Hannah Krüger im Porträt: Bio nach Rio

Zu Besuch beim Münchner SC

11.04.2017

Hockeyspielerin Hannah Krüger hat mit Olympia-Bronze und 166 Länderspielen im Nationaldress aufgehört. Die volle Konzentration gehört jetzt ihrem Münchner SC und dem Lehrerberuf.

München. »Sehr gut, Überzahl ausspielen. Druck drauf, alle vor«.
Hannah Krüger lobt. Die 28-Jährige treibt ihre Mitspielerinnen mit klaren Anweisungen nach vorn an diesem kalten Dienstagabend auf dem nassen Rasenplatz im Münchener Norden.
Das Wort von Hannah Krüger, Kapitänin des Hockey-Bundesligisten Münchner Sportclub (MSC), hat Gewicht. Denn die 1,73 Meter große Mittelfeldspielerin spielt so gut Hockey, dass sie es auf 166 Länderspiele für Deutschland gebracht hat. Im Nationaldress ist inzwischen Schluss. Hannah Krüger hat nach Olympia in Rio und dem Gewinn der Bronzemedaille, aufgehört.

Olympia-Medaille hängt im Zimmer

»Meine Olympia-Medaille hängt noch immer im Zimmer, das sagt eigentlich alles, gigantisch«, schwärmt Hannah Krüger, die Olympia 2012 in London noch verpasste.
Sportlich gilt ihre Konzentration dem MSC, für den die gebürtige Nürnbergerin seit 2010 spielt. Neben guten Ergebnissen in der Bundesliga haben Krüger und das Team von MSC-Trainer André Schriever ein erfolgreiches Abschneiden im Europapokal (EuroHockey Club Trophy) am Pfingstwochenende zum Ziel, das der MSC erstmals ausrichten wird.
Da kann Erfahrung helfen. Von der von Hannah Krüger sollen möglichst auch die Mannschaftskameradinnen profitieren. »Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, was die Spielerinnen brauchen. Ob eher Anschiss, oder ob man aufbauen muss«, erklärt Hannah Krüger, während sie auf den flutlichtbeleuchteten Platz blickt. Sie hängt am MSC. »Das ist ein Club, den man schnell ins Herz schließt, und von dem man schnell ins Herz geschlossen wird.«

Referendariat an der Schule

Auch abseits der Anlage gibt es viel zu tun. Hannah Krüger konzentriert sich auf den Lehrerberuf und unterrichtet als Referendarin an einer Schule. »Nationalmannschaft ginge gar nicht mehr«, sagt Hannah Krüger, die Lernstoff für den Unterricht mit in Bus und Zug nimmt, wenn es zu Auswärtsspielen geht. Noch bis kurz vor Rio ackerte sie für ihr Staatsexamen in Biologie und Chemie. »Die Phase bis Ende April, Anfang Mai war sehr dicht. Das war nicht witzig und viel gelebt hat man da nicht mehr.«
»Ich hatte Chemie Leistungskurs, Bio hat mich da noch wenig interessiert. Dann habe ich aber ein Praktikum gemacht und es hat Spaß gemacht. So habe ich mich gegen Sport entschieden, obwohl ich den Aufnahmetest in Köln noch geschafft habe. Aber turnen und schwimmen waren fast schon kontraproduktiv.”

Freizeit mit Freunden und Familie

Hannah Krüger, die nach Rio einen Monat lang in Kolumbien urlaubte und ihre Freizeit am liebsten mit Freunden oder der Familie verbringt, spielt schon fast ihr gesamtes Leben lang Hockey. »Angefangen habe ich mit fünf im Verein. In der Hand hatte ich einen Hockeyschläger aber schon sehr viel früher«, sagt die Sportlerin, deren Eltern auch auf hohem Niveau Hockey (Mutter) und Handball (Vater) spielten.
In den anderthalb Stunden Training wurde viel gelacht. »Es macht Spaß mit den Mädels«, sagt die MSC-Spielerin in ihrem türkisgrünen Trainingsoberteil und schwarzer Trainingshose. »Dienstags ist das erste Training nach dem Spiel. Da ist man oft vom Kopf her noch nicht da. Da braucht es Spaß. Donnerstags ist mehr Zug drin.«
Wie lang sie noch weitermachen möchte? »Dem Hockey verbunden bleibe ich wohl ein Leben lang. Wie lange noch auf Bundesliga-Niveau, das muss man sehen«, sagt Hannah Krüger. »Nächstes Schuljahr komme ich an eine andere Schule - hoffentlich in München.«

Das ist Hannah Krüger

Geboren: 4.9.1988
Verein: Münchner Sportclub (seit 09/2010)
Frühere Vereine: HG Nürnberg
Länderspiele: 166 (Debüt am 6. Februar 2009)
Erfolge im Nationalteam: Olympia-Bronze (2016), EM-Sieg (2013)
Beruf/Ausbildung: Referendarin für Biologie und Chemie
Hobbys: Zeit mit Freunden und Familie verbringen

Marc Reese
Der Text entstand im Rahmen einer journalistischen Weiterbildung , dem Kurs »Sportjournalismus« an der Akademie der bayerischen Presse.