Auf dem Weg nach oben

Dani Baijens/SG Flensburg-Handewitt

22.11.2017

Flensburg. Ein Dienstagnachmittag in der Sporthalle der Hannah-Arendt-Schule. Kinder laufen umher, Eltern schauen von den Bänken aus ihren Sprößlingen zu: Mannschaftstraining der F-Jugend. Und mittendrin Dani Baijens.Seit ziemlich genau drei Monaten ist der 19 Jahre junge Holländer jetzt in Flensburg und bei der SG Flensburg-Handewitt. Mit bislang 78 Treffern in elf Spielen für das Juniorteam mischt der frischgebackene holländische Nationalspieler (war zuletzt auch bei den Siegen in der WM-Quali gegen Griechenland und Belgien dabei) die dritte Liga auf.»Ich bin froh, hier in Flensburg zu sein. Und das Training mit den Kindern macht mir Spaß und hilft mir auch dabei, mein Deutsch zu verbessern«, sagt der 1,82 Meter große Spielmacher, der vom holländischen Verein Kras Volendam im Sommer an die Flensburger Förde wechselte.  

Es geht hier richtig zur Sache

»Die erste Liga in Holland ist in etwa auf dem Niveau der 3. Liga hier. Physisch und mental geht es hier sehr zur Sache, jeder gibt schon im Training alles und auch die Zuschauer fiebern richtig mit«, vergleicht Baijens, der zunächst in der Flensburg Akademie unterkam, nun aber gemeinsam mit Teamkollege Niels-Jacob Thing und DHK Flensborg-Torhüter Jasper Basenau, der in der Vorsaison noch das SG II-Tor hütete, in einer Art WG wohnt. Auch das hilft ihm natürlich bei der Sprache. Denn im Gegensatz etwa zu Außenspielern, Kreisläufern oder Torhütern muss in erster Linie ein Spielgestalter die Ansagen machen. »Ich besuche einmal die Woche einen Deutsch-Kurs. Ich verstehe schon fast alles, und sage auch Spielzüge auf Deutsch an. Vor allem im Training, im Spiel dann, wenn es schnell gehen muss, aber auch schon mal auf Englisch«, erklärt Dani Baijens im Gespräch mit Flensborg Avis.

Keine Berührungsängste

Sein Trainer beim SG-Juniorteam, Sascha Zollinger, ist mit der Integration ins Team sehr zufrieden. »Er ist offen, geht auf die Leute zu. Die Chemie passt gut und Dani hat keine Berührungsängste«, erklärt Zollinger. Der musste nach der Saison auf Spielmacher-Suche gehen, weil Akteure wie Per-Oke Kohnagel, Robin Breitenfeldt, Leon Witte und Georg Rohwer den Verein verließen. »Uns haben vier Mittelspieler verlassen. Das ist weitaus mehr als normal. Wir haben gescoutet, da war aber nichts Adäquates dabei. Ich habe die Profis um Hilfe gebeten, Mark Bult (Co-Trainer der Profi-Handballer der SG, Red.) hat sich dann in den Niederlanden umgehört. Er kannte ihn persönlich nicht, Danis Name fiel dann aber schnell«, blickt Zollinger zurück. Im Juli dann kam Baijens eine Woche zum Probetraining. Es passte, und Baijens entschied sich für die SG, obwohl auch ein dänischer Klub (Mors/Thy) Interesse hatte. Gefragt nach den sportlichen Stärken seines neuen Schützlings antwortet Zollinger: »Dani hat keine Angst. Er bekommt jedes Mal körperlich jede Menge Gegenwind, geht aber dahin, wo es weh tut. Er ist sehr explosiv mit seinem schnellen Antritt. Stark im eins gegen eins und variabel im Abschluss.«Arbeiten will er mit Baijens insbesondere an der Spielführung und dem Einsatz des Schlagwurfs im richtigen Moment. Zollinger kann auf der Spielmacher-Position variabel agieren und Baijens auch nötige Pausen geben, denn David Bleckmann ist nach überstandener Verletzung wieder am Ball und auch Bo Nielsen aus der A-Jugend bekommt seine Einsätze. »Dani und David sind ganz unterschiedliche Spielertypen. Dani ist schneller, explosiver, kann dafür als kleinerer Spieler nicht so leicht über die Abwehr werfen wie David«, skizziert Zollinger die Spielertypen, die er je nach Spielausrichtung einsetzen kann. Imponiert ist Zollinger über die hohe Trefferzahl, die Baijens momentan auf Platz drei der Torschützenliste zeigt. »Dabei ist das gar nicht sein Job, in erster Linie soll er Tore vorbereiten«, staunt Zollinger.

Lernen von Mogensen, Mahé und Lauge

Der trickreiche Holländer mit der großen Spielintelligenz hat inzwischen mehrfach bei den Bundesliga-Profis mittrainiert. »Das ist natürlich toll für mich. Die SG hat ein Weltklasse-Team. Es ist spannend hautnah zu sehen, wie die denken, wie sie spielen und die Kreisläufer einsetzen«, sagt Baijens mit besonderem Blick auf Thomas Mogensen, Kentin Mahé und Rasmus Lauge, die beim Bundesligisten und Champions League-Vertreter die Spielmacherposition ausfüllen. Aus diesen Trainingseinheiten will er lernen und profitieren. »Wir erwarten, dass er so konsequent weiterarbeitet. Wir hoffen, dass er seinen Traum weiterleben kann. Dass er perspektivisch mehr bei den Profis ist, den nächsten Schritt machen kann. Dass er dort Vollgas gibt und weiterhin so dominant in der dritten Liga auftritt wie bisher«, sagt Zollinger.»Er zeigt gute Leistungen in der zweiten Mannschaft«, lobt auch Flensburgs Bundesliga-Coach Maik Machulla. »Wir sind im Moment gut aufgestellt, es ist aber gut, ihn immer wieder mal dabeizuhaben. Auch für den Fall - der hoffentlich nicht Eintritt, mit vielen Ausfällen einen zu haben, den die Mannschaft kennt.« Wie dieser nächste Schritt dann aussieht, ob in Flensburg oder anderswo, ist offen. Dani Baijens spielt schon fast sein ganzes Leben lang Handball. »Meine Eltern haben Handball gespielt, auch mein Großvater. Ich hatte mit drei Jahren das erste Mal einen Ball in der Hand und habe mit vier das erste Mal gespielt«, sagt Dani Baijens, dessen älterer Bruder Jordy als Linksaußen noch für seinen alten Verein HV Kras/Volendam spielt.Heimweh hat er nicht. »Meine Mutter kommt etwa alle drei Wochen vorbei. Meinen Vater sehe ich nicht so oft, weil er selbst Handball-Trainer ist und an Wochenenden Spiele hat. Aber ich werde sie alle Weihnachten sehen«, sagt Dani Baijens.
Infos zu Dani Baijens:• Geburtstag/-Ort: 05. Mai 1998 /Rotterdam • Beruf: Handballer • Position: Rückraum/Spielmacher • SG Flensburg-Handewitt (seit Sommer 2017)  • Bisherige Vereine: Snelwiek Rotterdam, Haro Rotterdam, Kras Volendam • Erfolge: 5x Holländischer Jugend Champion, 1x Supercup Senior Gewinner
Marc Reese