Die deutsche Liga (HBL) sieht sich als Veranstalter des Turniers in Hamburg für die Kollision nicht verantwortlich. »Die Ansetzung des Final Four 2016 haben wir in Rücksprache und mit Zustimmung der EHF im Dezember 2014 vorgenommen«, sagt HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Die europäische Handball-Föderation (EHF) hat grundsätzlich zunächst die Möglichkeit, ihre Wettbewerbe zu terminieren, ehe die nationalen Verbände ihre Planungen vorantreiben können. Wer den entscheidenden Fehler begangen hat, der zu der Kollision geführt hat, lassen die beteiligten Parteien im Unklaren. »Das (mögliche) Problem ist uns natürlich bekannt und wir arbeiten im Moment daran, eine Lösung der Situation zu finden«, erklärt ein Sprecher in der EHF-Zentrale in Wien. Den deutschen Klubs ist die Termin-Kollision offenbar schon länger klar, weshalb sowohl die Löwen als auch die Flensburger im April alle drei Wochenendtermine nach der Olympia-Qualifikation frei gehalten haben. Die Ligaduelle wurden in die Wochenmitte verschoben. Ihnen wurde suggeriert, dass die Viertelfinalduelle im internationalen Wettbewerb jeweils um eine Woche nach vorne geschoben werden können. Die Hinspiele würden um den 16. April herum ausgetragen, die Rückspiele eine Woche später. Endgültig beschlossen ist dies allerdings noch nicht. »Ja, das Vorziehen der Viertelfinalspiele mit deutscher Beteiligung ist möglich«, sagt Löwen-Manager Lars Lamade. Im Anschluss würde das Final Four in Hamburg in Angriff genommen werden.
Vranjes-Kritik
Pikant: Im offiziellen Rahmenterminplan der HBL, Stand Januar 2015, sind die Viertelfinalspiele der EHF Champions League bereits so terminiert, im Terminplan des europäischen Verbandes steht es anders. Immer wieder wird in der EHF-Zentrale in Wien hinter vorgehaltener Hand über Alleingänge der Deutschen geschimpft, der Solidargedanke des stärksten nationalen Verbandes der Handballwelt in Frage gestellt. Offiziell äußert sich dazu aber niemand, auf diplomatisch dünnes Eis möchte sich in der überschaubaren Handballwelt kaum jemand begeben. Ljubomir Vranjes äußert sich. Dem Flensburger Trainer ist in Sachen Terminkalender noch eine ganz andere - grundsätzliche - Sache ein Dorn im Auge. »Ende März, Anfang April gibt es eine Woche extra frei, aber zwischen wichtigen Champions League-Spielen müssen wir auch noch in der Bundesliga antreten«, so der Schwede, der mit seinem Team am Mittwoch (Ergebnis lag bei Redaktionsschluss nicht vor), zwischen den Achtelfinal-Partien gegen Montpellier, in Balingen ran musste. Sollte die SG in der Königsklasse das Viertelfinale erreichen, wartet zwischen Hin- und Rückspiel die Liga-Auswärtspartie in Magdeburg. »Das ist schon erstaunlich und ein klarer Nachteil für die deutschen Teams. In keiner anderen Liga passiert so etwas«, sagt Vranjes, der meint, dass eine »bessere Lösung« möglich gewesen wäre. Eine Vorverlegung der Europacup-Partien wäre am Ende dennoch wohl die eleganteste Lösung einer von den Verbänden selbst verschuldeten Problematik. Die Kommunikation mit den betroffenen Klubs ist aber bislang nicht ideal gelaufen, denn mit den möglichen Kontrahenten der HBL-Vertreter wurde offenbar noch gar nicht gesprochen. Die Verantwortlichen von Paris Saint Germain Handball, dem möglichen Gegner der Rhein-Neckar Löwen im Viertelfinale, haben keine Kenntnis von einer terminlichen Kollision. »Wir wissen nichts von Überlegungen, das Viertelfinale zeitlich zu verlegen, wir haben unseren Spielplan anders ausgerichtet«, erklärt eine PSG-Klubsprecherin auf Nachfrage. Am 16. April spielen die Franzosen in der heimischen Liga gegen Toulouse. Aus Sicht der EHF wäre ein Ausscheiden der Flensburger und Mannheimer im Achtelfinale der Champions League wohl ideal, doch dieses Szenario ist unwahrscheinlich. Flensburg (gegen Montpellier) und Löwen (gegen Zagreb) gehen nach den Hinspiel-Erfolgen als Favorit in die Rückspiele der ersten K.o.-Runde am kommenden Wochenende.
Michael Wilkening/Ruwen Möller