteinander innerhalb des Teams. Da sind einige Dinge vorgefallen, die so nicht zu akzeptieren sind und dann kann man sportlich auch keine Rolle spielen. 

Ihr habt noch vier Spiele in der Liga, wie geht ihr diese jetzt an?
Wir müssen jetzt nach vorne schauen und die letzten vier Spiele gemeinsam mit unseren Fans so erfolgreich wie möglich bestreiten. Dass sind wir uns schuldig, schließlich wollen wir uns mit Platz zwei - das ist unser Ziel - für eine ingesamt gute Saison belohnen.

Ruwen Möller