Mahé: »Die Sicherheit steht im Vordergrund«

Interview

21.11.2015

Flensburg. Genau wie viele andere Menschen sah auch Kentin Mahé, französischer Handball-Profi der SG Flensburg-Handewitt, am Freitag vor einer Woche das Fußball-Länderspiel zwischen Frankreich und Deutschland im Fernsehen und erfuhr so über die Terror-Anschläge in seiner Geburtsstadt Paris. Was folgten waren Stunden der Angst und Ungewissheit. Mahés Telefon war kaputt und er konnte seine Eltern, die an dem Abend ein Konzert in Frankreichs Hauptstadt besuchten, lange Zeit nicht erreichen. Mit uns sprach der 24-Jährige über die Geschehnisse in seiner Heimat und die Folgen. 

Flensborg Avis: Hallo Kentin, wie haben Sie von den Ereignissen in Paris erfahren? Kentin Mahé: Ich habe das Länderspiel Frankreich gegen Deutschland im Fernsehen gesehen. Ich habe mich natürlich sofort gefragt, wer könnte betroffen sein?
Ihre Eltern leben in Paris und waren an dem Abend bei einem Konzert ...... ja, es war allerdings nicht in der Nähe der Anschläge. Ich habe sie jedoch erst nach Stunden erreicht. Zum Glück ist ihnen nichts passiert, aber es war kein schönes Gefühl. 
Wie gehen Sie mit den Ereignissen um? Ich habe versucht, mich viel über französische Medien zu informieren. Es tut gut, den Zusammenhalt der Franzosen zu spüren. Ich finde es auch gut, dass sich die französischen Journalisten nicht ihre Ironie nehmen lassen und die Franzosen versuchen, ihre typische Lebensart weiterzuführen - das ist wichtig. 
Sie sind als Sportler ständig bei Großveranstaltungen aktiv. Wie stehen Sie zu der Sicherheitsdebatte, die nach der Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland gegen Holland vor allem hierzulande entstanden ist? Zu allererst: Sicherheit steht im Vordergrund. Als Sportler sind wir privilegiert, weil für uns oft besondere Sicherheits-Vorkehrungen getroffen werden. Zuschauer sind da einer ganz anderen Gefahr ausgesetzt. Es wäre schön, wenn wir uns wieder ganz auf den Sport konzentrieren könnten. Dafür ist es wichtig, dass die Sicherheitsbehörden weiterhin ihre Arbeit machen, damit die Sicherheit für die Fans gewährleistet ist. 
Am Sonnabend spielen ihre Kollegen vom THW Kiel in Paris und auch die SG wird im nächsten Jahr noch ein Auswärtsspiel in der französischen Hauptstadt bestreiten - wie stehen Sie aktuell dazu?Es ist ein heikles Thema und alles andere als einfach. Hut ab vor den Kielern, dass sie jetzt dort spielen - wobei sie natürlich kaum eine Wahl haben, weil sie es nicht entscheiden. Ich kann ihren Trainer Alfred Gislason aber gut verstehen, wenn er ein »ungutes Gefühl« dabei hat. Es ist nicht einfach, sich nur auf den Sport zu konzentrieren. Bis zu unserem Spiel ist noch etwas Zeit und ich hoffe, die Situation entspannt sich bis dahin, allerdings wird uns das Thema noch Wochen und Monate beschäftigen.
Ruwen Möller