Fan-Exot stellt den SC-Gegner vor
Fußball DFB Pokal
Für unser Interview hat Janosch Lumme auf der Bank des SC Platz genommen. Am Sonntag wird er die Partie von der Tribüne aus verfolgen. Foto: Martin Ziemer
Die Partie der 1. Hauptrunde ist gleichzeitig das erste Pflichtspiel des Regionalligisten gegen ein Profi-Team. Unter den Zuschauern wird auch Janosch Lumme sein. Und er dürfte als Exot gelten. Wir konnten es nicht genau eruieren, aber sehr wahrscheinlich ist er der einzige VfL-Fan aus Flensburg. »Ich kenne noch zwei andere, weiß aber nicht ob die beide noch in Flensburg wohnen«, so Lumme, als wir ihn ein paar Tage vor dem Pokalspiel zum Interview an der Spielstätte in der Bredstedter Straße trafen. Wir haben Lumme, der selber einst bei DGF Flensborg als Spieler und Trainer aktiv war, gebeten, den Traditionsverein aus dem Ruhrpott ein bisschen genauer vorzustellen. Dazu haben wir ihm einige Begriffe genannt, die unweigerlich mit dem VfL in Verbindung stehen.
Janosch Lumme über den Begriff der Fahrstuhl-Mannschaft, als die der VfL in den 90er und 00er Jahren bekannt war (nach 22 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit stieg der VfL 1993 erstmals ab und bis 2007 fünf Mal wieder auf und erneut ab):
»Das Highlight in dieser Zeit war die Uefa-Cup-Saison Mitte der 90er mit Spielern wie beispielsweise Peter Peschel, Peter Közle und Darius Wosz. Ich finde es schade, dass es keine Fahrstuhl-Mannschaft mehr gibt. Irgendwie fehlt das, mal sehen was Nürnberg und Köln so machen. Es ist auch schade, dass der VfL keine Fahrstuhl-Mannschaft mehr ist. Die jetzt neunte Saison in der 2. Liga in Folge ist einfach anstrengend. Früher haben wir gesungen: Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch Uefa-Cup – das hat Spaß gemacht. Fußball bringt Spaß, wenn man gegen den Abstieg oder um die Meisterschaft spielt. Alles andere ist langweilig.«
... über den Begriff graue Maus, der oft und gerne für den VfL verwendet wurde:
»Ich glaube, dass liegt am Ruhrpott-Grau und grau im Vergleich zu Dortmund und Schalke. Bochum hatte nie Allüren oder Skandale und deshalb war es das gepflegte Image. Wir sind zufrieden als dritte Kraft im Ruhrpott, wir sind ehrliche Arbeiter und das ist grau.«
… über die Zaubermaus, Spitzname von Darius Wosz, einst genialer Spielmacher des VfL:
»Der ist immer noch da und heute Techniktrainer in der Jugend. Wosz ist leider für zwei Jahre nach Berlin gegangen, das hätte er sich sparen können. Er ist aber immer noch Bochumer und die Legende schlechthin in den letzten 30 Jahren beim VfL.«
… über Kulttrainer Peter Neururer:
»Peter der Große! Er hat damals die zweite Uefa-Cup-Teilnahme gesichert. Das war 2004 und ich habe es live im Stadion mitbekommen, wie er im Anschluss an Erfolge immer getanzt hat. Die Kurve hat das stets gefordert und er hat es mitgemacht. Eine echte Schnauze die Spaß gemacht hat. Eine coole Figur. Der heutige Trainer Robin Dutt hat letzte Saison einen erstaunlichen Umschwung hinbekommen. Er hat die Mannschaft übernommen als sie schlecht da stand und am Ende sind sie Sechster geworden. Er macht einen soliden, ruhigen Eindruck und macht es gut.«
… seinen Tipp für Sonntag und die Saison:
»In der Liga wünsche ich mir Top 6, am besten ein bisschen im Aufstiegsrennen mit reinschnuppern, damit es nicht so langweilig wird. Oder Abstiegskampf, der dann aber gut ausgeht bitte. Für Sonntag tippe ich 4:0 für den VfL, also ein klarer Sieg. Alles andere wäre eine Überraschung, aber auch möglich, da sich Bochum im Pokal nicht immer mit Ruhm bekleckert. Und wenn Weiche einen guten Tag hat und giftig spielt, können sie Bochum durchaus verunsichern. Jede weitere Pokalrunde wäre für den VfL wichtig, vor allem finanziell, weil Bochum da nicht immer besonders gut dasteht. Für Flensburg wäre es aber wahrscheinlich noch wichtiger, weil die 2. Runde viel Geld bedeuten würde. Von daher ist es mir auch nicht so wichtig, wer am Sonntag gewinnt.«
… das Kultlied Bochum von Herbert Grönemeyer, in dem er auch den VfL besingt:
»Zu Bochumer Zeiten war er mir über, weil er auf jeder Party gespielt wurde. Heute freue ich mich ihn zu hören und er wird auch immer noch vor jedem Spiel im VfL-Stadion gespielt. Ich finde auch, dass es nach wie vor der beste Stadion-Song ist, den es in Deutschland gibt. Ein toller Song der für Gänsehaut sorgt.«
Janosch Lumme hat vier Jahre in Bochum gelebt und studiert. Er stand vor der Wahl zwischen Hannover und somit 96 und Bochum mit seinem VfL.
»Ich fand Bochum sympathischer und das war für mich auch der Grund, dass ich gesagt habe, ich gucke mir das mal an. Ich bin dann dabei gelieben und habe es auch nie bereut. Ich hatte das bunte Trikot aus der Uefa-Cup-Saison vor Augen und als ich 2004 dort ankam, war der VfL wieder im Uefa-Cup, wurde Fünfter, hatte die »Ruhrpott-Meisterschaft« gewonnen, lag also vor Dortmund und Schalke und all das hat Spaß gemacht. Es war und ist ein tolles Stadion dort und so bin ich zum Bochum-Fan geworden, habe mir eine Dauerkarte gekauft und verfolge den VfL seither gerne.«
Splitter
Sperre: Zweitligist VfL Bochum muss in drei Pflichtspielen auf seinen Sidney Sam verzichten. Der 30 Jahre alte offensive Mittelfeldmann wurde vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes mit dieser Sperre bestraft, wie der DFB am Mittwoch bekanntgab. Der gebürtige Kieler Sam war am Sonnabend beim 2:0-Erfolg seiner Mannschaft in Duisburg von Schiedsrichter Christian Dingert in der 67. Minute wegen einer Tätlichkeit mit Rot des Feldes verwiesen worden. Er hatte zwölf Minuten zuvor den 1:0-Führungstreffer für das Team von Trainer Robin Dutt erzielt (wir berichteten).
Gästefans: In dem Artikel »Faninfos zum Pokalspiel in Flensburg« informiert der VfL seine Anhänger über die Anreise zum Pokalspiel. Dort heißt es: »Das Gästekontingent ist komplett ausgeschöpft. Es wird keine Tageskasse geben.« Nach unseren Informationen werden einige hundert Bochum-Fans am Sonntag erwartet.
TV-Übertragung: Wer keine Karte für das Spiel bekommen hat, kann die Partie live bei Sky sehen. Auf seiner Internetseite schreibt der Bezahlsender, dass das Spiel live gezeigt wird.
Ruwen Möller rm@fla.de