Der Stratege der jungen Wilden

Handball WM

16.01.2017

Paris. »Jim ist ein großartiger Anführer. Einer, an den ich große Erwartungen habe. Ich vertraue ihm sehr.« Diese Worte kommen aus dem Munde von Kristján Andrésson und sie gelten Jim Gottfridsson, dem Spielmacher der Schweden bei der Handball-Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich. 
Wohl kaum einen Mann in seinem jungen Kader braucht der isländische Nationaltrainer der Blau-Gelben so sehr wie den Rückraumspieler des Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt. Flensborg Avis traf den 1,90 Meter großen Gottfridsson am Wochenende in der Lobby des schwedischen Mannschaftshotels. Ein Interview hier, ein Interview dort - Gottfridsson war wohl selten so gefragt bei den Journalisten wie momentan. Denn er steht nach den Rücktritten der schwedischen Legenden und Flensburger Vereinskollegen Mattias Andersson (Tor) und Tobias Karlsson (Kapitän und Abwehrchef) sowie Kim Andersson massiv in der Verantwortung. Trotz seiner erst 24 Jahre.

Mehr an Verantwortung

Ob er eine Veränderung verspüre? »Ich bin seit 2012 in der Nationalmannschaft dabei. Es ist jetzt ein bisschen ein anderes Gefühl. Der Hunger auf sportlichen Erfolg war auch vorher da, aber es ist nun anders. Viele der Spieler um mich herum sind zwischen 18 und 25 Jahre alt. Ein bisschen wie Tiere. Schwer zu erklären«, formuliert Jim Gottfridsson das Wesen dieser jungen Truppe. Mit dem Mehr an Verantwortung hat der Akteur mit der Nummer »24« keine Probleme. »Ich kriege mehr Verantwortung, ja. In dreieinhalb Jahren bei der SG habe ich unter anderem in der Champions League viel internationale Erfahrung gesammelt. Wir haben viele gute Handballer. Ich will, dass wir Druck machen und die richtige Strategie finden«, erklärt Gottfridsson sein Vorhaben.  Dass das klappt, ist vor allem seine Aufgabe. Ein Stratege ist einer mit wachem Verstand, einer der Richtungsentscheidungen trifft und den Kurs vorgibt. »Jim hat das Potenzial, einer der Weltbesten auf seiner Position zu werden«. Das sagte im Zuge von Gottfridssons Vertragsverlängerung bis Sommer 2018 in Flensburg kürzlich einer, der es wissen muss: Ljubomir Vranjes. Sein Vereinstrainer. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, wie weit es für die jungen Wilden mit ihrem Flensburger Leader in Frankreich gehen wird. »Wir wollen es besser machen als zuletzt bei Olympia (Gruppenletzter, Red.). Zunächst einmal geht es um einen Platz im Achtelfinale. Was dann wird, werden wir sehen«, sagt Playmaker Gottfridsson.
Marc Reese