Beste Freunde: Hofmann, Steinhauser und der Ball
Handball im Norden
Die Handballer Marius Steinhauser (mit Hut) und Jacob Heinl (l.) schauten vorbei, als Jonas Hofmann im Sommer mit Borussia Mönchengladbach beim SC Weiche Flensburg 08 zu Gast war. Foto: Tim Riediger
Unter den 2053 Zuschauern war auch Handballer Marius Steinhauser von der SG Flensburg-Handewitt. Die beiden sind seit der Kindheit beste Freunde und da war es für »Steini« eine Selbstverständlichkeit, dass er zum Gratulieren persönlich vorbeischaute.
»Ich habe Jonas schon oft spielen sehen, in Hoffenheim, in Dortmund und auch schon in Mönchengladbach«, so Steinhauser, der selber mit den Füßen auch ganz gut mit dem Ball umgehen kann.
»Jonas´ Vater wollte mich immer bei Hoffenheim haben, aber dafür hat es dann doch nicht gereicht«, erklärt Steinhauser und muss lachen.
Beide sind in der Gemeinde St. Leon-Rot aufgewachsen und haben sich dort kennengelernt. Hofmann begann einst in der Bambinimannschaft des FC Rot mit dem Fußball. Und das obwohl er aus einer Handball-Familie stammt. Sein Opa Erwin spielte in der Feldhandball-Bundesliga für den TSV Rot und Papa Harald in der 2. Liga. Hier trainierte er später an der Seite von Michael Roth (zuletzt Melsungen) auch den TSV Östringen.
»Ich habe Golf, Fußball und Handball gespielt. Ich musste mich entscheiden«, erinnert sich Hofmann. »Mit dem Golf habe ich zuerst aufgehört und dann wollte ich auch mit Fußball aufhören. Ich war beim Handball in der badischen Auswahl und hätte es vielleicht auch zu etwas bringen können. Aber dann kam das Angebot von Hoffenheim. Heute bin ich froh, dass ich auf die Karte Fußball gesetzt habe.«
Steinhauser, leidenschaftlicher BVB-Fan, war von so klangvollen Namen noch weit entfernt. Zunächst spielte er Fußball und begann erst mit 14 Jahren ernsthaft mit dem Handball beim TSV 05 Rot. Die nächste Station hieß HG Oftersheim/Schwetzingen, wo er 2012 Torschützenkönig in der A-Jugend-Bundesliga wurde.
Hofmann wurde Meister mit dem BVB II und durfte bald in der Saison-Vorbereitung bei den Profis mittrainieren.
Steinhauser wechselte zu den Rhein-Neckar Löwen – die beiden Freunde kamen in ihren jeweiligen ersten Ligen an.
»Man träumt natürlich als Jugendlicher, aber es ist schon eine tolle Sache, dass wir es geschafft haben. Vor allem die Entwicklung von Marius war rasant. Seine Sprungkraft war schon immer sensationell, aber er hat verhältnismäßig spät mit Handball begonnen und es derart schnell in die 1. Liga geschafft – beeindruckend«, so Hofmann.
In Sachen Meisterschaft hat Steinhauser (l.) die Nase vorne. Drei Mal hat er sich bereits die Bundesliga-Krone aufgesetzt, Hofmann muss da noch nachziehen. Foto: Sascha Klahn
Am 16. Dezember 2012 debütierte er selber in der Bundesliga, als er beim 3:1-Auswärtssieg gegen seinen alten Verein Hoffenheim in der 89. Spielminute für Mario Götze eingewechselt wurde. Steinhauser brachte es in seinem ersten Bundesliga-Jahr auf 23 Einsätze und 13 Treffer. Danach erlitt er zwei Kreuzbandrisse.
Hofmann wurde in der Serie 2014/15 an den FSV Mainz 05 verliehen. Auch er erlebte, was es heißt, verletzt zuschauen zu müssen. Ein Außenbandriss setzte ihn außer Gefecht.
»Er ist für acht Millionen Euro gewechselt«, so Steinhauser, der immer noch über diese Summe staunt. »Fußball eben«, sagt der Mann von der SG. Beim Deutschen Handball-Meister liegt der Etat für die gesamte Mannschaft in dieser Größenordnung. Apropos Meister. Während Hofmann in Sachen Transfererlös die Nase vorne hat, ist Steinhauser seinem Freund bei der Titelsammlung weit voraus. Gleich drei Mal in Serie (2016 und 17 mit den Löwen sowei 2018 mit der SG) hat der Linkshänder die Deutsche Meisterschaft gewonnen.
Hofmann muss kräftig lachen, als er von den Zahlen hört.
»Drei Meisterschaften sind natürlich unglaublich, vor allem die letzte mit Flensburg. Es gibt sicher nicht viele, die mit 25 Jahren schon drei Mal Deutscher Meister sind«, so Hofmann, der seinem Kumpel jede einzelne Schale gönnt.
Wann es mit Gladbach soweit ist, kann er nicht sagen. Nur soviel: »Die Fans dürfen davon träumen. Auch wir haben Träume und es wäre natürlich eine Wahnsinns-Geschichte, aber man muss auch realistisch bleiben.«
Trafen sich im Rahmen des Supcercups in Düsseldorf, Jonas Hofmann und Marius Steinhauser (r.). Foto: Instagram-Profil der SG Flensburg-Handewitt
Bis er also selber um die großen Pokale spielt, schaut Hofmann seinem Kumpel Steinhauser gerne dabei zu. Zuletzt geschehen beim Supercup in Düsseldorf. Der Weg aus Mönchengladbach war nicht weit. Doch auch in Flensburg hat er Steinhauser schon spielen sehen, natürlich gegen die Rhein-Neckar Löwen. Umgekehrt war »Steini« auch schon in Dortmund und Mönchengladbach im Stadion – gute Freunde trifft man halt nicht nur gerne an deren Geburtstagen.
Ruwen Möller
Der Text stammt aus unserem Magazin Handball im Norden. Die komplette Ausgabe gibt es hier.