Maik Machulla: »Das macht etwas mit dir«
Handball
»Ich kann das nicht ein Leben lang machen«
»Jetzt ist es erst einmal eine große Leere und Erleichterung, dass wir das geschafft haben. Die letzten zehn Tage waren die Hölle. Ich habe auch schon gesagt: Ich kann das nicht ein Leben lang machen«, so Machulla unmittelbar nach Abpfiff. »Es ist ja der Wahnsinn. Die Leute drehen durch. Der Bäcker dreht durch, der an der Tankstelle dreht durch. Alle haben sie riesengroße Erwartungen und packen einem ein riesengroßes Paket auf die Schultern. Die Mannschaft ist mit diesem Rucksack auf dem Rücken gegen Göppingen losgelaufen. Und konnte den Erwartungen dann phasenweise nicht gerecht werden. Da sieht man dann auch, wie entscheidend der Kopf ist im Sport.« Machulla weiter: »Vor zehn Tagen bekamen wir auf einmal die Chance, Deutscher Meister zu werden. Und auf einmal hat man das Gefühl, wir können ganz viel verlieren. Das hat man gespürt. Und deswegen bin ich stolz, dass wir das hier geschafft haben. Art und Weise ist mir dann egal. Wir haben die zwei Punkte geholt. Ich hätte es aber gerne etwas entspannter gehabt.« Der 41-Jährige gab tiefe Einblicke in sein ganz persönliches Seelenleben. Auf die Nachfrage, ob Machulla, der bis 2020 Vertrag bei der SG hat, seinen Posten denn wenigstens noch ein paar Jahre machen kann, antwortete er: »Als ich vor sechs Jahren hier angefangen habe, war ich ein ganz hübscher Kerl. Jetzt gucke ich manchmal in den Spiegel und erschrecke mich. Ich frage mich dann, wer ist das denn? Das alles hier ist Schmerz und es sind Emotionen, die hoch und runter gehen. Die ganze Saison war eine emotionale Achterbahnfahrt und all das hier macht etwas mit dir. Nach dem peinlichen Aus in der Champions League in Montpellier kriegst du auf die Fresse, liegst Abends im Hotel und denkst, du hat den schlimmsten Job der Welt. Jetzt stehst du kurz darauf hier, bist Deutscher Meister und hast den besten.« In der Stunde des großen Triumphes war Machulla neben der Mannschaft auch wichtig, seinen Vorgänger zu erwähnen. »Ljubomir (Vranjes/Anm. d. Red.) hat dieses Team zusammengestellt. Ich habe eine intakte Mannschaft übernommen. Sicherlich habe ich Kleinigkeiten geändert, dass musste ich auch, aber Ljubo hat auch seinen Anteil daran.« Der Schwede hatte noch am Sonntagabend seine Glückwünsche an die SG per Twitter geschickt. In wenigen Wochen sehen sich die beiden Kumpels und können dann persönlich miteinander sprechen. In einigen Tagen steht für den SG-Trainer erstmal ein 14-tägiger Familienurlaub im Süden an. In dieser Woche will er erstmal ausschlafen und freut sich drauf, dass nicht ständig Termine, Training und Videoanalysen anstehen. Er wird bereits einige Dinge für die neue Spielzeit anschieben, so gilt es mit einigen Akteuren über die Zukunft zu sprechen, aber vor allem will Machulla »feiern, genießen und Demut« zeigen.