Immer wieder Bergerud
Zudem schaffte es Kroatien als erstes Team in diesem Turnier, Norwegen komplett seines Tempo-Handballs zu berauben. Die Norweger lagen die ganze Zeit zurück, blieben aber vor allem Dank der Paraden von Bergerud knapp dran. Direkt nach seiner Einwechslung gelang Gøran Johannessen (24.) das 9:10 aus Sicht seiner Farben. Nach zwei Holztreffern seiner Nebenleute scheiterte Johannessen bei seinem nächsten Versuch an Marin Sego. Der kroatische Keeper hatte vor der Pause eine fantastische Quote von 60 Prozent und lag damit noch vor Bergerud (40 Prozent). Nach den ersten 30 Minuten führte Kroatien mit 12:10.Im zweiten Durchgang legten die Kroaten sogar bis auf 15:12 vor (35.), doch dann nahm der Norwegen-Express Fahrt auf und glich zum 15:15 aus (40.) aus. Bergerud hatte das 16:12 verhindert und hielt beim 16:16 erneut einen freien Wurf der Kroaten. Kurz drauf brachte Sagosen sein Team mit seinem sechsten Treffer erstmals wieder in Front (17:16/43.). Duvnjak und Co. schlugen schnell zurück und mitten in einer hitzigen Phase sah der ansonsten immer besonnene Berge die Gelbe Karte. Johannessen bekam kurz darauf eine Zweiminuten-Strafe aufgebrummt. Die Kroaten zwängten den Skandinaviern jetzt ihr emotionales und kampfbetontes Spiel auf.Doch neben Sagosen waren es jetzt vor allem Johannessen und immer wieder Bergerud die Norwegen in die Spur brachten. Beim Stand von 21:21 hielt der SG-Keeper erneut im Eins-gegen-eins-Duell und seine Teamkollegen legten danach per Konter auf 22:21 (54.) vor.
Zweifache Verlängerung
In der Schlussphase wurde allerdings Kroatiens Torwart Matej Asanin zur unüberwindbaren Hürde für die Norweger. Erst hielt er einen Strafwurf gegen Sagosen, danach gegen Jøndal. In der letzten Spielminute gelang ihm allerdings von der Außenposition das 23:23. Kroatien nahm eine letzte Auszeit bei genau 59:39 Minuten gespielter Zeit. Genau wie die Norweger im Angriff zuvor, wagten auch die Kroaten jetzt das Spiel im 7 gegen 6. Der alles überragende Duvnjak nahm den letzten Wurf, blieb jedoch im Block von Christian O´ Sullivan hängen. Der Abpraller flog ins Aus - die reguläre Spielzeit war rum. Verlängerung stand an, zwei Mal fünf Minuten.Die ersten Halbzeit ging 1:1 aus. Duvnjak und Sagosen, die sich direkt zu Spielbeginn innig und lange umarmt hatten, trafen für ihre Länder. Beim Spielstand von 24:24 ging es in die vorerst letzten fünf Minuten. Norwegen legte vor auf 26:25. Bergerud kassierte danach einen schweren Kopftreffer von Luka Stepancic. Danach leisteten sich die Kroaten einen Übertritt, Norwegen kam in Ballbesitz. Es gab kein Durchkommen und Johannessen musste einen Notwurf nehmen, Zeitspuel drohte. Zwei Sekunden vor Spielende gab es einen Siebenmeter für Kroatien. Duvnjak verwandelte mit seinem achten Tor sicher gegen Bergerud.Die Partie war längst ein Wettschießen der beiden Superstars Sagosen und Duvnjak, wobei der Kroate in der zweiten Verlängerung zunächst auf der Bank blieb. Er spielte jetzt nur noch Abwehr.Jøndal war es egal, er erhöhte auf 27:26 (73.). Der Krimi nahm jedoch kein Ende. Beim Stand von 28:28 wurden nun zum wirklich allerletzten Mal die Seiten gewechselt.Beide Teams spielten und kämpften am absoluten Limit. Doch weder Norwegen noch Kroatien konnten die jeweiligen Fehler des anderen ausnutzen. Es gab zahlreiche Stürmerfouls und technische Fehler auf beiden Seiten. Bergerud hielt zwischendurch noch einmal das Remis für sein Team. Sagosen scheiterte an der Latte. Es war wie beim Schwergewichts-Boxen, die Gegner hingen aneinander und in den Seilen. Mit letzter Kraft holten sich die Kroaten den Ball und Zeljko Musa erzielte zwei Sekunden vor Spielende den Siegtreffer zum 29:28.Damit steht auch fest, dass Deutschland in der Olympia-Qualifikation gegen Schweden und Portugal sowie den Sieger der Partie Angola und Algerien (Spiel um Platz drei bei der Afrika-Meisterschaft).
Ruwen Möller
Mehr zur EM in der Sonnabend-Ausgabe von Flensborg Avis.