Der ETSV Weiche Flensburg in der Regionalliga-Saison 2016/17. (Foto: Tim Riediger)
»Wir haben uns per Handschlag geeinigt«, sagte Harald Uhr, Geschäftsführer der ETSV Weiche Liga GmbH. Damit geht Weiche weiter den Weg der Kontinuität, was der Ehrenvorsitzende Manfred Werner lobend hervorhob. Daniel Jurgeleit geht bereits in seine siebte Saison in Weiche und wenn er seinen Vertrag erfüllt, hat er neun Jahre auf der ETSV-Trainerbank voll. Und es spricht absolut nichts dagegen. Unter der Regie von Jurgeleit schaffte Weiche im Sommer 2012 den Sprung in die Viertklassigkeit und hat sich hier über die Grenzen Norddeutschlands hinaus einen beachtlichen Namen gemacht. Rang sieben, sechs, fünf und drei, dazu zwei Final-Teilnahmen im Landespokal, diverse Siege bei namhaften Hallenturnieren und vier Mal Sieger in der Fairplay-Wertung der Regionalliga - auch in Sachen Erfolg gibt es bei den Eisenbahnern reichlich Konstanz. Und das soll möglichst auch so bleiben.
Die Neuen
»Unser Ziel bzw. unser Wunsch ist es, dass wir uns erneut verbessern. Es wird allerdings schwer und im Fußball ist nichts planbar«, so Uhr, der den Etat des Regionalligisten auf rund eine halbe Millionen Euro beziffert, womit das Team im unteren Drittel der Liga liegt. »Natürlich wollen wir uns wieder verbessern«, sagt auch Jurgeleit, gibt aber zu bedenken: »die Luft nach oben wird dünner, es gibt nur noch Platz zwei und eins. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir uns erneut verbessern, dennoch wollen wir die 3. Liga anpeilen und das Potenzial dazu ist da.«
Mit René Guder,
Jannis Pläschke, Fabian Arndt, Tayfun Can und Finn Wirlmann hat Weiche fünf Neuzugänge im Team, die laut Jurgeleit die Abgänge von
Matthias Hummel,
Torge Paetow, Karl-Christian Melfsen, Christoph Dammann und Josef Shirdel »nicht nur kompensieren« werden. »Mit ihnen werden wir uns verbessern, vor allem in Sachen Geschwindigkeit«, so der Trainer, der vor allem Pläschke als »Glücksgriff« bezeichnet. Mit den Neuen hat Weiche seinen Kader weiter verjüngt und geht außerdem seinen Weg weiter, Talente aus der Region einzubauen - alles schön kontinuierlich eben. Ob der
ETSV noch auf den kurzfristigen Abgang von Carstensen (ging wie berichtet unter der Woche zum TSB Flensburg) reagiert, ist offen. »Wir können einen Mann weniger im Kader verkraften, wenn wir aber noch einen überdurchschnittlich guten Spieler finden, werden wir vielleicht noch aktiv«, so Jurgeleit. Für den 52-Jährigen ist es neben den sportlichen Erfolgen wichtig, dass im Laufe der letzten Saison »Bewegung« in den Flensburg Fußball gekommen ist. Damit meint er sowohl die Weicher Ambitionen in Richtung 3. Liga, aber auch die Fusions-Gespräche mit
Flensburg 08. »Es ist sinnvoll die Kräfte zu bündeln und dazu gehört auch, dass wir wieder sportlich gute Leistungen zeigen«, so Jurgeleit, der auch immer wieder betont, dass sie in Weiche in den letzten Jahren an allen Fronten in »extreme Vorleistung« gegangen sind. Dies hat sich in der Vorsaison in den Zuschauerzahlen bemerkbar gemacht (Steigerung um 15 Prozent) und auch in der Flensburger Wirtschaft, die trotz Handball-Bundesliga auch den Fußball für sich entdeckt hat. So ist es dem ETSV gelungen, die Sponsoren-Einnahmen in den letzten vier Monaten um 30.-50.000 Euro zu steigern. Als ein weiteres Ziel nannte Jurgeleit das erneute Erreichen des Pokal-Endspiels auf Landesebene. »Wir wollen ins Finale und diesmal gewinnen«, so Jurgeleit, der zugab, dass sein Team und er die Endspiel-Pleite Ende Mai gegen den VfB Lübeck »ein paar Tage länger verdauen mussten.« Die erste Hürde auf dem Weg ins Finale hat Weiche im Laufe der Vorbereitung mit einem 3:0-Erfolg beim
TSV Schilksee bereits gemeistert. Am 20. August (um 15 oder 17 Uhr, die genau Zeit wird noch festgelegt) kommt Drittligist
Holstein Kiel zum Viertelfinale nach Weiche. Das wird dann erst der zweite Heimauftritt der Saison sein, denn die Flensburger müssen in der Liga zunächst drei Mal auswärts ran, worüber sie gar nicht erfreut sind. Dennoch nehmen sie es in Weiche hin und Uhr sagt: »Dann kommt halt die Trotzreaktion und wir gewinnen drei Mal auswärts.«
Mehr Training
Wie gewohnt schaut der ETSV nur auf sich und obwohl in der Vorsaison mit Rang drei, dem Pokalfinale und dem Sieg in der Fairplay-Tabelle alle Ziele erreicht wurden, beschäftigte die Verantwortlichen die Frage: was geht noch besser? Perfektionist Jurgeleit hat etwas gefunden. »Die Hinrunde war mit 40 Punkten optimal, die Rückrunde mit 24 nicht. Wir hatten unser Ziel vielleicht zu früh erreicht und müssen einen ähnlich Spannungsverlust diesmal vermeiden, den der war am Ende auch im Pokalfinale noch spürbar«, sagt er. Außerdem haben sie in Weiche daran gearbeitet, den Trainings-Aufwand zu steigern. In der Saison wird es jetzt durchgäng mindestens vier Einheiten pro Woche geben. All das geschieht beim ETSV, um sich noch leistungsorientierter aufzustellen und damit möglichst noch viele Jahre Regionalliga oder irgendwann sogar Drittliga-Fußball folgen. Bevor die Saison 2016/17 am 30. Juli - zur ungewohnten Uhrzeit von 12 Uhr - beim Meister und laut Jurgeleit »Top-Favorit« VfL Wolfsburg II angepfiffen wird, stehen an diesem Wochenende noch zwei Testspiele an. Sonnabend um 15 Uhr trifft Weiche zu Hause auf Kolding IF aus Dänemark und am Sonntag (14 Uhr im Stadion) auf Flensburg 08. Vor dem Spiel gegen Kolding gibt es bereits ein Treffen mit 08 und zwar geht es dabei um die geplante Fusion, die laut Uhr wie geplant zum 1. Juli 2017 in Kraft treten soll.
Ruwen Möller
ETSV Weiche Flensburg 2016/17
Abgänge: Karl-Christian Melfsen (Flensburg 08), Christoph Dammann (Leihgabe Flensburg 08), Josef Shirdel, Matthias Hummel (Karriereende, sportlicher Leiter), Timo Carstensen (TSB Flensburg), Torge Paetow (VfR Aalen) Zugänge: Jannis Pläschke (VfL Wolfsburg U23), Fabian Arndt, Tayfun Can, René Guder, Finn Wirlmann (alle Holstein Kiel)
Kader:
Torwart: Florian Kirschke, Ole Rathmann, Raphael Straub Abwehr: Christian Jürgensen, Patrick Thomsen, Hendrik Ostermann, Leon Pascal Kroiß, Benjamin Safo-Mensah, Marc Böhnke, Jannis Pläschke
Mittelfeld: Finn Wirlmann, Jonas Walter, Kevin Schulz, Jannick Ostermann, Nedim Hasanbegovic, René Guder, Florian Meyer, Tayfun Can, Ilídio Pastor Santos
Angriff: Fiete Sykora, Tim Wulff, Fabian Arndt, Jannik Drews
Trainer: Daniel Jurgeleit
Co-Trainer: Marc Peetz
Torwarttrainer: Jan Neujahr
Physiotherapeuten: Johannes Outzen, Michael Brink
Betreuer: Torsten Hoffmann
Geschäftsführer: Harald Uhr
1. Vorsitzender: Hans-Ludwig Suhr
Teammanager: Matthias Hummel
Fan-/Medienbeauftragter: Daniel Hoffmann
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