Fußball
»Förderungen aus der Region wären toll«
Mittendrin Nehle Mommsen. Die Projektmanagerin aus Flensburg hat seit Wochen diese Großveranstaltung vorbereitet, die im Anschluss noch mit einer After-Show-Party abschloss. »Die Arbeit mit der Europeada 2020 macht mir richtig viel Spaß. Wie der Präsident Loránt Vincze schon auf der Bühne sagte, geht es bei der Europeada eben mal nicht um Rechte, Kämpfe, Freiheit und Anerkennung. Sondern, neben der sportlichen Herausforderung, um Zusammensein und Spaß«, sagte Mommsen im Gespräch mit Flensborg Avis.
Vor allem ist die Europeada, die im Sommer dann zum vierten Mal stattfinden wird, ein Ereignis, dass auch jüngere Menschen anzieht. »Ab 16 darf man mitspielen. So kommen mal ganz andere Menschen an Projekte«, erklärt die gebürtig aus Husum stammende Nehle Mommsen.
Allein von den Mannschaften (24 Männer und sieben Frauenteams) werden mit Spielern/innen, Delegation, Trainern, Betreuern und so weiter rund 900 Teilnehmer rund um den Klopeiner See versammelt sein. Hinzu kommen dann noch die vielen Anhänger der Teams.
»Die Europeada ist eine Art Hype geworden. Es sind diesmal wieder drei neue Minderheiten dabei mit dem FC Pomak aus Bulgarien, den Burgenlandkroaten HKD und den Slowenen in Italien. Es muss ein wahnsinniges Interesse da sein. Man muss sich das aber auch leisten können«, erklärt Mommsen. »Es muss für die einzelnen Minderheiten auch einen Wert mit sich bringen. Denn allein Fußball kann man sonst auch in seinem Nachbardorf spielen.«
Was die Anzahl der Teams anbelangt, so sieht die 29-Jährige »noch Luft nach oben. Bei den Frauen sowieso.« In Kärnten, bei der slowenischen Minderheit in Österreich, hätte man sogar 28 Männerteams unterbringen können, berichtet Nehle Mommsen.
»Ja, Gastgeber müssen viel Geld aufbringen. Es muss klar sein, dass die Region dahinter steht, weil die Infrastruktur gut sein muss«, weiß Nehle Mommsen.
Um die Aufgaben zu bewerkstelligen ist Nehle Mommsen von Flensburg aus in engem Austausch vor allem mit Marko Oraze von den Kärtner Slowenen, um die Vorbereitungen voranzutreiben. »Da muss man sich auf andere verlassen können. Ich bin ein entspannter Mensch und habe viel Vertrauen«, so Mommsen.
Am Abend der Auslosung konnte sie noch nicht genau sagen, wie ihre Rolle bis zum Anpfiff am 20. Juni und dem Abschluss am 28. Juni genau sein wird. »Ich werde dabei bleiben, aber ob federführend, ist noch nicht klar«, verriet sie.
»Aus FUEN-Sicht würde ich mich freuen, wenn sich Minderheiten schon mal Gedanken machen, ob sie eventuell Gastgeber 2024 sein möchten. Denn dass sich für die bevorstehende Europeada 2020 zwei Bewerber um die Ausrichtung bemüht haben (neben den Slowenen in Österreich auch als Gespann das Trio aus Friesen, der deutschen Minderheit in Dänemark und die dänische Minderheit in Deutschland), das war toll. Den Wettkampf damals fand ich großartig. Beide Regionen haben sich so viel Mühe gegeben«, sagt Nehle Mommsen.
Teilnahme für viele zu teuer
Auf die Frage, ob sie Wünsche habe, oder sich bezüglich der Europeada etwas ändern müsste, antwortete Nehle Mommsen: »Viele können nicht teilnehmen, weil es zu teuer ist. Es wäre toll, wenn es Förderungen aus der Region gäbe. Gerade kleinen Minderheiten bleibt es oft verwehrt, aktiv mitzumachen.« Von rund 400 Minderheiten in Europa seien 107 unter dem Dach der FUEN. Das zeigt, dass es noch mehr Potenzial gibt.
Nehle Mommsen war am Sonnabend erstmal froh, dass mit der Groß-Veranstaltung ein wichtiger Schritt für den Sommer 2020 gelungen ist. »Ja, ich bin glücklich. Und es fällt auch eine Last ab - aber eine fröhliche Last.«
Marc Reese
Steckbrief Nehle Mommsen
Alter: 29 Jahre
Geburtsort: Husum, lebt seit 2011 in Flensburg
Beruf: Seit 2014 bei FUEN (Federal Union of European Nationalities), am Hauptsitz in Flensburg
Ausbildung: Bankkauffrau