Rugby
Rugby in Flensburg für Aale
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Beim Rugby findet sich ein Platz für Spieler aller Größen, Formen und Altersklassen. Die Aale sind der beste Beweis dafür. Foto: Lars Salomonsen
Flensburg. Der Regen will nicht aufhören, die Klamotten sind alleine schon beim Blick auf den Platz matschverschmiert. Dennoch findet sich an diesem Dienstagabend ein Haufen unerschrockener in Trikot, Hose, Stutzen und Stollenschuhen wieder. Fußball allerdings wird auf dem Platz an der Comenius Schule nicht gespielt. Hier geht es ursprünglicher zu, denn zum Training getroffen haben sich die Aale des Roter Stern Flensburg, die als Deutschlands nördlichster Rugby-Verein vor etwa zwei Jahren aus der Traufe gehoben wurden. Dabei ist Rugby eine Sportart, die im Norden noch recht unbekannt ist. Ein Umstand, den Christian Tietz, von allen nur Chrischn gerufen, sehr gerne beheben möchte.
»In Norddeutschland kennen die Leute Rugby nicht. Da bekommst du dann immer erst zu hören »ach, American Football«, das ist es natürlich nicht. Da kämpft man schon mit einer kompletten Unkenntnis. Mir ist wichtig, dass Rugby in Flensburg ankommt. Wir haben derzeit halt noch einen Öffentlichkeitsauftrag, wobei es darum geht, die Sportart bekannter zu machen. Ab Hannover ist Rugby auch in Deutschland bekannt. In Flensburg hat sicherlich kein Rugbyspiel stattgefunden, ehe wir gekommen sind«, so Chrischn, der eigentlich nur als Spieler bei den Aalen angefangen hat, aber mittlerweile auch den Hut als eine Art Teammanager auf hat.
Fairplay und Toleranz
Eines der Vorurteile, mit denen die Aale aufzuräumen versuchen, ist die Härte des Sports. Dabei stürzen sich die herrlichen Heroen durchaus in eine Schlacht, die so unfassbar brutal erscheint, in Wirklichkeit aber zu den fairsten Sportarten gehört. Keine miesen Tricks, keine versteckten Fouls, und vor allem keine Schwalben. So sind auch die Unparteiischen in diesem Spiel nahezu unantastbar. Was der Schiedsrichter sagt und entscheidet, ist Gesetz. Der frühere deutsche Nationaltrainer Peter Ianusevici brachte das einmal sehr anschaulich auf den Punkt: Der Schiedsrichter im Rugby kommt gleich hinter dem lieben Gott. Sprechen dürfen sowieso nur die Kapitäne.
»Beim Fußball versuchen die Spieler so verletzt wie möglich auszusehen, während die Spieler beim Rugby versuchen, auch mit Verletzung noch so lange wie möglich auf dem Platz bleiben zu können. Eine Schwalbe gibt beim Rugby halt auch überhaupt keinen Sinn«, kann der Aale-Teammanager nur den Kopf schütteln. Immerhin wusste dies auch schon ein großer Literat vor etlichen Jahren.
»Rugby ist ein Hooligan-Sport betrieben von Gentlemen, Fußball ein Gentlemen-Sport betrieben von Hooligans«, so Oscar Wilde.
So passt auch der Verein Roter Stern Flensburg sehr gut zu Rugby und den Aalen, werden dort Werte wie Gemeinschaft, Toleranz und Fairness großgeschrieben. Das Thema Platzangst macht allerdings auch bei der Rugbysparte des Roter Stern Flensburg keinen Halt. Dennoch lassen sich die Rugby-Enthusiasten nicht von ihrem Weg abbringen.
»Der Roter Stern Flensburg ist als Verein für uns genau richtig und passt von der Ethik. Im Rugby gibt es einen sehr freundschaftlichen Umgang miteinander. Nach dem Spiel sitzt man auch gerne noch zusammen, was fast nochmal so lange dauert, wie während des Spiels«, so Chrischn, der bei den Aalen auf einen Haufen unterschiedlicher Spieler und Spielerinnen blicken kann.
»Unsere Jüngste ist 16 Jahre und der Älteste ist 50 Jahre alt. Bei uns beim Roten Stern ist das halt auch alles ohne Leistungsdruck, da findet sich ein Platz für jeden. Da gibt es kein ich bin zu groß oder zu klein, ich bin zu schwer oder zu dünn«, ist der Macher der Aale vom Sport für jedermann überzeugt.
Steiniger Weg zum Spielbetrieb
Noch reicht es bei den Flensburgern nicht für die Teilnahme mit einer eigenständigen Mannschaft am Spielbetrieb, weshalb seit dieser Spielzeit in einer Spielgemeinschaft mit der zweiten Mannschaft der Adler aus Kiel in der Verbandsliga an den Start gegangen wird. Das Ziel ist es aber in absehbarer Zeit eigenständig an den Start zu gehen.
»Bis zu drei Mal im Monat fahren wir nach Kiel, um gemeinsam zu trainieren. Wir sind im Moment an dem Punkt, wo es zwar funktioniert, aber alleine reicht es noch nicht. Wir sind halt auch erst zwei Jahre alt und deshalb ist das auch alles noch im Rahmen. Da bietet die Spielgemeinschaft mit Kiel einen guten Rahmen. Wir wollen aber schon dahin kommen, dass wir eigenständig eine 15'er Mannschaft stellen können. Das ist auch realistisch. In spätestens zwei Jahren sollte das machbar sein«, so Chrischn Tietz zuversichtlich. Die Pläne bei den Aalen hören damit aber bei weitem noch nicht auf.
»Wir haben auch einige Frauen im Training dabei, da ist das Ziel natürlich auch irgendwann ein Team an den Start zu bringen. Auf Turnieren gehen wir auch schon gemischt an den Start, auch wenn es das eigentlich nicht gibt, sind alle Teams damit einverstanden. Wir wollen auch sehr gerne Jugendarbeit. Auf einem Turnier in diesem Sommer in Dänemark haben da sogar U8 Mannschaften gespielt. Das wird für uns zunächst sicherlich utopisch sein, aber eine U18 und U16 würden wir auf Sicht auch gerne stellen. Das wäre zumindest ein Traum«, so der Team-Manager.
Jedes Training ist ein offenes Training
Den Kampf um neue Spieler haben die Aale bereits angenommen, um ihren Traum von regelmäßigen Rugbyspielen in Flensburg weiteres Leben einzuhauchen. Entsprechend offen zeigt sich der Aale-Teammanager für alle, die Rugby beim Roter Stern Flensburg einmal ausprobieren wollen.
»Wir trainieren eigentlich immer Dienstags ab 18 Uhr auf dem Sportplatz der Comenius Schule und Sonntags ab 14 Uhr auf dem Platz an der Käte-Lassen-Schule. Da ist jeder, wirklich jeder, herzlich willkommen«, so Chrischn, der sich schon besonders auf das offen Training am kommenden Sonnabend ab 16 Uhr auf dem Sportplatz der Comenius Schule freut. »Das wird super. Klar werden wir Spielen und Rugby für jeden zum Anfassen machen, aber wir werden im Anschluss auch gemütlich zusammensitzen und Grillen mit einem kleinen Getränk«, freut sich der Aale-Teammanager, dem die Gemeinschaft im Anschluss an den Sport genauso wichtig ist, wie der Sport selbst. Entsprechend humoristisch und für die Aale typisch bleibt der Blick auf die eigene Sportart.
»Origami, Teezeremonie und Rugby, auf solche Ideen kommst du auch nur, wenn du alleine auf so einer Insel sitzt«, schmunzelt Chrischn Tietz entsprechend zum Abschluss, auf eine erfolgreiche Zukunft der Aale Flensburg hoffend.
Timo Fleth
Mehr Infos zu den Aalen hier! Resume
Roter Stern Flensburgs »Die Aale« er det nordligste rugbyhold i Tyskland. På træningsbanen ved Comenius Schule er der plads til alle. Rugby kan virke som et hårdt spil, men »Die Aale« beviser uge for uge, at der er plads til alle, uanset om man er lille eller stor. I denne sæson danner »Die Aale« holdfællesskab med Adler fra Kiel og spiller i Verbandsliga. På sigt vil den kun to år gamle afdeling gerne selv stille hold og sørge for rugbykampe i Flensborg, hvor alle er velkomne.