Absoluter Teamplayer
Ein typischer Glandorf. Glandorf hat die deutsche Mannschaft 2007 zum WM-Titel geworfen, er hat die Champions League gewonnen und mit drei verschiedenen Klubs den Europacup geholt. Er ist DHB-Pokalsieger - vor allem aber ist er ein absoluter Teamplayer. Der Linkshänder wirft sich in jeden Zweikampf, als wenn es sein letzter wäre, und reibt sich so sehr auf für das Team und den mannschaftlichen Erfolg, dass man beim bloßen Zusehen Schmerzen verspürt. Seine Jubelpose zu den Klängen von Scooters »Maria (I like it loud) mit ausgestreckten Armen und weit aufgerissenem Mund ist längst legendär. Selbst mit seinen fast 35 Jahren (Glandorf hat am 30. März Geburtstag) gehört Glandorf längst nicht zum alten Eisen. Sicherlich zwicken hier und da die geschundenen Knochen, Bänder und Sehnen. Doch auch in seinem 17. Profijahr ist er auf seiner Position in der Bundesliga momentan der Beste, liegt mit 123 Treffern auf Platz zwei nach Feldtoren. Nur Julius Kühn traf noch häufiger. Glandorfs Vertrag in Flensburg läuft noch bis 2019. Dann ist der gebürtige Osnabrücker 36. Ans Aufhören im Verein denkt er ein Jahr nach seinem letzten Länderspiel (583 Tore in 170 Partien) aber noch lange nicht. »Ich muss dann schauen, ob es körperlich noch weitergeht. Aber solange ich Spaß am Handball habe, möchte ich gerne weitermachen«, sagte Glandorf.
Machulla: »Unfassbares Stehaufmännchen«
SG-Trainer Maik Machulla wird das gerne hören und öffnet ihm schon mal die Tür zur Vertragsverlängerung: »Er hat noch ein Jahr Vertrag und muss dann keineswegs aufhören, er kann durchaus noch weitermachen.« Zur bevorstehenden Bestmarke erklärte Machulla: »So ein Rekord zeugt von unglaublicher Qualität über viele Jahre. Ich kenne Holger seit er 18 Jahre alt ist und bis auf drei Jahre durfte ich ihn die ganze Zeit begleiten. Er ist ein unfassbares Stehaufmännchen, der selbst durch schwere Zeiten gegangen ist und sich nie geschont hat. Es dürfte wohl ein Rekord für die Ewigkeit sein, der unglaublich und erstaunlich ist. Er hat rund 1300 Tore mehr erzielt als ich! Eine so erstaunliche Leistung erfordert absolute Anerkennung.« Den ewigen Rekord des Südkoreaners Yoon, der inklusive Siebenmetern insgesamt 2908 Bundesliga-Tore erzielte, wird Glandorf allerdings kaum noch erreichen. Dafür fehlen ihm schlicht und ergreifend die Strafwürfe. »Ich habe ein paar Siebenmeter in meiner Zeit in Nordhorn geworfen«, erinnert sich Glandorf an den Beginn seiner Profikarriere Anfang der 2000er Jahre und muss lachen: »Anscheinend habe ich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum Glück gab es immer Mitspieler, die besser Siebenmeter werfen als ich.« Grundsätzlich würden ihm dafür die nötigen Wurfvarianten fehlen. In der ewigen Torschützenliste liegt Glandorf (2284 Treffer) inzwischen auf Platz vier, zog in der vergangenen Woche an Martin Schwalb vorbei. Neben Yoon liegen nur noch SG-Legende Lars Christiansen (2875 Tore) und Jochen Fraatz (2660 Tore) vor ihm. »Natürlich macht mich das auch stolz mit solchen namhaften Handballspielern genannt zu werden«, sagt Glandorf: »Es zeigt, dass ich sicherlich nicht als zu viel verkehrt gemacht habe in meiner Karriere.«
Ewige Bundesliga-Feldtorschützenliste:1. Kyung-Shin Yoon 2262 Feldtore 2. Holger Glandorf 2261 3. Christian Schwarzer 2138
Ewige Bundesliga-Torschützenliste: 1. Kyung-Shin Yoon 2905 Tore (davob 643 Siebenmeter) 2. Lars Chrstiansen 2875/1224 3. Jochen Fraatz 2683/867 4. Holger Glandorf 2284 (23)
Ruwen Möller und
Christoph Stukenbrock, Sport-Informations-Dienst