Auf dem Weg in Liga 2: Die »Störche« fordern die »Löwen«

Kiel träumt vom Aufstieg

29.05.2015

Kiel. Es gibt Momente, in denen lässt sich sogar der sonst so sachliche Karsten Neitzel beim Träumen erwischen. »Man stellt sich vor, der Schiedsrichter pfeift in München ab und man reist die Arme hoch«, sagte der Trainer von Holstein Kiel im Hinblick auf die bevorstehenden Relegationsspiele gegen den TSV 1860 München. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga wäre die Krönung einer beeindruckenden Spielzeit. Aufgrund ihrer starken Abwehr, die in 38 Saisonspielen nur 30 Gegentreffer zuließ, entwickelten sich die »Störche« von einem Abstiegskandidaten zu einer Spitzenmannschaft der 3. Liga. Nun fiebert ganz Kiel dem Hinspiel am Freitagabend (20.30 Uhr/live NDR) entgegen. Die 10.000 Tickets waren nach wenigen Minuten vergriffen.

Während der Relegationsgegner 1860 München zur Vorbereitung ein Trainingslager in Norderstedt bei Hamburg absolvierte, wurde in Kiel wenig verändert. Lediglich die Trainingszeit hat Neitzel auf 20 Uhr verlegt, »damit sich der Körper daran gewöhnt, zu dieser Uhrzeit mehr zu leisten, als nur »Gute Zeiten, schlechte Zeiten« zu gucken«. Der Übungsleiter, der personell aus dem Vollen schöpfen kann, wünscht sich zwei ausgeglichene Partien: »Wir sind der Außenseiter. Je länger wir es spannend halten, desto mehr steigen unsere Chancen.« Das letzte Duell hat gezeigt, dass die Norddeutschen mithalten können. In der ersten DFB-Pokalrunde 2014/15 unterlag Kiel knapp mit 1:2.

Bei 1860 herrscht wie so oft Unruhe. Investor Hasan Ismaik ist abgetaucht, Sportchef Gerhard Poschner steht in der Kritik, zwei Spieler prügelten sich im Training. Neitzel sieht darin keinen Vorteil: »Ich glaube, dass die Mannschaft diese Probleme im Spiel völlig ausblenden kann.« Für Manuel Schäffler sind die Begegnungen mit 1860 besondere Spiele. Der Mittelstürmer wurde bei den »Löwen« ausgebildet, absolvierte zudem 57 Zweitligaspiele für die Profis. Neitzel hat dennoch keine Zweifel, dass Schäffler unbelastet in das Duell gehen wird: »Er möchte in beiden Spielen einen großen Beitrag leisten, um Holstein Kiel in die Zweite Liga zu schießen. Es geht ihm nicht darum, seinen Ausbildungsverein in Liga drei zu schießen.«

Die jüngere Statistik dürfte Kiel Mut machen. Seitdem die Relegationsspiele zur Saison 2008/09 eingeführt wurden, gewann in fünf von sechs Fällen der Drittligist. Das Rückspiel am Dienstagabend wird für die Kieler eine ganz neue Erfahrung. Zwischen 50.000 und 70.000 Zuschauer werden in der Allianz Arena erwartet.

»Natürlich haben viele von uns noch nie vor so einer Kulisse gespielt. Aber dafür lebt ein Fußballer doch«, sagt der dreimalige Bundesligaspieler Patrick Herrmann. Und eins ist sicher: Ein schöneres Stadion, um eventuell den Zweitliga-Aufstieg zu feiern, kann es überhaupt nicht geben.