Nach der eher durchschnittlichen EM steht die WM im eigenen Land an. Freuen Sie sich auf das Event ausnahmslos oder haben Sie etwas Angst vor einem Scheitern?
Ich verspüre eine große Vorfreude auf das WM-Turnier im eigenen Land. Die Mannschaft will zeigen, was in ihr steckt.
Wie oft haben Sie sich die Spiele der EM noch einmal angesehen?
Sehr oft! Die Gründe liegen vor allem in einer intensiven Fehler- analyse und der Wichtigkeit, daraus die optimalen Rückschlüsse für das nächste Großturnier zu ziehen.
Wie sehr brauchen Sie den Rückhalt von Präsident und Trainerteam? Oder sind Sie so klar in ihrem Plan, dass Sie immer an sich und ihren Plan glauben?
Während der EM haben wir nicht immer unsere 100-prozentige Geschlossenheit gefunden und dem Gegner gegenüber spüren lassen. Handball ist ein Mannschaftssport und dieser Zusammenhalt muss bei allen Beteiligten im und um das Team herum deutlich spürbar sein.
Beim SC DHfK Leipzig haben Sie aus einer mittelmäßigen Mannschaft ein tolles Team geformt. Reicht die Zeit mit der Nationalmannschaft, um dies auch zu schaffen, oder müssen Sie hier andere Wege gehen?
Der Zeitfaktor limitiert leider die Entwicklungsgeschwindigkeit. Hier bin ich als Bundestrainer vor allem von der Arbeit der Vereinstrainer abhängig. Trotzdem sind es die besten Spieler unseres Landes, die über eine gute Auffassungsgabe verfügen und die kurze Nationalmannschaftszeit nutzen wollen, um Erfolge zu erzielen. Jeder möchte wieder ganz oben stehen, dazu müssen wir uns steigern und konstant am Optimum spielen.
Sie als Mannschaft haben viel aufgearbeitet. Schweißt das als Team zusammen?
Ein direkter und offener Austausch über vergangene Dinge und vor allem zukünftiger Ausrichtung hat die Mannschaft enger zusammengebracht. Erfolg sorgt für gute Atmosphäre, Begeisterung und Identifikation mit der eigenen Aufgabe. Das will das Team erreichen.
Im Juli waren Sie zu einer Länderspielreise in Japan. Kommt so ein Trainingslager genau zum richtigen Zeitpunkt, wobei Teambuilding mindestens genau so hoch gewichtet wird wie Handball?
Unsere Japanreise war in vielen Bereichen ein Erfolg. Wir durften Erfahrungen mit einer neuen Kultur, einer stark gelebten Tradition und den unheimlich gastfreundlichen Japanern vor Ort machen. Zudem hatten wir als Mannschaft viel Zeit auf und neben dem Parkett. Auch in Hinblick Olympische Spiele 2020 in Tokio sind wir in unseren Entscheidungen weiter vorangekommen.
Was ist euer Ziel für die WM?
Wir haben uns interne Ziele gesetzt. Gelingt uns die Umsetzung und die 60 Minuten sind von Leidenschaft und Emotionen geprägt, werden wir unsere hohen Erwartungen erfüllen.
Wer wird Weltmeister? Oder eben Zweiter hinter euch?
Wir haben in Deutschland zwei sehr anspruchsvolle Gruppen ausgelost bekommen. Wir wollen gemeinsam mir unseren handballbegeisterten Fans diese Aufgaben angehen und lösen, Schritt für Schritt.
Das Tippspiel überlasse ich anderen.
Grit Jurack