Positive Anspannung vor der Premiere

DFB-Pokal

Thomas Bleicher
17. August 2018, 23:20 Uhr

»Wir werden uns nicht verstecken«, versprach SC-Mittelfeldmotor Dominic Hartmann. Foto: Martin Ziemer

Flensburg. Am Sonntag herrscht rund um das Manfred-Werner-Stadion Ausnahmezustand. Denn dann gastiert erstmals in einem Pflichtspiel der große Fußball im Flensburger Stadtteil Weiche. Jahrelang hatte der SC Weiche Flensburg 08 darauf hingearbeitet und scheiterte 2012, 2014 und 2016 jedes Mal nur knapp im Landespokal-Finale. In diesem Jahr gelang dann neben der Regionalliga-Meisterschaft der Erfolg im Pokal - mit dem Zusatz-Bonbon, in der 1. Pokalrunde einen Profi-Club zugelost zu bekommen.

Am Sonntag nun (Anpfiff 15.30 Uhr) gastiert der von Robin Dutt trainierte Zweitligist VfL Bochum im Manfred-Werner-Stadion.
Im Pressegespräch vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte gab sich SC-Trainer Daniel Jurgeleit am Freitag kämpferisch. 

Vorsichtig optimistisch

»Im Pokal will man immer eine Runde weiterkommen. Dieses Ziel ist eigentlich alternativlos«, sagte der Coach. In jedem Fall sei das Spiel »ein ganz besonderes, sowohl für die Mannschaft wie auch für die Stadt Flensburg.« Die Vorfreude sei riesengroß. »Wir haben nichts zu verlieren. Und ich hoffe, dass die Spieler alles aus sich herausholen.« Kapitän Christian Jürgensen unterstrich den hohen Stellenwert des Pokalspiels nach den vielen vergeblichen Anläufen. »Natürlich hätten wir auch auf einen Erstligisten wie Bayern München oder Dortmund treffen können.« Bochum sei aber auch ein attraktiver Gegner. »Und im Vergleich zu einem Spiel gegen einen Erstligisten sind unsere Chancen auch größer.« Und auch Dominic Hartmann, wie Jürgensen ein aktueller Spieler mit DFB-Pokal-Erfahrung, ist von der Qualität des eigenen Kaders überzeugt. »Wir wollen ein gutes Spiel machen und werden uns nicht verstecken.«

Es gibt noch Karten

Im Vorfeld des Spiels wurden bislang 2400 der insgesamt 3500 Karten verkauft. An den VfL gingen davon 500, die auch schnellstens vergriffen waren. »Für Kurzentschlossene gibt es also immer noch Karten«, sagte Liga-Geschäftsführer Harald Uhr.

Hierfür werden am Spieltag die Ticketschalter bereits um 13.30 Uhr geöffnet sein. Gegner Bochum nimmt die Sache in Flensburg ernst und reist bereits am Sonnabend an. Und wenn man VfL-Coach Robin Dutt Glauben schenken darf, ist der Ausgang des Spiels offen. »Ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel und einen knappen Ausgang.« Etwas Understatement klingt da schon durch, denn die Favoritenrolle scheint klar besetzt. Allein der Blick in die Kaderliste weist klangvolle Namen auf wie den australischen WM-Teilnehmer Robbie Kruse, Lukas Hinterseer, Tim Hoogland und Robert Tesche. Der vielleicht bekannteste Spieler ist sicher Sidney Sam, der allerdings für diese Partie gesperrt ist. »Gegen einen Zweitligisten kann man an einem guten Tag mit einem guten Plan eine Chance haben«, sagte Trainer Daniel Jurgeleit bereits nach der Auslosung. Wichtig sei, das Spiel möglichst lange offen zu halten. »Dann spielt auch die Zeit für uns. Denn dann beschäftigt sich irgendwann auch der Favorit mit dem Gedanken an das Ausscheiden.« Und wenn dann auch noch zu einem günstigen Zeitpunkt ein eigener Treffer gelingen würde, könnte es mit der Überraschung klappen, so Flensburgs Trainer. »Wir fiebern seit der Auslosung diesem Spiel entgegen und träumen von einem Wunder. Ich traue unserer Mannschaft dieses Wunder zu«, betonte Uhr. 
Und Wunder gibt es immer wieder. Diese leidvolle Erfahrung machte der VfL in der 1. Runde des Pokalwettbewerbs 2016/2017, als das Team gegen den Regionalligisten FC Astoria Walldorf ausschied. Im Vorjahr war für die Blau-Weißen beim damals noch klassentieferen SC Paderborn Endstation. Das heißt, viel Selbstbewusstsein konnten die Gäste in den letzten Jahren im Pokalwettbewerb nicht aufbauen. Vielleicht auch ein gutes Omen für diese Partie, die bundesweit im Fernsehen übertragen wird und damit auch die Stadt Flensburg in das Blickfeld des bundesdeutschen Fußballs rückt. Dass die Stadt selbst erst am Donnerstagabend um 19 Uhr die endgültige Genehmigung für das Spiel erteilte, sorgte daher bei den Vereinsverantwortlichen für großes Unverständnis. »Die Gespräche mit der Stadt haben sich deutlich schwieriger gestaltet als mit dem DFB und den Agenturen, die für die Neutralisierung des Stadions und die TV-Übertragung verantwortlich sind«, sagte SC-Marketing-Chef Edgar Nies.
Der Kritik für das »übertriebene Genehmigungsverfahren von Seiten der Stadt« (Nies) stand viel Lob für das ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Helfer gegenüber, die eine Leidenschaft gezeigt hätten, die man auf Seiten der Stadt doch eher vermisst habe.
Nun aber ist alles vorbereitet für »das Spiel« der Vereinsgeschichte. Und wer weiß. Vielleicht wird es auch ein Spiel, das Geschichte schreibt.

Andreas Haumann