Handball-WM begeisterte

Frankreich

29. Januar 2017, 19:30 Uhr

Paris. Ein ganzes Land im Handballfieber: Mit tollem Sport und vollen Hallen hat die Weltmeisterschaft in Frankreich Maßstäbe gesetzt und dem Deutschen Handballbund (DHB) eine Steilvorlage für die Heim-WM 2019 geliefert. 


»Frankreich hat in den vergangenen beiden Wochen eine Revolution erlebt, denn Handball hat Fußball von den Titelseiten verdrängt«, lobte Weltverbandspräsident Hassan Moustafa den Gastgeber für eine stimmungsvolle und reibungslose Endrunde. Inklusive des mit über 15.000 Fans ausverkauften Endspiels zwischen Frankreich und Norwegen am Sonntagabend verfolgten insgesamt 540.000 Fans die 84 WM-Partien in acht Städten. 

»Die Franzosen haben einen tollen Job gemacht, vor allem, was die Begeisterung und die vollen Hallen betrifft«, sagte IHF-Boss Moustafa am Sonntag in Paris. Beim Achtel- und Viertelfinale der »Equipe tricolore« im mit jeweils 28.000 Zuschauern ausverkauften Fußballstation von Lille wurde ein Besucherrekord für Handball-Großereignisse aufgestellt. Der Gesamt-Zuschauerrekord von 724 000 Fans bei der WM 2007 in Deutschland wurde aber nicht gebrochen. Dennoch konnten sich die deutschen Organisatoren um DHB-Generalsekretär Mark Schober vor Ort einiges abschauen. »Wir haben viele Anregungen und Ideen gewonnen, auch wenn wir das französische Konzept nicht 1:1 übertragen werden. Frankreich kann stolz auf die WM sein, vor allem, was die Auslastung der Hallen betrifft«, sagte Schober. 

Der DHB ist im Dezember 2017 Gastgeber der Frauen-WM und im Januar 2019 gemeinsam mit Dänemark Ausrichter der Männer-WM, die dann erstmals in zwei Ländern stattfindet. Spätestens dann soll der Handball auch wieder Millionen deutsche Fans vor die Fernsehbildschirme ziehen. Die WM-Spiele in Frankreich wurden in insgesamt 183 Ländern im TV übertragen - jedoch nicht in Deutschland, wo es nur einen Internet-Livestream des DHB-Sponsors (DKB) gab. Und auch für die Frauen-WM droht aufgrund der Rechtelage ein TV-Blackout. Einziger organisatorischer Kritikpunkt war der Spielplan des Finalwochenendes. Nur 24 Stunden nach der 25:28-Niederlage nach Verlängerung im Halbfinale gegen Norwegen musste Kroatien am Samstagabend schon wieder im Spiel um Platz 3 ran. In einer dramatischen Partie ging dem EM-Dritten, der Mitte der zweiten Hälfte noch mit sieben Toren führte, die Luft aus. Am Ende holte Slowenien durch das 31:30 seine erste Medaille in der WM-Geschichte. »Das geht gar nicht. Die Verbände sollten auch einmal die Gesundheit der Spieler im Auge haben«, schimpfte Kroatiens Kapitän Domagoj Duvnjak vom deutschen Rekordmeister THW Kiel. Moustafa räumte ein: »Das war nicht fair.« Der Weltverband werde sich des Themas annehmen. Für die Kroaten, im kommenden Jahr Gastgeber der EM, war dies nur ein schwacher Trost. 

Björn Pazen, (dpa)

Abschlussergebnisse und -Plätze

Finale: Frankreich - Norwegen 33:26 (18:17) 

Spiel um Platz 3: Slowenien - Kroatien 31:30 (13:18) 
Halbfinale Frankreich - Slowenien 31:25 Norwegen - Kroatien 28:25 n.V. (12:10, 22:22) 
Abschlussplatzierungen: 1. Frankreich 2. Norwegen 3. Slowenien 4. Kroatien 5. Spanien 6. Schweden 7. Ungarn 8. Katar 9. Deutschland 10. Dänemark 11. Weißrussland 12. Russland 13. Ägypten 14. Island 15. Mazedonien 16. Brasilien 17. Polen 18. Argentinien 19. Tunesien 20. Saudi-Arabien 21. Chile 22. Japan 23. Bahrain 24. Angola