Sportmix

Die Herausforderung Geisterspiel

Für Torge Paetow (r.) und den SC Weiche Flensburg 08 sind Geisterspiele ein finanzieller Schlag ins Kontor. Archivfoto: Sven Geißler

Flensburg. Die Landesregierung in Schleswig-Holstein hat gehandelt und aufgrund des Coronavirus alle Veranstaltungen mit über 1000 Personen untersagt. Davon betroffen auch die großen Sportmannschaften des Landes (wir berichteten). So werden Spiele abgesagt oder gar Partien vor leeren Rängen drohen. Ein Horrorszenario und das nicht nur für die Fans. Während die Topmannschaften im Fußball mittlerweile nur noch Bedingt auf die Einnahmen aus dem Kartenverkauf für die Heimspiele angewiesen sind, ist es für die Mannschaften darunter und auch in anderen Sportarten immer noch ein wichtiger Bestandteil der Saisonetats. Zwar gibt es Versicherungen, die vor einem Event-Ausfall schützen, doch nur unter bestimmten Bedingungen. 

Höhere Gewalt

"Wir haben derzeit viele Anfragen, ob man sich als Verein dagegen versichern kann. Derzeit greifen Versicherungen aber nur bedingt, da es sich um höhere Gewalt handelt. Die Situation für die Vereine ist sicherlich verheerend", erklärt Christian Jürgensen, von Balticfinance, die unter anderem im Sportbereich als Versicherer arbeiten. 


Jürgensen musste zudem auch selbst als Kapitän der Regionalliga-Fußballer des SC Weiche Flensburg 08 die Auswirkungen des Coronavirus spüren. Das für Freitag angesetzte Landesderby gegen den VfB Lübeck wurde nach dem Erlass der Landesregierung verlegt. Der erwartet hohe Zuschauerzuspruch hätte ganz sicher auch der Kasse des grundsätzlich auf soliden Beinen stehenden SC Weiche Flensburg 08 gut getan. Die 3. Liga hat sich zudem entschieden die beiden anstehenden Spieltage zu verlegen, um nach Möglichkeit nicht vor leeren Rängen spielen zu müssen.

Die Event-Ausfall Versicherung schützt den Versicherten vor Wetterrisiken, Terrorismus, nationale Trauer, Verhinderung einer Hauptperson z.B. durch Erkrankung oder Tod und erheblicher Schaden am Eigentum, aber vor leeren Rängen und damit leeren Kassen bei Spielen eben nicht.

Existenzielle Frage

Ein Umstand, der auch die Handballer der SG Flensburg-Handewitt hart treffen dürfte, sollte es in den Partien gegen Montpellier (18. März), Hannover (22. März) und Lemgo (9. April) ohne mit Zuschauern gefüllte Tribünen gehen. 


So sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke nach dem Erlass der Landesregierung: "Die wirtschaftlichen Folgen dieser Entscheidung der Landesregierung sind derzeit für die SG nicht vollumfänglich absehbar." 

Frank Bohmann, Geschäftsführer der HBL, fürchtet angesichts der Corona-Krise schwere wirtschaftliche Konsequenzen für die Vereine. "Es geht nicht um drei oder vier Heimspiele, es geht um existenzielle Fragen. Die Clubs sind aus gutem Grund sehr angespannt", so Bohmann.

Das weitere Vorgehen der Handball-Bundesliga wird am kommenden Montag auf einer Sitzung der HBL abgesprochen. Ausgang offen. In Dänemark hat die Regierung Maßnahmen eingeleitet die Veranstaltern, unter anderem von Sport-Events, finanziell unter die Arme greifen soll. Davon ist man in Deutschland derzeit noch ein gutes Stück entfernt.

Keine Panik

Nach dem Grundschulaktionstag der SG Flensburg-Handewitt am vergangenen Dienstag in der Siegfried-Lenz-Schule in Handewitt, wurde der Puls nochmal schneller bei den SG-Verantwortlichen. Die Schule verzeichnete einen Corona-Vorfall im Schulumfeld und hat seine Schüler bis einschließlich Freitag nach Hause geschickt.


Bei der SG bewahrt man aber Ruhe und wartet die Ergebnisse der Untersuchungen und des Gesundheitsamtes ab. Wie das Champions-League-Spiel in der kommenden Woche über die Bühne gehen soll, wird noch abschließend geklärt und in den kommenden Tagen bekannt gegeben. Der Europäische Handballverband (EHF) hat in jedem Fall festgesetzt, dass die Spieltermine des Achtelfinales eingehalten werden müssen.

Timo Fleth