Handball

Beruf, Berufung und Passion

Handball

15.05.2019

Flensburg. Die Sonne schien und die Temperaturen meinten es gut als Flensborg Avis Johannes Golla von der SG Flensburg-Handewitt zum Foto- und Gesprächstermin getroffen hat. Der in Rüdesheim geborene und im Rheingau aufgewachsene Modellathlet strahlt seine gewohnt freundlich und positive Einstellung aus. Dazu hat der 21-Jährige auch allen Grund, denn die Handballkarriere von Johannes Golla läuft gut, hat aber gerade erst richtig angefangen. 

Zum Handball ist der 195 cm große Johannes Golla durch seinen Papa Peter gekommen, der selbst zu seinen besten Zeiten in Wiesbaden in der 2. Bundesliga auf Torejagd gegangen ist. 
»Er kannte halt noch viele Leute in der Umgebung. Am Fußball habe ich dabei eher wenig gefallen gefunden und mein Papa hat mir dann vorgeschlagen zum Handball zu gehen. Dabei ist es dann auch geblieben«, so der 21-Jährige, der mit einem Augenzwinkern dankbar für die Tipps des Vaters war. 
Das Handballspielen hat Johannes Golla im heimischen Verein angefangen und nicht bereut. »Das Handballspielen habe ich ungefähr mit fünf Jahren bei mir auf dem Dorf im Verein angefangen. Das war die Anlaufstelle für alle, die Handballspielen wollten. Das war beschaulich und klein«, so Golla, der aber dank der Unterstützung der Eltern den Weg im Handball weitergegangen ist. 
»Für mich war früh klar, wenn ich weiter Handballspielen will, dass ich weggehen muss. Da haben mich meine Eltern aber super unterstützt. Sie haben etliche Stunden im Auto verbracht und sind viel gefahren. Die Fahrten nach Wallau haben einfach immer eine gute halbe Stunde gedauert und das haben meine Eltern dann jeden Tag gemacht. Ich bin sehr dankbar, dass sie das mitgemacht und mir ermöglicht haben«, so der Kreisläufer, der mit seiner Schwester ebenfalls ein sehr talentiertes Familienmitglied hat. 
»Meine Schwester hat in Mainz gespielt und wechselt in der kommenden Saison nach geschafftem Abitur nach Buxtehude. Die macht dann auch ihren nächsten Schritt. Heiße Duelle im Garten der Familie Golla gab es aber nie, dafür war dann meist keine Energie mehr da. Meine Eltern haben schon aus Spaß gesagt, dass sie eigentlich auch in den Norden ziehen könnten, wenn eh beide Kinder hier oben sind«, so Johannes Golla, dem man die Verbundenheit zur Familie anmerkt. 
Immerhin ging es bereits als 17-Jähriger für Johannes Golla nach Melsungen und weg aus dem Schoß der Familie. Zuvor hatte der Modellathlet in der A-Jugend Bundesliga in Wiesbaden auf sich aufmerksam gemacht und das Interesse von MT-Trainer Michael Roth geweckt. Doch vor dem Wechsel nach Melsungen musste ein anderer wichtiger Baustein seinen Platz finden. 
»Mit 17 und anderthalb Jahre vor meinem Abitur, war ich dann in Melsungen. Das Abitur wollte ich unbedingt machen und da bin ich der Schule in Melsungen dankbar, weil die für mich dort eine Tür aufgemacht haben. Dort habe ich dann in einer WG gewohnt. Ich war der Erste, der bei MT eingezogen ist. Das war zu Beginn etwas chaotisch, weil es schnell ging. Das ist dort aber alles richtig gut gewachsen«, so der 21-Jährige, der dort mit einer Mischung aus Glück und harter Arbeit den Weg zum Bundesligaspieler gemacht hat. 
»Ich bin nicht nach Melsungen als Profi-Handballer gekommen. Ich habe als ganz normaler Junge dort angefangen. Das war das erste Mal weg von den Eltern. Mir ist beim Einleben sehr geholfen worden. Ich habe mich schnell wohlgefühlt und das war die Grundlage, um erfolgreich und gut Handball zu spielen. Ich habe zudem bei den Profis in Melsungen viel Unterstützung bekommen, dazu hat mir der Trainer viel Vertrauen gegeben. Dann kam das Glück hinzu und mit ein, zwei Verletzungen im Kader kamen dann die ersten Bundesligaminuten, bei denen ich mich nicht so schlecht angestellt habe«, so Golla lächelnd. 
Dass die Zeit in Melsungen mehr als nur sportlich Johannes Golla geformt hat, verhehlt der 21-Jährige dabei nicht. »Ich habe dort meine Schule fertig gemacht und Freundschaften geschlossen mit gleichaltrigen, die nicht unbedingt etwas mit Handball zu tun hatten. Dadurch ist Kassel auch Heimat geworden. Ich denke bei der Stadt nicht nur an Handball, sondern auch an das Umfeld«, verdeutlicht Golla die Bedeutung seiner Zeit im Norden Hessens.

Handball als Passion

Mit dem Handball ist Johannes Golla nicht nur groß geworden, er bestimmt auch sein Leben. »Der Handball ist mehr als Beruf für mich, er ist Berufung. Ich merke heute noch die Freude mit meinem Hobby, das zum Beruf geworden ist, meinen Lebensunterhalt verdienen zu dürfen. Ich gehe jeden Tag gerne zum Training und schaue auch gerne Handball, wenn ich freihabe. Das hat einfach einen ganz großen Stellenwert«, und der ist nach seinem Wechsel nach Flensburg nicht kleiner geworden:
«Es gab viele Gründe für den Weg nach Flensburg. Wenn man Handball-Profi wird, geht alles rasend schnell. Wenn dein Vertrag ausläuft und du viele Möglichkeiten aufgezeigt bekommst, machst du dir deine Gedanken. Wenn dann auf einmal auch Flensburg anruft und sein Interesse bekundet, dann machst du dir definitiv Gedanken. Flensburg ist eine absolute Top-Adresse, das war dann schon ein ganz hartes Brett. Ich habe viele gute Gespräche mit Dierk (Schmäschke/SG-Geschäftsführer/Red.) und Maik (Machulla/SG-Trainer/Red.) geführt und nachdem die Rahmenbedingungen geklärt waren, war die Entscheidung nicht mehr schwer« zeigt sich der Rheinhesse glücklich über seine Wahl nach Flensburg zu gehen. 
Dabei gefällt dem 112 Kilogramm schweren Kreisläufer neben dem Sport auch die Stadt Flensburg. 
»Flensburg gefällt mir. Die Möglichkeit im Sommer nach dem Training in fünf Minuten am Strand zu sein ist ein echter Luxus. Das ist Lebensqualität«, so Golla, dessen Freundin Elena ebenfalls den Weg an die Förde gefunden hat. 
Dass der Weg mit Flensburg gleich in seinem ersten Jahr mit einem Titel enden könnte, schreckt Johannes Golla nicht. Dennoch bleibt der 21-Jährige abgeklärt und bescheiden. »Ich hätte natürlich schon gerne am Ende einen Titel in der Hand. Es wäre quatsch zu sagen, dass man das nicht wollen würde. Aber wir müssen erst unsere Hausaufgaben machen und dann werden wir am Ende sehe, was dabei herauskommt«, so Golla, der die gleiche Bescheidenheit beim Thema Nationalmannschaft an den Tag legt. 
»Ich habe viele neue Eindrücke bekommen und eine tolle Erfahrung gemacht. Für einen festen Platz muss ich aber erst in Flensburg kontinuierlich Leistung bringen und das Woche für Woche. In Deutschland sind wir aber gerade am Kreis außerordentlich gut besetzt. Ich bin noch jung und dann schauen wir Mal wohin die Reise noch führt«, so Johannes Golla, der noch bis 2021 Vertrag in Flensburg hat und sich noch keine weiteren Gedanken über die weitere sportliche Zukunft gemacht hat. 
Ein Sieg gegen Melsungen am kommenden Donnerstag würde er aber sicher gerne nehmen. 
Timo Fleth

Fakten

Johannes GollaGröße:195 cm Gewicht: 112 Kg. Alter: 21 Jahre. Wurfhand: Rechts. Position: Kreis. Familie: Vater Peter, Mutter Gaby, Schwester Paulina, Freundin Elena. Vereine: JSG Eltville, TuS Dotzheim, SG Wallau, HSG VfR/Eintracht Wiesbaden, MT Melsungen, SG Flensburg-Handewitt. Erfolge: Silber 2016 Junioren EM, Teilnahme an der WM 2017 in Algerien. Vertrag bei der SG : 2021.

Resume

Johannes Golla er bomstærk og på håndboldbanen næsten ikke til at rokke. Uden for banen møder man derimod en velovervejet ung mand, som ikke tager muligheden for at spille håndbold og kunne leve af det som en selvfølge. Glæden for sporten har den 21-årige arvet af faren Peter, der selv spillede 2. Bundesliga i Wiesbaden. Eventyret i Flensborg er for Johannes Golla først lige startet, og det bedste ligger stadig foran ham.