Die Champions-League unter Englischer Flagge

22.03.2019

Wer hätte gedacht, dass das Fußballjahr 2018/19 so interessant und letztlich auch spannend werden würde. In der Ersten Bundesliga hat sich vor allem Dortmund aus dem stetigen Sinkflug der vorherigen drei Spielzeiten befreit und kämpft mit dem FC Bayern auf Augenhöhe um die Tabellenvorherrschaft. Parallel sind unter den restlichen Teams unter der Tabellenspitze noch immer Verschiebungen bis herunter auf Tabellenplatz 8 absolut drin. Bezüglich der Münchener sah dies zu Beginn der Saison noch ganz anders aus, denn zwischenzeitlich waren sie bis auf den sechsten Platz heruntergerutscht und schafften selbst gegen Augsburg nur ein Unentschieden (eine Premiere in der Bundesliga).

Viermal England, sechsmal England als Gegner

Gleichzeitig hat sich in der Champions-League in den Viertelfinals eine Paarung ergeben, die zu Beginn der Saison noch ein kühner Tipp gewesen wäre. Während vor etwas mehr als einem Monat die Situation noch relativ Turnier-typisch aussah und den Münchenern, wenn auch als Außenseiter, zumindest aufgrund ihrer Champions-League-Erfahrung, gewisse Chancen zugesprochen wurden, haben mittlerweile alle deutschen Teams das Turnier verlassen. Stattdessen tummeln sich die englischen Teams auf vier von acht Viertelfinalplätzen. Lediglich eine Spielpaarung (die von Ajax und Juventus) findet im April ohne die Beteiligung von mindestens einem englischen Team statt.

#dexit: Ein Deutscher Abschwung

Was war passiert? Tatsächlich hat sich ein Trend bewahrheitet, den man nun seit mehreren Jahren beobachten kann. Deutschland wird mehr und mehr von der europäischen Fußball-Konkurrenz abgehängt. Während die Spanier bereits seit einiger Zeit das Feld der Fünf-Jahres-Wertung anführen, hat sich auch England fest auf Platz 2 etabliert. Danach kommt Italien und dann erst Deutschland auf Platz 4. Durchatmen. Noch ist alles in Ordnung und der Abstand zum fünftplatzierten Frankreich ist groß genug, dass Deutschland nicht plötzlich Qualifikationsplätze verlöre. Trotzdem gibt diese Entwicklung durchaus zu denken.

Gerade wenn man sich die Spiele ansieht, die zum Ausscheiden der deutschen Mannschaften geführt haben, dann kann man sich der Erkenntnis nicht verwehren, dass das Ausscheiden nicht ganz unverdient ist. Während besonders im englischen Fußball viel des Zaubers erkennbar ist, der den Sport eigentlich ausmacht, scheint bei den deutschen Teams eher die Luft raus zu sein: Fehlende Robustheit beim BVB, Überforderung bei Schalke und unangebrachte Routine in München. Gleichzeitig fehlt es übergreifend an der strategischen Raffinesse, die bei England (sowieso) zu bestaunen ist, sich beispielsweise aber auch bei den Niederländern in der Champions-League zeigt. Ausgerechnet. Nach verpasster EM 2016 und WM 2018 zeigen sie den Deutschen mit einem 4:1 gegen Real Madrid (!) wie man es richtig macht. Abgucken, Nachmachen.