»Die weiteste Auswärts- Fahrt dauert 15 Minuten«

Handball

24.01.2017

Wiedersehen mit Holger Schneider – die SG Flensburg-Handewitt gastiert zu einem Freundschaftsspiel bei Handball Esch. 
Esch. Die Vorfreude auf das Wiedersehen war bei Holger Schneider riesengroß und entsprechend herzlich fiel die Begrüßung aus. Am Dienstag nahm der ehemalige Kapitän von Flensburg-Handewitt »seine« SG in Luxemburg in Empfang. Schneider ist dort seit anderthalb Jahren Cheftrainer des Erstligisten Handball (HB) Esch. Dieser ging aus den Vereinen HB Eschois Fola und HC La Fraternelle Esch hervor und feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde die SG zu einem dreitägigen Trainingslager inklusive Freundschaftsspiel (Mittwoch, 19.30 Uhr) eingeladen.  »Ich habe zum Hörer gegriffen und natürlich sofort bei Dierk (Schmäschke, SG-Geschäftsführer/Red.) angerufen«, so Schneider und erklärt die Entstehung des freundschaftlichen Vergleichs. »Unser Präsident fragte mich, ob wir zum Jubiläum gegen eine richtig gute Mannschaft spielen können und da musste ich nicht lange überlegen – einmal Flensburg, immer Flensburg«, so Schneider, der von 1992 bis 1998 bei der SG spielte. »Es war eine schöne Zeit«, so der ehemalige Linksaußen, der mit der SG 1997 den ersten Europacup-Titel (EHF-Pokal) der Vereinsgeschichte holte. »Wir hatten eine tolle Mannschaft und haben damals irgendwie unseren Teil zur heutigen SG beigetragen. Es ist ein klasse Verein mit einem super Umfeld und vor allem die Kontinuität gefällt mir«, so der 98fache Nationalspieler (DDR und Deutschland), der nach wie vor gute Kontakte zu alten Weggefährten wie Jan Holpert, Matthias Hahn oder eben Schmäschke pflegt. 

Ein Kreis geschlossen

In Flensburg war er zuletzt beim Abschiedsspiel von Lars Christiansen 2010. »Vielleicht gelingt es uns mal mit Esch ein Trainingslager in Flensburg zu machen, die Bedingungen dort sind toll«, erklärt Schneider, der zunächst aber selber ein guter Gastgeber sein möchte. »Meine Jungs und alle im Verein sind natürlich aufgeregt. Für uns ist dieses Spiel eine wahnsinnige Ehre und tolle Geschichte«, so Schneider, der mit dem sechsfachen Meister aktuell Vierter in Luxemburgs Liga ist. Außerdem ist Esch im Pokalwettbewerb noch dabei und steht im europäischen Challenge Cup im Achtelfinale. »Es gefällt mir gut hier. Wir haben eine junge Mannschaft die fast ausschließlich aus einheimischen Akteuren besteht, die fast alle auch Nationalspieler sind«.Vom Niveau her würde Schneider sein Team im Mittelfeld der 2. Bundesliga in Deutschland ansiedeln. Er selber ist »sehr zufrieden« mit seinem jetzigen Verein und erklärt: »Für mich hat sich irgendwie auch ein Kreis geschlossen, denn mit Empor Rostock habe ich 1987 mein erstes Europacup-Spiel gegen Esch bestritten.« Der 53-Jährige sagt aber auch, dass der deutsche Markt »natürlich immer interessant ist«. Nach diversen Stationen (u.a. in Bregenz, Schwerin, Wetzlar, Stralsund, und Rostock) und einer Auszeit genießt er es jedoch, aktuell wieder Erfahrung im Ausland zu sammeln und eine neue Kultur kennenzulernen. »Ich wollte immer etwas von der Welt sehen«, so Schneider, dessen Familie aber zunächst noch in seiner Geburtsstadt Güstrow geblieben ist. »Meine Tochter macht gerade ihr Abitur«, erklärt der Trainer von Esch, der dadurch zwar hin und wieder nach Deutschland pendelt, insgesamt aber eher kurze Wege genießt. »Zur Halle gehe ich zwei Minuten und die weiteste Auswärtsfahrt dauert 15 Minuten«, sagt Schneider und muss schmunzeln. »Lediglich im Europacup müssen wir mal reisen.« Diesmal ist der europäische Handball in Form der SG zu ihm gekommen und Schneider kann das Wiedersehen in vollen Zügen genießen.
Ruwen Möller