Update: SG-Handballer vor Herkulesaufgabe

Handball Champions League

23.04.2017

Flensburg. Lange drohte ein richtiges Debakel. So aber glimmt noch mehr als ein Fünkchen Hoffnung auf ein Happy-End. Nach einer offensiv erschreckend schwachen ersten Halbzeit bewiesen die Handballer der SG Flensburg-Handewitt Kämpferherz. 
Die 24:26 (9:15)-Hinspielniederlage am Sonnabend im Viertelfinale der Champions Legaue gegen HC Vardar Skopje ist jedoch alles andere als eine optimale Ausgansposition vor dem Wiedersehen am Donnerstag (19 Uhr) in der mazedonischen Hauptstadt. Das Rückspiel im Hexenkessel von Skopje wird zur Herkulesaufgabe. Kreisläufer Jacob Heinl ist fest davon überzeugt, dass seine SG das Ticket für die Final Four-Teilnahme in Köln (3./4. Juni) noch einlösen kann. »Ich habe ein positives Gefühl. Wir haben die zweite Halbzeit mit vier Toren gewonnen und ein Zwei-Tore-Rückstand ist im Handball nicht viel. Ich bin sehr positiv gestimmt, dass wir das noch rumreißen«, sagte Heinl zu Flensborg Avis. »Wir werden alles geben, um es zu schaffen«, versprach sein Mannschaftskollege Jim Gottfridsson. Soll das gelingen, darf die SG nicht so auftreten wie in Halbzeit eins am Sonnabend. Die Schützlinge von Trainer Ljubomir Vranjes taten sich ungemein schwer. Nach dem zwischenzeitlichen 5:6 ließ das Team nahezu komplett abreißen. Der Champions-League-Sieger von 2014 tat sich mit der 5:1-Deckung des Gegners schwer. Er scheiterte immer wieder an Weltklasse-Keeper Arpad Sterbik (insgesamt 19 Paraden) oder warf aus unerklärlichen Gründen gleich komplett neben das Tor. Ein zwischenzeitlicher Torwartwechsel von Kevin Møller zu Mattias Andersson verpuffte. 9:15 lautete die bittere Realität nach 30 gespielten Minuten.

Nach der Pause besser

Kurz nach der Pause kam der kränkelnde dänische Olympiasieger Lasse Svan (für Bogdan Radivojevic) und konnte sich Rechtsaußen gleich mit einem Tor einführen. Es wurde nun insgesamt besser. Kentin Mahé verkürzte per Siebenmeter auf 13:17, es war Leben im Angriff und auch in der Halle, in der die SG kräftig angefeuert wurde. Auch wenn der Rückstand zwischenzeitlich wieder anwuchs, war die Mannschaft nun vorn wie hinten hellwach. Møller stand wieder unter der Latte und hatte immer mal wieder Hand oder Fuß an den gegnerischen Würfen. Beim Stande von 19:23 forderte das Publikum und die SG-Bank lautstark die Rote Karte für Skopjes Rogério Moraes Ferreira. »Wenn das nicht Rot ist, wann dann?«, kritisierte Ljubomir Vranjes den Schlag gegen seinen schwedischen Landsmann. Im Gegensatz zu Jakobsson, der schwer verletzt runter musste (Vranjes auf der Pressekonferenz: »Ich fürchte, dass er sehr lange keinen Handball mehr spielen kann«) blieb diese Aktion folgenlos für Moraes.

Wichtige Glandorf-Tore

Hampus Wanne brachte seine SG bis auf zwei Tore heran (21:23). Holger Glandorf sorgte in der Schlussphase, als der Gegner wieder davonzuziehen drohte, mit seinen beiden einzigen, aber unheimlich wichtigen Toren (23:26, 24:26) dafür, dass die Hoffnung für Donnerstag noch ein kleines bisschen größer wurde. »In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Intensität in unserer Abwehr und auch vorne mehr Power. Ein Zwei-Tore-Rückstand nach dem Hinspiel ist nicht optimal, aber wir sind kein Team, das sich deswegen verloren gibt«, sagte Vranjes. »Wir wollen in Skopje zeigen, dass wir besseren Handball spielen können als heute.« Das werden sie wohl müssen, um Skopje mit dem Final-Ticket in den Händen zu verlassen.
Marc Reese mr@fla.de

SG Flensburg-Handewitt: Andersson (17.-45.), Møller – Karlsson, Eggert 1/1, Glandorf 2, Mogensen 2, Svan 1, Wanne 3, Jakobsson 6, Heinl, Toft Hansen, Gottfridsson, Lauge 4, Mahé 3/1, Radivojevic 2 HC Vardar Skopje: Sterbik – Ferreira 2, Maqueda 1, Derewen, Karacic, Dujshebaev 5, Abutovic, Cañellas 1, Cindric 5, Cupic 4/2, Dibirov 5, Schischkarjow, Borozan 2, Marsenic 1. Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien); Zeitstrafen: 4:6 Minuten (Lauge 2, Heinl, Karlsson – Ferreira 2, Marsenic 2, Borozan, Abutovic; Siebenmeter: 3/2:2/2 (Eggert scheitert an Sterbik); Zuschauer: 4837