In der Saison 219/2020 steigt der Meister aus dem Norden direkt auf. Das wissen sie auch in Flensburg, geben deswegen aber noch lange keine Versprechen ab. »Können wir auch gar nicht. Im Fußball ist nichts zu planen. Erfolg hängt von vielen Faktoren ab. Wir benötigen Spielglück, müssen von Verletzungen verschont bleiben und dann ist da auch immer noch die Konkurrenz. Es gibt fünf, sechs andere Mannschaften, die auch aufsteigen wollen«, sagte Harald Uhr. Der Geschäftsführer des SC sagt weiter: »Wir wollen attraktiven Fußball zeigen und schauen, wozu es reicht.«Chefcoach Jurgeleit umschreibt es ähnlich: »Nach Platz vier wollen wir wieder weiter nach oben und die bestmögliche Platzierung erreichen, idealerweise ist das Platz eins. Auf jeden Fall wollen wir gerne wieder ins Landespokalfinale und den Pokal zurückholen.« Und wenn es tatsächlich so kommt, der SC am Saisonende Erster wird? »Wir sind natürlich nicht blauäugig und planen im Hintergrund auch dieses Szenario. Es nützt uns nichts, wenn wir eine Mannschaft hinstellen, die es sportlich schafft und dann können wir trotzdem nicht aufsteigen«, so Uhr. Ein Knackpunkt in Sachen Infrastruktur ist weiterhin eine drittligataugliche Flutlichtanlage. »Wenn wir die erstmal haben, dann ist der Rest an Auflagen nicht mehr allzu viel«, meinte Uhr. Und die Anlage hat der SC bald. »Ziel ist es, dass wir spätestens am 15. Oktober Licht anmachen«, so Peter Carstensen, der sich im Verein um die Sponsorenbelange und sämtliche baulichen Maßnahmen kümmert. Offen und ehrlich gibt er zu, dass die »Baugenehmigung noch nicht« vorliegt. Es sind aber Gutachten zu Lärm, Licht und Verkehr erstellt worden, die keinerlei Probleme aufgewiesen haben. »Die Hürde ist nicht mehr hoch und wir werden sie überspringen.« Auf rund 700.000 Euro belaufen sich die Kosten, die zu drei Dritteln aufgeteilt werden. Je ein Drittel soll über Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein und der Stadt Flensburg gedeckt werden. Der Rest vom Verein. Die NOSPA, Hauptsponsor des SC, die unlängst ihr Engagement um weitere zwei Jahre ausgeweitet hat, wird sich mit einer Summe beteiligen. »Wir suchen aber noch Nachahmer«, erklärte Carstensen, der auf den erheblichen finanziellen Eigenaufwand des SC hinweist. Neben dem Ausblick Richtung 3. Liga bringt eine Flutlichanlage dem SC noch weitere positive Effekte ein. So kann nicht nur das Saisoneröffnungsspiel in der guten Jahreszeit am 26. Juli (19 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg II an einem Freitagabend ausgeführt werden. Auch danach sind Freitagsspiele möglich und bereits geplant. Bis zum Winter sollen es, wenn die jeweiligen Gegner mitspielen, insgesamt vier werden. »Super, als Spieler wollte ich immer Freitags spielen. Ein bisschen Regen, Flutlicht und wenn es gut läuft ein freies Wochenende«, sagte Jurgeleit, der ein solches Szenario auch den eigenen Schützlingen in Aussicht stellt. »Ich hätte nichts dagegen und mag Freitagsspiele«, sagte Defensivmann Torge Paetow.
Langes Worte
Beim SC versprechen sie sich vor allem auch mehr Zuschauer am Freitagabend, da es wenig sportliche Konkurrenz gibt. Die Eintrittspreise wurden zur neuen Saison gesenkt und der Rekord an 360 verkauften Dauerkarten aus dem Vorjahr wird sehr wahrscheinlich wieder überboten. Knapp 400 dürften diesmal abgesetzt werden. »Im Mittel erwarte ich einen Schnitt von 1000 Besuchern«, so Uhr. In der Vorsaison waren es 850. In Planung ist zudem ein neuer Hauptzugang von der Husumer Straße, womit der Verein auch die nötigen Sicherheitsauflagen erfüllen würde, um eine Stadionkapazität von 5000 Plätzen zu bewerkstelligen. In Sachen Ausbau der Tribüne macht sich Uhr ohnehin wenig Sorgen. »Ich erinnere gerne an die Worte unserer Oberbürgemeisterin Simone Lange, die nach der Meisterschaft 2018 gesagt hat: Wenn der SC aufsteigt, stellt die Stadt ein drittligataugliches Stadion hin«, so Uhr. »Ich habe immer viel Vertrauen in solche Aussagen und bin da sehr gelassen. Wir haben mit Stephan Kleinschmidt einen Dezernenten für Sport bekommen, der sich um diese Themen kümmert und es soll eine Taskforce in Sachen Stadion gegründet werden. Ich gehe davon aus, dass wir den Kontakt mit der Stadt zu Saisonbeginn noch intensivieren werden.« Bis ernsthaft von der 3. Liga gesprochen werden kann, ist es aber noch weit. Sportlich hat der SC aber im bisherigen Verlauf der Vorbereitung den richtigen Weg eingeschlagen. Vor allem der 2:1-Testspielsieg gegen den dänischen Superligisten SønderjyskE sorgte dies- und jenseits der Grenze für Aufmerksamkeit. Trainer Jurgeleit lobt vor allem die »hohe Motivation und Bereitschaft« seiner Schützlinge. »Wir wissen jedoch alle: Vorbereitung ist Vorbereitung. Gegen Wolfsburg gilt es sich gut zu präsentieren.« Apropos präsentieren: Am Freitag präsentierte der SC nach der Pressekonferenz auch einen neuen Mannschaftsbus. Dieser wurde im Rahmen des Fotoshootings für das Mannschaftsfoto vorgeführt und kam am Abend erstmals zum Einsatz. Es ging zum Testspiel in Schleswig gegen Luckenwalde. »Jetzt wollen wieder alle mitfahren«, so Jurgeleit mit einem Lächeln auf den Lippen. Der Trainer ahnte schon was ihn und sein Team erwartet. Ein top Gefährt in den Farben des Vereins gehalten. Dazu wird es WLAN im Innenraum geben und auch Sky wird das Team in Zukunft sehen können. Alles im Sinne der gesteigerten Professionalisierung des Clubs. Dazu zählt auch, dass die Mannschaft bei einigen Auswärtsspielen einen Tag vor dem Spiel anreisen wird. Es wird neuerdings am Nachmittag trainiert und mit Marc Peetz (bisher Co-Trainer) wurde ein fester Teammanager installiert, der den Trainern die organisatorische Arbeit abnimmt. Seinen Posten als Assistenztrainer hat Klaus-Peter Nemet übernommen. »Mir war es wichtig, dass wir jemanden dazu bekommen, der aus dem Profibereich kommt und den Jungs nochmal einen anderen Blick auf die Dinge geben kann«, so Jurgeleit über Nemet, der u. a. beim FC. St Pauli, in Hoffenheim, Köln und auf Teneriffa tätig war. »Ich habe großen Respekt was hier bisher unter erschwerten Bedingungen geleistet wurde«, so Nemet, der verriet: »Harald Uhr hat mir gesagt, dass es einen Drei-Jahres-Plan gibt. In diesem Zeitraum möchte er gerne das Maximale, den Aufstieg rausholen. Das hat mich überzeugt und wenn es bereits im ersten Jahr funktioniet, ist das auch in Ordnung.« Uhr erklärte abschließend noch, dass sich der Etat des Viertligisten »unverändert« bei »etwas mehr als einer Million Euro« bewegt, und dass gerne noch »ein oder zwei Spieler geholt werden sollen« und der SC das auch »müsse«. Bislang sind mit Angelos Argyris, Julian Stöhr, Tayfun Can, Fabian Graudenz, Jonas Andersen und Ture Blaue sechs Spieler ver-pflichtet worden.
Ruwen Möller
Der SC 2019/2020
Abgänge: J. und H. Ostermann (unbekannt), Jannik Drews (Frisia Lindholm), Jannis Pläschke (G. Halberstadt), Leon Krioß (Teutonia 05), Gary Noel (Alemania Aachen), Nico Empen (SV Rödinghausen), Joel Keller (pausiert)
Zugänge: Angelos Argyris (VfB Oldenburg), Julian Stöhr (Drochtersen-Assel), Tayfun Can (Eintr. Norderstedt), Fabian Graudenz (Energie Cottbus), Jonas Andersen (Vejle BK/ausgeliehen bis 31.12.2019, Ture Blaue (SønderjyskE U19)
Der Kader
Tor: Florian Kirschke, Raphael Straub; Abwehr: Torge Paetow, Christian Jürgensen, Patrick Thomsen, Kevin Nije, Angelos Argyris, Ture Blaue, Julian Stöhr
Mittelfeld: Jonas Walter, Kevin Schulz, Finn Wirlmann, Nedim Hasanbegovic, Ilidio Pastor Santos, Florian Meyer, Dominic Hartmann, Fabian Graudenz, Gökay Isitan, Tayfun Can
Angriff: Jonas Andersen, Tim Wulff, Marvin Ibekwe
Trainer: Daniel Jurgeleit
Assistenztrainer: Klaus-Peter Nemet
Torwarttrainer: Jan Neujahr
Fitnesstrainer: Marc Böhnke
Mannschaftsarzt: Christian Wiege
Physiotherapeuten: Alejandro Javier Aguirre; Johannes Outzen
Betreuer: Torsten Hoffmann
Geschäftsführer: Harald Uhr
Assistent der Geschäftsführung: Daniel Hoffmann