Sa - 03.03. 15:30 Uhr
Volksparkstadion
46739
Schmidt (Stuttgart)
Dem Abstieg ganz nah: HSV nach Nullnummer ohne Hoffnung
In dieser Saison scheint es den HSV um Torwart Christian Mathenia zu erwischen. Es gibt kaum noch Hoffnung im Abstiegskampf. (Foto: Axel Heimken/dpa)
»Ich bin von der Natur aus ein Mensch, der nicht aufgibt, wenn es rechnerisch noch möglich ist. Aber ich bin Realist genug, um zu wissen, dass wir das Spiel hätten gewinnen müssen, um im Endspurt eine Restchance zu haben«, räumte Stürmer Sven Schipplock ein. Da es aber trotz 20:5 Torschüssen und 11:1 Ecken nur zu einem mickrigen Pünktchen reichte, wird es anders als 2014, 2015 und 2017 dieses Mal ziemlich sicher keine Last-Minute-Rettung geben. »Aufgeben liegt nicht in meinem Naturell, aber wir brauchen schon ein kleines Wunder«, gestand auch Trainer Bernd Hollerbach, der weiter ohne Sieg als HSV-Coach ist - und am Sonnabend mit seinem Team bei Rekordmeister FC Bayern die nächste Klatsche fürchten muss. In puncto Einsatz konnte man den Hamburgern dieses Mal keinen Vorwurf machen. Die Mannschaft hatte »alles reingehauen«, wie Hollerbach immer wieder betonte. Doch die Qualität im Kader reicht einfach nicht aus, selbst einen so schwachen Gegner wie Mainz zu besiegen. Dass der Club in der Winterpause nicht noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wurde, wird als einer der schwersten Fehler in die Vereinsgeschichte eingehen. Die Idee, nicht erneut auf neues Geld von Klaus-Michael Kühne zu setzen und damit nicht noch abhängiger von dem launischen Gönner zu werden, war eine hehre - allein der Zeitpunkt für diesen Kurswechsel war der kolossal falsche.
Kultuhr vor Stillstand
Weshalb die aktuellen Entscheidungsträger beim nun notwendigen Neuaufbau im Unterhaus keine Rolle mehr spielen werden. Die Tage von Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, Sportdirektor Jens Todt und Trainer Bernd Hollerbach an der Elbe sind längst gezählt. Hinter den Kulissen treibt der alte und neue Präsident Bernd Hoffmann die Pläne für die ungewisse Zukunft bereits vehement voran. Es soll unbedingt verhindert werden, dass es dem HSV so ergeht wie den Traditionsclubs 1860 München oder 1. FC Kaiserslautern, die sich vom Abstieg aus der Bundesliga bis heute nicht erholt haben. Viel wird davon abhängen, ob der HSV die völlig verkorkste Saison mit Anstand zu Ende bringt, jetzt wo der Abstieg bei weiter sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz fast schon besiegelt scheint. Neun Spieltage Erstklassigkeit bleiben noch, dann wird die Kultstatus besitzende Stadionuhr wohl zum Stillstand kommen. Wichtig wird es sein, bei den Fans mit zumindest couragierten Leistungen Hoffnungen auf eine bessere Zukunft zu wecken. Im Netz wird bereits über die bevorstehenden Auswärtsfahrten nach Sandhausen, Aue und Bielefeld gehöhnt. Am Sonnabend besangen die Anhänger mit bewundernswertem Trotz den noch gültigen Status als einziger Dino der Bundesliga. Doch nach dem 0:0, bei dem Filip Kostic zur Krönung auch noch einen Elfmeter vergab, machten auch sie deutlich, was nach dem Abpfiff alle wussten und fühlten. »Absteiger, Absteiger«, hallte es durch den Volkspark. Und niemand machte sich mehr die Mühe zu widersprechen.