Auch die gemeinsamen Wege trennen sich

Kentin Mahé und Henrik Toft Hansen verlassen die SG und gehen erstmals seit fünf Jahren getrennte Wege. In unserem Abschluss-Interview hatten die beiden viel Spaß und die meisten ihrer Antworten gaben sie mit einem Augen-zwinkern. Fotos Lars Salomonsen / Archiv

Flensburg. Von 2013 bis 2015 spielten sie gemeinsam beim HSV. Seither drei Jahre lang Seite an Seite für die SG Flensburg-Handewitt, mit der sie am Sonntag (15 Uhr/live Sky) gegen FA Göppingen Deutscher Meister werden können. Nachdem bei den Olympischen Spielen 2016 der Däne Henrik Toft Hansen im Endspiel gegen den Franzosen Kentin Mahé gewann, wäre es ihr erster gemeinsamer großer Titel.

Flensborg Avis sprach mit Mahé, der nach Veszprém geht, und Henrik Toft Hansen (nach Paris) über ihre gemeinsamen Jahre, die Karibik und Probleme mit dem Umzugsunternehmen.

Flensborg Avis: Henrik, nachdem Melsungen gegen die Rhein-Neckar Löwen gewonnen hat, habt ihr die Meisterschaft in der eigenen Hand. Wie hast du diesen Umschwung in der Meisterschaft erlebt und wie gehst du Sonntag in das entscheidende Spiel?

Auf deutsch - oder auf französisch?

Henrik Toft Hansen: Ich habe das Spiel im Hintergrund laufen gehabt, mich allerdings um meinen Sohn gekümmert. Die letzten zehn Minuten habe ich gesehen. Es war spannend und plötzlich war es eine andere Situation. Es war ein schönes Gefühl, aber auch ein Gefühl von: jetzt müssen wir unsere harte Arbeit auch beenden. Wir haben viel Zeit um uns auf Sonntag vorzubereiten. Es ist ein wichtiges Spiel, alle reden drüber und ich hoffe das die ganze Stadt bereit ist, Gas zu geben. 


(Die erste Frage haben wir auf dänisch gestellt, da Mahé noch nicht anwesend war. Er wollte sich nach dem Training ein frisches T-Shirt holen und kam plötzlich dazu ...)
Mahé: Auf deutsch ... oder auf französisch ...? Henrik, kannst du schon fanzösisch sprechen?
Toft Hansen: Nein, überhaupt nicht, Mahé hat mir bisher nur Schimpfwörter beigebracht.
Mahé: Zensiert an dieser Stelle.

Mahé: Ich war auch fassungslos

FlA: Wir haben darüber gesprochen wie Henrik das Spiel Melsungen gegen die Löwen erlebt hat. Wie war es bei dir?Mahé: Ich habe es mir angeguckt, aber es war nur ein Handballspiel. Wir dürfen uns nicht damit aufhalten. Es hat uns eine gute Ausgangslage beschert, aber es ist jetzt schon wieder lange her. 


FlA: Es hat euch aber erst in die Situation gebracht, Meister werden zu können ...
Mahé:Ja, ich weiß was du meinst. Ich war auch fassungslos von dem Ergebnis und meine Freundin hat vor dem Fernseher geschrien. Ich dachte nur: was geht hier ab. 

Euer Trainer Maik Machulla sagt, Sonntag ist es die Kunst, die richtige Balance zwischen Emotionen und nicht überdrehen hinzukriegen. Was glaubt ihr, worauf kommt es an?
Mahé: Unter solchen Bedingungen einen Wurf zu nehmen, ist noch geiler, als einen normalen Wurf zu nehmen, wenn man nicht Meister werden kann. Es steckt noch mehr Verantwortung drin und macht mehr Spaß.
Toft Hansen: Außerdem ist es das letzte Spiel für viele und auch deshalb haben wir Fokus auf das Spiel. Es wird 2 mal 30 Minuten ein harter Kampf und dann schauen wir, wozu es reicht. 

Mahé krümmt sich vor lachen

Kentin Mahé hatte beim Interview viel Spaß. (Foto: Lars Salomonsen)

Rückt das Abschiednehmen - auch ihr beide geht - aktuell in den Hintergrund, ist das Thema im Team?

Mahé: Nein, gar nicht. Es ist ein Stück von der SG. Egal ob wir um die Meisterschaft gespielt hätten oder nicht, gehören Abschiede dazu. Die SG kann das gut und würdigt jeden Spieler. Wir sind erst drei Jahre hier, das ist im Vergleich mit einigen anderen nicht so lange, aber es steht im gleichen Fokus und Abschied nehmen mit der Meisterschaft wäre optimal. 

Wie nehmt ihr beide voneinander Abschied, ihr habt auch in Hamburg schon zusammen gespielt, könnt ihr überhaupt ohne einander? 
(Beide umarmen sich und klopfen sich auf die Schulter.)
Toft Hansen: Das wird besonders, aber deswegen habe ich meinen Bruder nach Veszprém geschickt (René Toft Hansen wechselt vom THW Kiel nach Ungarn/Anm. d. Red.), damit Mahé einen aus der Familie bei sich hat.
(Mahé krümmt sich vor lachen.)
Mahé: Es war irgendwie geil die letzten fünf Jahre. Wir haben uns in Hamburg das erste Mal so richtig an der Binnenalster bei einem Kaffe getroffen. Du kamst mit deiner Frau Ulrika und ihr konntet kaum deutsch, das ist meine erste Erinnerung an dich.

Catwalks und Fashionshows

Toft Hansen: Wir kamen damals mit großen Ambitionen und haben auch schon einige Finals gemeinsam gespielt. Die fünf Jahre gingen aber schnell vorbei und wir haben uns auf sowie neben dem Spielfeld gut kennengelernt. 


Henrik, du hast deinen Bruder nach Ungarn geschickt und du Kentin, hast Henrik die Stadt ausgesucht? Du bist in Paris geboren und dort wird Henrik demnächst bei PSG spielen?
Mahé: Genau, ich habe ihm die Stadt ausgesucht, damit er auch ein paar Catwalks und Fashionshows besuchen kann. Henrik ist schließlich bekanntlich ein großer Modefan? 
(Henrik lacht herzhaft.) 

Kentin, hast du Tipps für ihn, wie er sich in Paris zu verhalten hat?
Mahé: Er braucht kein Auto. Fast alle Handballer sind ohne Auto. Ich finde es erstaunlich, aber es geht.
Toft Hansen: Mit Fahrrad und Metro kommt man auch weit.
Mahé: Und mit Uber, die App habe ich dir doch runtergeladen.
Toft Hansen:Ja, das stimmt. 

Gewisser Herr Mahé hatte Termin bereits geblockt

Kentin, hast du Henrik auch Tipps gegeben, wo er wohnen kann?

Mahé:Nein, so gut kenne ich mich da auch nicht mehr aus.
Toft Hansen:Eine Wohnung zu finden schaffe ich schon alleine.
Mahé:Vielleicht im Louvre oder im Schloss Versailles, da soll auch noch ein Zimmer frei sein. (Beide lachen und klatschen sich ab.) 

Okay, also Wohnung ist kein Problem, aber wie steht es um den Umzug, da gibt es scheinbar leichte Probleme?
Toft Hansen: Nein, kein Problem. Man ruft ein paar Leute an und schon geht es. Schon, aber bei diesen Leuten ist dir Kentin irgendwie zuvor gekommen? (Mahe lacht.)Toft Hansen:Ich habe ein Umzugsunternehmen angerufen und gefragt, ob sie meinen Umzug an einem bestimmten Datum machen konnten. Konnten sie nicht, weil ein gewisser Herr Mahé den Termin bereits blockiert hatte, dabei ist mein Umzug doch viel wichtiger.

Umzug ja, aber bevor ihr auseinandergeht, steht noch eine gemeinsame Reise in die Karibik an. So ganz ohne einander könnt ihr nicht oder was hat es mit dem Urlaub auf sich?
Toft Hansen:Urlaub? Das ist ein Trainingslager. Wir haben nächste Woche erst ein Testspiel mit Dänemark zu Hause gegen die Schweiz. Danach fliegen wir mit den Franzosen ins Trainingslager. Was wir da genau machen weiß ich nicht. Allerdings gibt es zwei Testspiele gegeneinander.

»Wir stoßen dann auf meine Tochter an«

Mahé:Es ist eine Mischung aus Urlaub und Trainingslager. 


Wie kam es dazu?
Mahé:Vor unserer Heim-WM 2015, zu der wir automatisch qualifiziert waren, sind wir mit Frankreich bereits einmal nach Guadeloupe geflogen. Jetzt sind wir als Titelverteidiger und die Dänen als Gastgeber ebenfalls bereits für die WM 2019 qualifiziert. Daher nehmen wir uns die Zeit und können Handball mit ein bisschen Urlaub verbinden. 

Und ihr könnt dort in Ruhe voneinander Abschied nehmen?
Mahé:Genau, wir stoßen dann auf meine Tochter an (Mahé wurde vor wenigen Wochen zum ersten Mal Vater/Anm. d. Red.), auf hoffentlich einen gemeinsamen Titel und ich bringe Henrik noch ein paar französische Wörter bei.
Toft Hansen:Hoffentlich haben wir dann einen Titel und hoffentlich sind es Wörter, die ich auch benutzen kann. 


RESUME: Danske Henrik Toft Hansen og franske Kentin Mahé har de seneste fem år spillet håndbold sammen på klubplan. Først to år i Hamborg og siden 2015 for SG Flensburg-Handewitt. Søndag spiller de mod FA Göppingen deres sidste kamp i fællesskab og kan blive tyske mestre. Toft Hansen skifter til næste sæson til Paris, hvor Mahé er født, og franskmanden tager kurs mod Veszprém i Ungarn. Her kommer han bl. a. til at spille med Henrisk bror René (skifter fra THW Kiel til den ungarske storklub). Inden Mahé og Henrik Toft Hansen forlader fjordbyen, vil de gerne afslutte med guldet i Bundesligaen, det fortæller de i vores afskedsinterview, som er det sidste i rækken med de i alt seks spillere, som ikke fortsætter i SG. Det vil være deres første titel i fællesskab. Med landsholdene kæmpede de indtil vider kun mod hinanden om guld.

Ruwen Möller