TSV Nord Harrislee

Zurück an alter Wirkungsstätte

24. September 2020, 13:19 Uhr

Melanie Steffensen ist ein Familienmensch und freut sich über jede Minute mit ihren Mann Tim, Tochter Maja und Hund Frida. Foto: Privat

Flensburg. Was für den Chefcoach gilt, ist auch bei Melanie Steffensen der Fall. Genau wie Olaf Rogge ist sie seit dieser Saison beim TSV Nord Harrislee zurück an alter Wirkungsstätte. Die ehemalige Spielerin ist nun Co-Trainerin beim TSV und möchte gemeinsam mit Chefcoach Rogge, der seine zweite Amtszeit angetreten hat, die Geschicke der Zweitliga-Damen leiten. An der Seite von Rogge hat sie noch nicht gearbeitet, beide kennen sich aber aus vielen gemeinsamen Jahren in verschiedenen Mannschaften. 
«Ich habe als junges Mädchen Landesauswahl gespielt. Da war Olaf Co-Trainer. So lange kennen wir uns schon«, sagt Steffensen über den Mann, der später auch ihr Trainer bei den Nordfrauen wurde.
»Im Juni rief Olaf mich an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe das zuhause besprochen und gemerkt, dass ich echt Lust dazu hätte«, so Steffensen, die seit ihrem Karriereende vor acht Jahren Handball eigentlich nur ab und zu mal im Fernsehen geschaut hatte.

Die Heimstätte der Nordfrauen, die Holmberghalle, ist allerdings kein neues Pflaster für die 36-Jährige, denn insgesamt 12 Jahre hatte sie in der zweiten und dritten Liga für den TSV gespielt, bevor sie 2012 die Handballschuhe an den Nagel hing. Angefangen hatte sie als 11-Jährige in der D-Jugend des Vereins.
Und an ihr erstes Frauen-Spiel kann sie sich noch genau erinnern.
»Ich war gerade 16 Jahre alt und habe überall trainiert, in der B- und A-Jugend und bei den Frauen. Als sich vorm Spiel gegen Wismar die etatmäßige Linksaußen verletzt hatte, hat mich unser damaliger Trainer gefragt, ob ich meine Schuhe dabei habe. Die hatte ich natürlich immer mit. Kurz vor Schluß durfte ich spielen und am Ende sogar einen Siebenmeter werfen. Den habe ich über die sehr große Torhüterin gehoben. Das vergesse ich nie«, sagt Steffensen.
Viele Jahre hatte sie dann sowohl auf Linksaußen gespielt, aber auch immer mehr als Mittelfrau die Fäden gezogen.
»Das hat mir richtig viel Spaß gemacht, Strategien zu erarbeiten. Ich war jetzt nicht die Frau mit dem Hammerwurf, habe daher immer versucht mit 1:1 durchzukommen oder meine Mitspielerinnen in eine gute Position zu bringen«, so Steffensen.
Zum Training ist sie immer mit dem Roller gefahren. Den bekam sie von ihrem Vater.
»Ich bin ja quasi ein "Schrottmädchen", da mein Vater in Kupfermühle einen Schrottplatz hat und ich als Kind entweder dort oder im angrenzenden Wald gespielt habe. Alte Roller oder Autos waren eigentlich immer in meiner Nähe«, schmunzelt Steffensen.
Weiter als eine Fahrt mit dem Roller sollte die Trainingshalle auch nicht weg sein, denn die Harrisleerin ist ein richtiger Familienmensch.
»Ich war mal bei SønderjyskE zum Probetraining, aber wollte dann doch immer lieber bei meiner Familie bleiben. Das war eigentlich auch das größte Geschenk, nämlich, dass ich mein geliebtes Hobby in der Nähe meiner Familie betreiben konnte«, sagt sie.
Und auch jetzt steht die Familie im Vordergrund. Seit 2005 lebt sie mit ihrem Mann Tim, den sie bei einem gemeinsamen Trainingslager mit der Zweiten der SG Flensburg-Handewitt kennengelernt hat, zusammen. 2010 kam die gemeinsame Tochter Maja zur Familie. Und seit kurzem gehört auch die Labradorhündin Frida zum Team.
An zweiter Stelle folgt Steffensens Job in Dänemark, wo sie Abteilungsleiterin in einem Kindergarten der Deutschen Minderheit ist. Ihr Mann Tim ist Lehrer an einer dänischen Schule in Flensburg. Das Leben in den Minderheiten gehört also zum Familien-Alltag dazu.
»Es ist einfach toll mit den Minderheiten in unserer Region. Sie sind ein Geschenk, sowohl durch die extra Sprache, aber auch das Zusammenleben hier bei uns«, ist Steffensen sich sicher.
Und auch wenn der Handball nur an dritter Stelle kommt, will Steffensen alles für das Team geben und der Mannschaft helfen, die Klasse zu halten.


Grit Jurack