Astronauten der Meere - mit Bilderstrecke
Sportartencheck/Baltic EV Flensburg
Bei kalten Temperaturen tauchen die Taucher in Trockentauchanzügen. (Foto: Sven Geissler)
Flensburg. Alexander Bühler und Jochen Petersen stehen entspannt und in Zivil in ihrem Vereinsheim mit Blick auf die Förde. Mit jeder Faser ihres Körper strahlen sie die Liebe zu ihrem Sport aus und berichten mit strahlenden Augen, wie man sie eigentlich von Kindern in der Weihnachtszeit kennt, von Tauchgängen in der Tiefe, in Wracks oder in Höhlen. »Es ist die Schwerelosigkeit, die mich so fasziniert. Ich fühle mich wie ein Astronaut der Meere«, schwärmt Petersen von seinen Tauchgängen.
Sein bester Freund, Alexander Bühler, lacht: »Genau, wenn man Jochen unter Wasser mit zur Seite ausgestreckten Armen sieht, dann weiß man, was Entspannen bedeudet.«
»Alex ist eher der Macgyver der Meere«
Der Konter kommt prompt von Petersen: »Alex ist eher der MacGyver der Meere. Als ich ihm letzte Woche unter Wasser das Zeichen für »mir ist kalt« gegeben hatte, drückte er provokativ auf einen Knopf an seinem Taucheranzug. Das war der Knopf für die Wärmeweste. So was gibt es aben auch.« Letzte Woche Tauchen heißt bei drei Grad Wassertemperatur mit einem Trockenanzug ins Wasser zu gehen, welches teilweise mit Eis bedeckt ist. Warum? »Um die Luftblasen an der Eisdecke entlang gleiten zu sehen oder zu sehen, wie sich das Licht am Eis reflektiert«, ist die simple Erklärung der beiden Tauchlehrer. Eigentlich sagt man, dass sich die Saison für das Sporttauchen in Deutschland auf drei bis vier Monate beschränkt. In der Zeit liegt die Wassertemperatur bei 10 Grad. Alles, was darunter liegt, nennt man schon Extremtauchen.
Treffen zum Tauchen und Klönen
Alexander Bühler und Jochen Petersen (rechts) leiten den UCB. (Foto: Sven Geissler)
Das hält den ersten und zweiten Vorsitzenden des Unterwasserclub von ihrem Hobby ab. Jeden Sonnabend, 10 Uhr treffen sich Alexander Bühler und Jochen Petersen mit vielen der 123 Mitglieder in dem alten Marinefliegerhaus in Fahrensodde 20 zum Tauchen oder Klönen. »Unser Ziel war es, als wir vor zwei Jahren den Vorstand übernommen hatten, die Mitgliederzahl zu erhöhen. Mit vielen Events haben wir schon 50 neue Mitglieder gewinnen können. Bei uns kann man seinen Tauchschein machen und bekommt das ganze Jahr Trainingsmöglichkeiten. Wir sind eben ein Verein und nicht kommerziell. Deswegen ist die Ausbildung samt Mitgliedschaft nicht so teuer. Auch für die passende Ausrüstung ist bei uns gesorgt«, erklärt Bühler. Petersen ergänzt: »Für uns ist das Vereinsleben extrem wichtig. Tauchvereine sind einfach besonders familiär. Unsere Gemeinschaft grillt gerne zusammen. Wir haben Silvester zusammen gefeiert oder veranstalten schon traditionell ein Forellenessen.«
Höhepunkte
Ein besonderes Highlight jeden Jahres ist das Fackeltauchen zum zweiten Advent. Dabei tauchen alle Beteiligten in der Förde und laden damit symbolisch Winter und Weihnachtsmann ein. Ein weiteres Event findet im September statt. Beim Wracktauchen an der »Inger-Klitt« zwischen der Sønderborger Bucht und Gelting folgen viele Sportler der Einladung des Vereins. »Wir sind dann immer mit 30 bis 40 Tauchern unterwegs. Das dänische »Hjemmeværnet« kommt auch und hilft uns mit Rettungsvorführungen. Das macht allen sehr viel Spaß. Überhaupt wollen wir gerne mehr mit Dänemark zusammenarbeiten oder Veranstaltungen organisieren«, sagt Bühler. Petersen ergänzt schelmisch: »Es gibt ja schon das Fördecrossing. Aber über Wasser kann das ja jeder«.
Unterwasserrugby
Beim Unterwasserrugby geht es hart zur Sache. (Foto: Lars Salomonsen)
Aber nicht nur das Tauchen in der Förde gehört zum Vereinsprogramm. Der UCB bietet auch reines Schwimmtraining und Unterwasserrugby an. Die ungewöhnliche Sportart gibt es schon fast so lange wie den Verein und ist kaum noch wegzudenken. Immer etwa zehn der 18 Wasserrugby-Spieler trainieren montags, ab 20 Uhr im Campusbad. Sie sind zwischen 16 und 65 Jahre alt und gleichermaßen vo ihrem Sport begeistert, wie Bühler zu berichten weiß: »Es ist wie in jedem Mannschaftssport, man will besser sein als das andere Team. Zu dem Mannschaftstaktischen kommt eben noch die Herausforderung des Luftanhaltens. Ich finde den Sport einfach faszinierend«, sagt Bühler.
15 Minuten sechs gegen sechs
Unterwasserrugby spielt man zwei mal 15 Minuten sechs gegen sechs. Ein handballgroßer Ball muss in einen am Boden stehenden Korb gelegt oder geworfen werden. Ähnlich, wie beim Rugby ist vieles erlaubt. Der Spieler mit Ball darf jederzeit attackiert werden. Verboten ist, sich am Korb festzuhalten oder Spieler ohne Ball festzuhalten. Wer die meisten Körbe erzielt, gewinnt das Spiel. »Um das Spiel zu verstehen, muss man es ausprobiert haben. Ich habe auch immer nur geguckt. Als die Spieler mich dann zum Mitmachen überredet haben, hatte ich einfach so viel Spaß, dass ich seitdem dabei geblieben bin.«
Nur so zum Spaß
Wettkämpfe spielen die Flensburger nicht. »Dafür sind wir nicht gut genug, aber einige unserer Männer spielen in einer Art Schleswig-Holstein-Auswahl, die an den deutschen Meisterschaften teilnimmt. Aber die meisten unserer Spieler haben einfach nur eine Stunde Spaß. Frauen können übrigens auch mitmachen. Unsere einzige Mitspielerin würde sich sicher über Verstärkung freuen«, lädt der 42-Jährige zum Ausprobieren ein.
Während Bühler vom Rugby schwärmt, träumt sein Freund Petersen schon von den Veranstaltungen, die im Sommer anstehen. Denn Unterwasserrugby ist so gar nicht sein Ding. Beim Thema »Technisches Tauchen« sind dann wieder beide im Boot, denn der 42-jährige Bühler bildet Petersen, den 48-Jährigen, aus. Technisches Tauchen ist die nächste Stufe beim Sporttauchen. Dabei taucht man über 40 Meter tief und hat bis zu vier Flaschen mit verschiedenen Gasmischungen am Mann.
Ziele und Träume
Direkt vom Klubhaus können die Taucher ins Wasser. (Foto: Sven Geissler)
»Das ist mein nächstes Ziel, diesen Schein zu machen. Aber wir haben auch andere Ziele. Ich liebe das Ehrenamt und will unseren Verein noch größer und schöner machen«, sagt Petersen. Auch Bühler hat Ziele und Träume. Er hat für die Zukunft ganz besondere: »Ich würde gerne dort tauchen, wo weniger Menschen vorher waren, als Astronaut auf dem Mond.«
Jetzt träumen wieder beide und der UWC samt Mitgliedern kann sich sicher sein, dass die beiden Freunde nicht nur träumen, sondern all ihre Ziele für Verein und Taucher in die Tat umsetzen können und werden.
Dansk resume: Havets astronauter
I Unterwasserclub Baltic e.V. Flensburg uddanner Alexander Bühler og Jochen Petersen hvert år mange dykkere. Ud over det er de første og anden formand i klubben og prøver at gøre klubben mere attraktiv. P.t. har klubben omkring 120 medlemmer. Hvert år har klubben flere lejligheder til at vise sig frem. For eksempel inviterer de andre klubber og hjemmeværnet til fælles vragdykning eller til fakkelsvømning. Generelt vægtes fællesskab højt i klublivet. Hver lørdag mødes medlemmer til dykning, men ikke mindst til hygge i klublokalerne ved Flensborg Fjord. Når Alexander Bühler ikke dykker med flasker, sker det tit til undervandsrugby i Campusbad. Sammen med andre svømmere, som elsker at lege med en bold, bare under vandet, dyrker de den eksotiske sportsgren. Her skal man være stærk, taktisk og god til at holde vejret.
Grit Jurack