»Das Chaos ordnet sich mit der Zeit während ich male«
»Ich habe schon einige Ideen im Kopf und das Bild wird auf jeden Fall etwas mit der SG zu tun haben. Aber es ist noch recht chaotisch. Das ist meistens so, aber das Chaos ordnet sich mit der Zeit während ich male«, sagt er.
Die Malerei ist für Mahé auch ein Versuch, zwischendurch mal abzuschalten, auch wenn ihm dies nicht immer gelingt. »Handball ist eigentlich immer in meinem Kopf«, sagt Mahé.
Auch Flensburg selbst ist für ihn Inspirationsquelle. »Die Stadt ist mega inspirierend. Ich gehe oft in Museen und schaue mir Bilder von anderen Künstlern hier in Flensburg an.
Oder ich hole mir die Inspiration auf der Straße. Ich war immer schon Beobachter. Mir fallen oft Din-
ge ins Auge, die andere vielleicht gar nicht sehen«, erklärt der Nationalspieler.
»Wir haben hier ein geiles Leben«
Nicht nur für seine Kunst-Projekte allerdings bietet die Stadt für Mahé ein gutes Umfeld. »Wir haben hier ein geiles Leben. Man kann schon fast sagen Luxus-Leben, allein durch die Nähe zum Wasser. Jacob (Heinl) und ich haben ein kleines Boot zusammen. Damit fahren wir bei schönem Wetter raus auf die Förde. Allein das ist schon Luxus, auch wenn es natürlich kein Luxus-Boot ist. Wir haben hier gleich mehrere tolle Strände zu denen man fahren kann und die Stadt hat auch sonst schöne Locations. Das werde ich auf jeden Fall vermissen«, erzählt der gebürtige Pariser.
Dabei fiel ihm der Wechsel 2015 von der Metropole Hamburg ins beschauliche Flensburg nicht leicht. »Der erste Winter war schon hart. Es war kalt und dunkel, ich und meine Freundin waren neu in der Stadt und wir kannten noch niemanden hier. Man kann ja auch nicht immer was mit den Jungs aus der Mannschaft machen«, berichtet Mahé. Die ersten Monate lag daher sein voller Fokus auf dem Sport. »In Flensburg bin ich zum Profi geworden«, sagt er.
Brød.9.: Mittlerweile allerdings haben er und seine Freundin sich längst eingelebt. »Auch außerhalb des Handballs haben wir einen tollen Freundeskreis, der uns viel gibt. Deshalb geht es uns auch so gut hier. Hamburg hat zwar ein einmaliges Flair und es war schön, jeden Tag woanders essen gehen zu können oder zu zweit etwas zu machen, aber wir hatten eigentlich gar kein soziales Leben. Hier ist es einfach familiär. Es waren bisher die zwei schönsten Jahre in meiner Karriere«, betont Mahé.
Zeit zu gehen
Trotzdem sei es für ihn nun Zeit zu gehen. »Manchmal muss man aus seiner Komfortzone raus und sich neuen Herausforderungen stellen, um sich zu entwickeln«, erklärt Mahé.
Dabei freut er sich auch auf das Wiedersehen mit seinem alten Trainer. »Ich habe den Vertrag bereits unterschrieben, bevor Ljubo das tat. Ich wusste also gar nicht, wer Trainer wird. Und als ich es dann erfahren habe, habe ich mich sehr gefreut. Ljubo weiß, wie ich ticke und er kann das Beste aus mir herauskitzeln«, erklärt er.
Das hat er bereits bei Flensburg gezeigt. Mahé hat besonders in der letzten Saison das ein oder andere Spiel für die SG entschieden oder zum richtigen Zeitpunkt wichtige Impulse gegeben.
»Auch beim Handball mag ich das geordnete Chaos. Ich kann einschätzen, wann man Risiken eingehen kann und wann nicht. Wann man effektiv sein muss und wann es spektakulär aussehen kann. Bei der Nationalmannschaft haben wir ein sehr striktes Spiel. Und auch bei der SG muss jeder genau wissen, wo er lang laufen muss, damit es klappt. Ich bin da eher eine Komponente, die dazukommt und etwas von dem Ganzen ausschweift. Das mag manchmal ein bisschen zu viel erscheinen, kann aber auch ein Wendepunkt fürs Spiel sein«, erklärt der zweimalige Weltmeister.
»Klar, Ljubo war selber so«
Aber kommt ein Perfektionist wie Ljubomir Vranjes mit solch einer Unberechenbarkeit zurecht?
»Klar, Ljubo war selber so. Mit 1,66 gegen einen 2-Meter-Mann zu spielen, da musste man kreativ sein. Und das will er bei mir auch rauskitzeln«, sagt Mahé.
Kentin Mahé wird sich daher im Sommer mit dem berühmten lachenden und weinenden Auge aus Flensburg verabschieden.
»Ich freue mich auf die Zeit in Veszprém, aber es wird uns sehr schwer fallen, im Sommer von hier wegzugehen. Das ist eine der Kehrseiten des Profisports, aber am Ende ist es Business«, sagt Mahé.
Lennart Adam