Handball
Ein Hilferuf der Handball-Bundesliga
Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), verdeutlicht den Ernst der Situation für die Bundesligavereine. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Das Coronavirus legt die Bundesliga bis mindestens Ende April lahm. Auch das ursprünglich für das Wochenende vom 17. bis 19. April in Berlin geplante Olympia-Qualifikationsturnier der Nationalmannschaft wurde am Freitag in den Juni verlegt. Zudem wurden alle Europapokal-Spiele und die EM-Qualifikation der Frauen bis 12. April ausgesetzt.
Davon betroffen sind unter anderem die für Ende März geplanten EM-Qualifikationsspiele der deutschen Frauen gegen Slowenien sowie das Champions-League-Heimspiel der SG Flensburg-Handewitt am 18. März gegen Montpellier HB. Auch die nächsten EHF-Pokal-Spiele der Rhein-Neckar Löwen, der Füchse Berlin, der MT Melsungen und des SC Magdeburg sind betroffen. Den Clubs fehlen dadurch etwa Ticketing- und Sponsoreneinnahmen, also ihre Haupteinnahmequellen.
«Unterstützung der Politik ist zwingend notwendig, dass es für uns als Wirtschaftsunternehmen die gleiche Unterstützung gibt wie für andere Wirtschaftsunternehmen auch. Um Gottes willen keine Bevorzugung, aber auch keine Benachteiligung», sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. «Wir müssen jetzt alle gemeinsam schauen, wie wir diese Phase überstehen. Ein probates Mittel wäre, dass wir Krankenkassenbeiträge nicht mehr zahlen müssen oder öffentlich finanziertes Kurzarbeitergeld beziehen können.»
Am Montag (11 Uhr) schalten sich die Bosse der Bundesliga-Clubs in einer Telefonkonferenz zusammen, um über konkrete Forderungen an die Politik zu beraten.
Der Deutsche Handballbund (DHB) richtete am Freitag zudem einen eindringlichen Appell an alle Vereine und forderte die Aussetzung des kompletten Spielbetriebs bis mindestens 19. April. Diese Forderung umfasst alle Ligen in Deutschland, von der Bundesliga bis zum Spielbetrieb aller Landesverbände und deren Gliederungen. Alle Spiele - in der Bundesliga, im Europapokal, in der EM-Qualifikation sowie im DHB-Pokal - sollen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Das Olympia-Qualifikationsturnier der Nationalmannschaft mit Spielen gegen Schweden, Slowenien und Algerien soll vermutlich in der zweiten Juni-Hälfte stattfinden.
«Sportliche Prioritäten müssen im Moment klar hintenanstehen», sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann. Auch die Lehrgänge der Nationalmannschaften werden laut DHB-Angaben vorerst abgesagt. Wie und ob es weitergeht, weiß derzeit niemand.
«Jetzt sind Schlecht-Wetter-Management-Qualitäten gefordert. Wir haben jahrelang einen Wachstumskurs gehabt, jetzt ist eine neue Situation», sagte Bundesliga-Geschäftsführer Bohmann. «Wir können uns jetzt nicht wie geschlagene Hunde in die Ecke legen.» Aber je länger die Corona-Krise andauert, desto bedrohlicher wird die Situation auch für die Liga. «Für drei Monate ist das vielleicht zu managen. Wenn wir ein ganzes Jahr damit zu tun haben, wäre das eine komplett neue Lage.»