Handball

Die Gedankenspiele von Maik Machulla

Thomas Bleicher
08. Mai 2020, 14:59 Uhr

Maik Machulla denkt über den Wiedereinstieg mit seiner SG nach. Archivfoto

Flensburg. Ab dem 18. Mai sind in Schleswig-Holstein auch wieder kontaktarme Sportarten im Innenbereich unter entsprechenden Hygiene-Auflagen möglich. So hat es die Landesregierung bekannt gegeben. Handball gehört nicht unbedingt zu diesen Sportarten, ganz im Gegenteil, es ist ein Vollkontakt-Sport. Dennoch gibt es bei der SG Flensburg-Handewitt eine leise Hoffnung darauf, demnächst wieder zu trainieren. Ob das so wie in Leipzig, wo SG-Sommerzugang Franz Semper seit Dienstag unter strengen Hygienevorschriften wieder im Mannschaftstraining mit seinen Kollegen ist, oder weiterhin individuell vor sich geht, dazu SG-Coach Maik Machulla:

»Wir sind gerade dabei uns Gedanken zu machen. Ob wir, selbst wenn die Hygiene-Auflagen erfüllt sind, gemeinsam als Mannschaft in der Halle trainieren können hängt auch noch von anderen Faktoren ab. Was ist mit der Kurzarbeit? Können wir diese anheben, können wir im Fall der Fälle wieder in Kurzarbeit zurückkehren und was ist mit der Einreise beispielsweise unserer norwegischen Spieler? Die dürfen in Norwegen als A-Kader-Athleten derzeit an Olympiastützpunkten trainieren, haben also beste Voraussetzungen, müssten bei uns aber möglicherweise in Quarantäne. All das müssen wir abwägen und entscheiden, ob es das Risiko wert ist, jetzt für zwei, drei Wochen zu trainieren, um danach in die Sommerpause zu gehen.«

Machulla, der seinen Akteuren aktuell ohnehin nur Empfehlungen an die Hand geben kann und das natürlich auch tut, würde gerne einen Trainingsblock von ein paar Wochen einschieben.

»Es wäre schön, denn die Schulterproblematik ist für Handballer enorm. Wer mehrere Wochen kein Wurftraining macht, bei dem besteht die Gefahr, dass die Schulter versteift und dann haben wir vor der neuen Saison in der Vorbereitung viele Schulterverletzungen«, so Machulla, der seinen Schützlingen daher auch Alternativen wie Badminton oder Tennis empfiehlt. »In Skandinavien ist Padel-Tennis sehr beliebt und in Schweden sind die entsprechenden Hallen vielleicht sogar noch geöffnet oder es kann an der freien Luft gespielt werden«, so Machulla, der sich Anfang der Woche zu den aktuellen Problematiken im Handball mit seinen Trainer-Kollegen aus der Bundesliga ausgetauscht hat - auf Abstand per Videokonferenz natürlich.
»Michael Roth (Füchse-Trainer/Red.) hat die Initiative dazu ergriffen«, so Machulla, der fortan gemeinsam mit Kai Wandschneider (HSG Wetzlar), Sebastian Hinze (Bergischer HC) und Frank Carstens (GWD Minden) ein Quartett bildet, welches die Trainer beispielsweise in Gesprächen mit der Liga (HBL) vertreten wird.
»Es war schnell klar, dass alle irgendwie die gleichen Probleme haben, die sich aber dennoch anders gestalten«, so Machulla. Dies liegt auch daran, dass die Lockerungen nach dem Lockdown nun den einzelnen Bundesländern überlassen worden sind.
Ein Beispiel: In NRW ist ab dem 1.6. Vollkontakt-Sport auch in der Halle möglich. »Wir sprachen darüber, ob wir Bundesligisten uns nicht darauf einigen können, gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen. Ein guter, in meinen Augen aber sehr romantischer Ansatz. Am Ende wird es sicherlich so sein, dass man das Wohl der eigenen Mannschaft, sprich dass man evt. trainieren darf, doch vor dem des Trainerkollegen sieht«, glaubt Machulla, der ansonsten aber auf die hohe Solidarität innerhalb der Trainergilde hinweist. »Es geht derzeit darum, wie wir uns gegenseitig helfen und unterstützen können«, so der SG-Cheftrainer.
In Richtung Fußball-Bundesliga, die in wenigen Tagen wieder starten darf, sagte Machulla: »Es ist gegenüber gewissen Gesellschaftsbereichen schwer darzustellen, weshalb der Fußball wieder loslegen darf. Auf der anderen Seite hat der Fußball ein umfassendes Hygienekonzept erstellt. Hier hat der Fußball natürlich wirtschaftliche und logistische Vorteile gegenüber anderen Sportarten. Ich kann einerseits nachvollziehen, dass der Fußball seine Stellung ausnutzt, kann aber auch die Menschen verstehen, die sich fragen warum dürfen die wieder spielen.«
Machulla verschwendet jedoch keine weiteren Gedanken daran, auf den Fußball zu schauen, vielmehr plant er so gut es geht die neue Spielzeit seiner eigenen Mannschaft.
»Die Jungs wissen wie die nächsten Monate aussehen werden«, so der Coach, der als Starttermin auf den 2. September hinarbeitet. An dem Tag ist der Supercup in Düsseldorf gegen den THW Kiel angesetzt. »Es wäre fahrlässig, wenn wir uns nicht entsprechend darauf vorbereiten«, so Machulla, der am 13. Juli die Vorbereitung auf die Saison 2020/2021 aufnehmen möchte. »So hätten wir es auch normalerweise gemacht. Jetzt bekommen wir zehn Tage mehr Zeit hintenraus und können so etwas sanfter beginnen.«
Alles immer unter der Voraussetzung, dass sich die Lage in Sachen Coronavirus bis dahin nicht wieder verschlechtert.

Ruwen Möller