Handball

Im Stimmungstief zum Spitzenspiel

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20.12.2019

Ludwigshafen/Mannheim. Draußen war es stockdunkel und trüber Nebel umhüllte die Eberthalle in Ludwigshafen. Als die SG Flensburg-Handewitt aus der Kabine Richtung Mannschaftsbus trottete, sah es im Innenleben von Spielern und Trainern kaum anders aus: finster und trüb vernebelt. Ganz anders im Inneren der »Eberthölle«, hier brannte ein großes Party-Feuer. Die Eulen Ludwigshafen, Vorletzter der Tabelle, hatten den Deutschen Meister mit 25:23 (12:12) besiegt. »Die Eulen haben sich heute für ihre guten Leistungen in den letzten Wochen belohnt, wir waren die Leidtragenden«, sagte ein schwer enttäuschter SG-Coach Maik Machulla. Nachdem es für Ludwigshafen zuletzt gegen Magdeburg, Melsungen und Hannover jeweils knapp nicht zu einem Erfolgserlebnis gegen ein Top-Team reichte, schafften die gegen Flensburg die Sensation. »Wir sind ruhig geblieben und uns haben sicherlich die Erfahrungen aus den letzten Wochen auch geholfen«, so Jannek Klein, der ehemalige SG-Mann in den Reihen der Gastgeber. »Das war schon ein schönes Weihnachtsgeschenk, aber zufrieden sind wir noch nicht.« 

Während sein Team trotz des Sieges weiter im Tabellenkeller festhängt, hat die SG im Kampf um die Spitzenplätze einen weiteren herben Rückschlag erlitten und ist vor dem Duell am Sonnabend (20.30 Uhr/live Sky) bei den Rhein-Neckar Löwen Dritter, jetzt mit vier Zählern Rückstand (nach Minuspunkten) auf Spitzenreiter THW Kiel. Die Kieler gaben sich am Donnerstagabend gegen Balingen keine Blöße und auch wenn die anderen Spitzen-Clubs wie Hannover (gegen Erlangen) und die Löwen (gegen Nordhorn) lange Probleme hatten, siegten sie nach 60 Minuten. »Die Meisterschaft gewinnt oder verliert man nicht in Kiel, Magdeburg oder bei den Löwen, aber die Meisterschaft verliert man in solchen Spielen wie in Ludwigshafen«, sagte Jim Gottfridsson, kurz bevor er in den Mannschaftsbus einstieg. Aus der Kabine der Eulen halten noch die Bässe der Party-Hits, da fügte der Schwede hinzu: »Eine Mannschaft wie Flensburg muss und hat natürlich auch den Anspruch, hier zu gewinnen.« Tat sie aber nicht und es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass sich die SG gegen die vermeintlich kleineren Teams Probleme hatte. »Die Mannschaft versucht alles, kämpft, sie will, hat die richtige Einstellung, aber es gelingt uns einfach nicht, die Dinge über einen längeren Zeitraum spielerisch zu lösen. Es fehlen überall ein paar Prozent. In der Tat haben wir im Vergleich zu den letzten Jahren Probleme gegen die Kleinen«, so Machulla, der bemängelte: »Wir müssen lernen. Der Entwicklungsprozess geht nicht wie geplant voran und wir stehen zu oft nach den Spielen zusammen und sprechen über die gleichen Fehler«. Mangelnde Chancenverwertung beispielsweise. »Körperlich und mental braucht es in jedem Spiel 100 Prozent, um in der Bundesliga zu bestehen. Machulla stellte aber auch klar: »Ich vertraue meinen Spielern trotzdem weiterhin. Wir hatten zwei gute Jahre in denen es immer lief, jetzt läuft es mal nicht und jetzt müssen wir uns als Mannschaft trotzdem da rausarbeiten. Als Trainer ist es meine Verantwortung, dass uns das gelingt, wir werden weiter Gas geben.« Am Donnerstag zwangen die Eulen der SG ihren Matchplan auf. »Das muss man sagen, sie haben ihr Spiel durchbekommen«, so SG-Kreisläufer Johannes Golla. Eine Kraftfrage ist es für ihn nicht, »beide Teams spielen 60 Minuten«, meinte er. Machulla hingegen fehlte durchaus etwas »breite im Kader«. Der Ausfall von Kapitän Lasse Svan macht die Sache da nicht besser. Der Däne wurde beim 18:17 (45.) gefoult und hatte offensichtlich Schulterschmerzen. In dieser Phase führt sein Team, verpasste es aber mehrfach auf drei Tore wegzugehen. Drei Minuten vor Spiel­ende wurde er bei einem Konter in die Bande gedrängt. Er konnte nicht weiterspielen, ging direkt in die Kabine und wurde sofort in ein Krankenhaus vor Ort gefahren. Während seine Teamkollegen am Freitagnachmittag in Kronau im Trainingszentrum der Löwen das Abschlusstraining absolvierten, wurde der Däne in Heidelberg eingehender untersucht. »Es sieht nicht so gut aus, er hat immer noch Schmerzen«, so Machulla am Freitag. Ein Einsatz am Sonnabend ist ausgeschlossen. Genauere Untersuchungen erfolgen nach der Rückkehr nach Flensburg. Insgesamt war dem SG-Tross auch am Freitag noch anzumerken, wie tief der Stachel der Pleite saß. Machulla bestätigte, dass es »viel Energie kostet, sich auf das nächste Spiel vorzubereiten.« Er sagte jedoch auch: »Die Mannschaft ist selbstkritisch, hat sich ohne mich zusammengesetzt und alle sind bereit ihren Teil beizutragen, dass es wieder besser wird. Wir müssen jetzt zusammenstehen.« Gegen andere Top-Teams der Liga sah die SG ohnehin meist besser aus. Möglicherweise kommt die Partie bei den Löwen nach der Eulen-Enttäuschung also doch genau richtig und die Stimmungslage bei der SG hellt sich doch noch auf.
Ruwen Möller