Mit Norwegen auf dem Weg nach oben

Handball EM

01.02.2016

Krakau. Mit gesenktem Kopf verschwand Christian Berge am Freitagabend im Bauch der riesigen Tauron Arena. Der Trainer war physisch und psychisch fix und fertig nach der dramatischen 33:34-Halbfinalniederlage seiner Norweger nach Verlängerung gegen Deutschland. 
Um ein Haar wäre dem ehemaligen Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt (1999-2006) mit dem Finaleinzug der ganz große Wurf gelungen. Doch der Schmerz über das verpasste Endspiel war augenscheinlich schnell verflogen. Der 42-jährige Cheftrainer weiß ganz genau, dass er auch mit dem vierten Platz (im kleinen Finale unterlag Norwegen mit 24:31 gegen Kroatien) bei der EM in Polen mit Norwegen Historisches geschafft hat mit seiner Truppe. »Ich wusste, dass diese Mannschaft sehr talentiert ist und vielleicht überraschen kann«, erklärte Berge Flensborg Avis bei einem Medientermin am Sonnabend. »Dahinter steckt harte Arbeit. Das ist eigentlich das einzige Rezept. Und es macht Spaß, das ist das Wichtigste«, sagte Berge. Seit zwei Jahren ist er Cheftrainer seiner Norweger und hat mit Landsmann Glenn Solberg als Co-Trainer (von 2004 bis 2006 Spielmacher bei der SG) und Mentor Kent-Harry Andersson (von 2003 bis 2008 Trainer in Flensburg) zwei weitere ehemalige Flensburger direkt an seiner Seite. 

Ein Erfolgstrio, auch wenn sie nicht selbst die Tore werfen. »Wir haben wirklich viele gute Jungs in Norwegen. Eine sehr junge, loyale und seriöse Mannschaft. Und wir haben in diesem Turnier wirklich gezeigt, dass wir eine Mannschaft sind«, sagte Glenn Solberg nach der Halbfinalniederlage gegen Deutschland zu Flensborg Avis. »Ich bin total überrascht und hätte gedacht, dass wir vielleicht in zwei oder drei Jahren so weit sind«, verrät Kent-Harry Andersson. »Die Jungs spielen guten Handball. Was fehlt ist nur die Erfahrung«, erklärt der 66-jährige Schwede. Ihn freut es, dass die vermeintlich Kleinen den Großen bei dieser EM immer wieder ein Bein stellen konnten. »Wir sind näher an die Spitze herangerückt. Auch Deutschland ist überraschend gut. Diese beiden Teams sind vergleichbar: es gibt einen unglaublichen Teamgeist in beiden Mannschaften. Dass die Spitze enger zusammengerückt ist ist gut für den Handball«, findet Andersson. Das große Ziel vor der EM, nämlich ein Ticket für das Olympia-Qualifikationsturnier, wurde souverän erreicht. Durch die Niederlage am Sonntag in Krakau im Spiel um Platz drei gegen Kroatien verpassten die Norweger nur haarscharf die direkte WM-Qualifikation - hier wartet noch ein Kräftemessen mit Slowenien.