Sieht gut aus und ist erfolgreich
Handball Champions League
Magnus Rød zeigte seine bislang beste Offensiv-Leistung im SG-Trikot seit er in Flensburg ist. Fotos: Inrid Anderson-Jensen
Nantes. Bei der Zusammenstellung der Playlist von Musikwart Marius Steinhauser gehen die Meinungen auseinander. Bei den bisherigen Leistungen seiner SG Flensburg-Handewitt nicht.
Während der Wechsel zwischen Mallorca-Partyhits, skandinavischen Songs, Hiphop oder auch mal härteren Klängen sogar bei einigen Mitspielern leichtes Kopfschütteln hervorrief, sind sich in Handball-Fachkreisen derzeit alle einig: der deutsche Meister von 2018 stellt auch in der neuen Saison ein starkes Team. Der 34:31 (18:16)-Auswärtssieg zum Auftakt in die Champions League beim Vorjahresfinalisten HBC Nantes war ein weiteres Ausrufezeichen der SG, die die Entwicklung der neuen Mannschaft genauso so schnell vorantreibt, wie Magnus Rød den Franzosen die Bälle ins Netz hämmerte.
»Es war ein super Spiel von uns. Wir haben das Tempo die ganze Zeit gut kontrolliert, viele einfache Tore durch die Außen gemacht und hatten nach rund 20 Minuten auch die nötigen Paraden, die es uns leicht gemacht haben«, so der Linkshänder, der in Nantes einer der Besten war. Mit sechs Treffern war er zudem der erfolgreichste Torschütze der SG. »Magnus hat heute hervorragend in der Abwehr, aber auch im Angriff gespielt«, sagte sein Trainer Maik Machulla und freute sich, dass er Vielspieler Holger Glandorf rund 45 Minuten lang schonen konnte. Im Vorwege der Partie hatte Machulla bereits angekündigt, dass Rød in dieser Saison auch vermehrt im Angriff eingesetzt werden sollte. Der Norweger freut sich darüber und ist bereit für den nächsten Schritt in seiner Entwicklung. »Wir kommen jetzt in die Phase, wo wir ständig englische Wochen haben. Ich weiß, dass ich vermehrt gebraucht werde und möchte natürlich den nächsten Schritt gehen und auch mehr in der Offensive spielen. Schön, dass es heute gut funktioniert hat«, so ein zufriedener Rød.
Ebenfalls stark trumpfte Simon Hald auf. Der dänische Kreisläufer durfte von Beginn an ran und sagte hinterher: »Es hat gut geklappt heute. Es wird nicht viele Mannschaft geben, die hier gewinnen werden. Wir hatten ein fantastisches Angriffsspiel«, so Hald, der mit seinen 203 cm und 115 kg sprichwörtlich eine Nummer zu groß für die Franzosen war. »Ich bin nicht unbedingt überrascht, ich freue mich eher über unseren Start«, sagte der baumlange Hald. »Besonders darüber, dass wir Neuen uns sofort so gut zurecht finden. Aber dafür haben wir in der Vorbereitung auch gut gearbeitet und die Erfahrenen helfen uns.«
Auffällig ist in der Tat, dass bei der SG derzeit die Mischung passt. Wer mit dem Team unterwegs ist und es beobachtet sieht, dass es sportlich und zwischenmenschlich passt. Dazu haben alle sichtlich Spaß miteinander - auf und neben dem Spielfeld. Nach zwei Siegen im Pokal und fünf in der Liga war es bereits der achte Pflichtspiel-Sieg der SG in der immer noch jungen Saison. Der Start darf somit trotz der Pleite im Supercup gegen die Rhein-Neckar Löwen als perfekt eingestuft werden. Der Erfolg in Nantes war zudem eine Wiedergutmachung für die Schmach von Montpellier, dem letzten SG-Auftritt in Frankreich am 29. April diesen Jahres. Damals schied der Champions-League-Sieger von 2014 sang- und klanglos gegen den späteren Gewinner aus. Nantes verlor damals im Finale, hatte zu Hause aber bis zum SG-Spiel am Sonntag erst ein einziges Spiel in der »Königsklasse« verloren. Jetzt sind es zwei. Auch weil bei der SG Benjamin Burić nach 15 Minuten ins Spiel kam und sofort funktionierte, genau wie von Machulla erhofft. Der Coach ließ diesmal wieder Torbjørn Bergerud von Beginn an ran. Doch wie bisher bei seinen anderen Einsätzen agierte Norwegens Nationaltorwart erneut unglücklich und hatte nur einen gehaltenen Ball zu verzeichnen. Im Gegensatz zum Liga-Spiel in Berlin, als Machulla ihm trotz mangelnder Paraden die gesamt erste Hälfte im Spiel ließ, reagierte der Coach diesmal schneller. »Ich habe weiterhin viel Vertrauen ihn Bergerud und er wird auch noch seine Leistung zeigen«, ist sich Machulla sicher, schickte aber Burić rein. »Der funktioniert sofort, auch wenn ich ihn von der Bank bringe«, hatte Machulla bereits im Vorfeld der Partie gesagt und sich die Torwart-Frage bis zuletzt offen gelassen. Von einem Sorgenkind will er bei Bergerud nicht sprechen, aber bei aller Euphorie die aktuell um den makellosen Saisonstart der SG herrscht, ist der Neuzugang aus Holstebro im Gegensatz zu den anderen Neuen noch nicht bei der SG angekommen. Und das weiß er selber. Immer wenn der Spalt zur SG-Kabine einen spalt aufging, sah man Bergerud in Gedanken versunken auf seinem Platz direkt neben der Tür sitzen. Als einer der letzten kam er aus der Kabine, um sich dann zu erklären.
Selbstkritisch
»Es ist eine schwierige Phase und insgesamt ein schwieriger Start für mich«, zeigte er sich selbstkritisch und nahm kein Blatt vor den Mund. »Ich bringe meine Leistung noch nicht. Im Training klappt es, daher weiß ich, dass es auch im Spiel kommen wird. Ich mache mir natürlich Gedanken, bleibe aber ruhig und habe keine Angst, dass es nicht irgendwann klappt. Schön ist, dass es bei Benjamin funktioniert und wir trotzdem gewinnen, auch wenn ich noch nicht viel dazu beitragen kann.«
Der 24-Jährige hat sein Lachen deswegen aber noch nicht verloren. »Ich mache mir aber noch kein Stress. Es ist frustrierend, aber jetzt muss man einfach hart weiterarbeiten.« Dazu gehört auch, dass er sich viel Rat beim SG-Kapitän Tobias Karlsson holt. Machulla wiederum telefoniert regelmässig mit Steinar Ege, dem Torwarttrainer der norwegischen Nationalmannschaft, der bereits lange mit Bergerud zusammenarbeitet. »Und dann habe ich ja noch meine Familie, mit der ich spreche«, so der Keeper. Mut machte ihm zudem sein Landsmann Rød. »Torbjørn ist ein super Torwart, dass hat er schon oft gezeigt und wird es auch hier noch zeigen. Es braucht einfach Zeit.«
Rød weiß aus eigener Erfahrung wovon er spricht. »Für ihn ist jetzt alles neu, die Mannschaft, die Sprache und das System. So war es bei mir auch vor einem Jahr und jetzt läuft es schon viel besser.«
Insgesamt gibt es bei der SG kaum etwas zu beklagen. Die Mannschaft spielt derzeit »sehr erwachsen«, wie es Rasmus Lauge formulierte. Und Glandorf spürt, dass die »Meisterschaft einen Schub« gegeben hat. Dies war in der Schlussphase in Nantes, als die Gäste ihre 30:24 (49.)-Führung ein wenig einbüßten, zu sehen. Obwohl es hektisch wurde, die Halle noch einmal kam, spielte die SG ihr Spiel in aller Ruhe bis zum Ende erfolgreich runter. Bereits am Mittwoch (19 Uhr/live Sky) geht es in der Champions League gegen den RK Zagreb weiter. Vielleicht darf Bergerud mal vor eigenem Publikum anfangen, damit auch bei ihm der Knoten platzt. Dann wäre die aktuell letzte Baustelle im SG-Spiel beseitigt und die nächste Kabinen-Party mi DJ Steinhauser garantiert.
Ruwen Möller rm@fla.de
HBC Nantes: Siffert, Dumoulin - Lagarde 4, Delecroix, Faluvegi, Claire 5, Auffret 2, Hansen 4, Pechmalbec 1, Tournat 3, Feliho, Emonet, Rivera 6/4, Lazarov 2, Gurbindo 3, Balaguer 1
SG Flensburg-Handewitt: Bergerud (1.-15.), Buric (ab 15.) - Karlsson, Golla 4, Hald 3, Glandorf 3, Svan 3, Wanne 4, Jeppsson 3, Jøndal 2, Steinhauser, Zachariassen n .e., Gottfridsson 1, Lauge 5, Baijens n. e., Rød 6
Schiedsrichter: Eliasson/Palsson (Island);
Zuschauer: 5108;
Siebenmeter: 5/4:1/0 (Jøndal übers Tor – Buric hält gegen Rivera);
Zeitstrafen: 2:5 (Lagarde, Feliho – Karlsson 2, Rød, Wanne, Gottfridsson)
Resume
Efter fem sejre i træk i Bundesligaen åbnede SG Flensburg-Handewitt også årets Champions Legaue-turneringen med en overbevisende indsats. Hos HBC Nantes, som stod i finalen sidste sæson, vandt SG suverænt 34-31. Både resultater og spillemæssigt ser det godt ud for de tyske mestre, som har fået integreret de nye spillere som bl. a. danske Simon Hald og Benjamin Buric. Kun keeper Torbjørn Bergerud mangler stadig formen. Onsdag kl. 19 gælder det RK Zagreb.
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