Afriyie tippt auf Cottbus und hofft auf den SC

Interview

23.05.2018

Flensburg. Er ist neben dem Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von 2016, Max Christiansen (FC Ingolstadt 04), immer noch der berühmteste Fußball-Sohn der Stadt: Kolja Afriyie. Der ehemalige Jugendspieler vom DGF Flensborg war über zehn Jahre lang in der dänischen Superliga aktiv. Horsens, Esbjerg und Midtjylland waren die Stationen für den Defensivmann, der auch etliche Europapokal-Partien absolvierte. Für Deutschland lief er vier Mal in der U21 auf und zwei Mal (2008 und 2016) nahm er für die Auswahl der dänischen Minderheit (Det Sydslesvigske Fodboldlandshold) an der Europeada, der Europameisterschaft der sprachlichen Minderheit teil.  Was ein bisschen in Vergessenheit geraten ist: In der Saison 2010/11 spielte Afriyie ein Jahr lang für den FC Energie Cottbus, damals in der 2. Bundesliga. Er absolvierte in der Zeit auch ein Testspiel mit dem FC in Flensburg gegen den Hamburger SV (4:2 für Cottbus). Was niemand weiß: Nach seinem Karriereende (2014) trainierte Afriyie in der Saison 2015/16 eine ganze Weile beim SC Weiche Flensburg 08 mit um sich fit zu halten.Im Vorfeld der Relegationsspiele zur 3. Liga zwischen dem SC und Cottbus konnte Flensborg Avis Afriyie allerdings »unter Vertrag« nehmen, für ein Interview. 

»Schade, dass die Stadt bisher nicht mehr unterstützt«

Flensborg Avis: Kolja, der SC Weiche Flensburg 08 spielt gegen Energie Cottbus um den Aufstieg in die 3. Liga, wer schafft es und warum? Kolja Afriyie: Cottbus ist in meinen Augen ein wenig favorisiert. Ich kenne beide Mannschaften nicht im Detail, die Flensburger sicherlich noch etwas besser, aber insgesamt ist Cottbus etwas der Favorit. Der SC hat allerdings ein gute Mannschaft, vor allem einen guten Zusammenhalt und sie sind taktisch sehr gut. In Cottbus ist aber eine große Erwartungshaltung und Euphorie. Andererseits haben sie auch den Druck. 
Was ist die größere Sensation, dass der SC ans Tor der 3. Liga klopft oder das Cottbus, einst Bundesligist, bis in die Regionalliga abgestürzt ist? Irgendwie beides. Mit den vorhandenen Mitteln hätte Cottbus nicht in die Regionalliga absteigen dürfen, die Basis für mehr ist da und der Anspruch ist sicherlich Liga 2. Es ist nach wie vor eine Vollzeit-Mannschaft uns sie haben Bedingungen wie einige Bundesligisten. Ich denke da nur an die Trainingsplätze mit Rasenheizung oder das eigene Fitness-Studio. Umgekehrt ist es auch krass, dass der SC mit seinen bescheidenen Mitteln so souverän in der Regionalliga Meister wird. Deren Trainingsbedingungen sind dann doch dichter an denen von – nicht böse gemeint - DGF als dem Profibereich. Schade, dass die Stadt bisher nicht mehr unterstützt. 
Sie haben eine Saison in Cottbus gespielt, was war das für eine Zeit in ihrer Karriere und welche Erinnerungen haben Sie? Ein bisschen gemischte Gefühle. Anfangs lief es sehr gut und wir haben auch um den Aufstieg - das war das Ziel - mitgespielt. Zudem kamen wir im DFB-Pokal weiter. Wir haben Freiburg und Hoffenheim geschlagen und das Halbfinale erreicht. In der Phase war der Fokus auf dem Pokal und dadurch haben wir die Liga etwas aus den Augen verloren und sind nicht aufgestiegen. Die Spiele gegen Hertha oder Union waren aber klasse. Persönlich habe ich auch gut angefangen, in der Rückserie aber keine große Rolle mehr gespielt. Der Trainer hat mich öffentlich kritisiert und obwohl ich noch im Mannschaftsrat war, hatte ich dann einen schweren stand. Ich habe am Ende aber auch nicht wirklich gut gespielt. 

»Würde mich freuen, ihn wieder zu sehen«

Dabei war es der damalige und heutige FC-Coach, Claus-Dieter Wollitz, der Sie unbedingt wollte und geholt hat. Gibt es noch Kontakt zu ihm oder anderen Cottbusern?
Von den Spielern kenne ich kaum noch jemanden. Nur ein zwei die damals im Perspektivkader waren. Wir waren ja eine sehr internationale Truppe in der die Spieler allesamt Bundesliga-Erfahrung hatten. Da waren Leute wie Nils Petersen og Leon Bittencourt dabei. Damit hat die Mannschaft von heute nichts mehr zu tun. Aus dem Stab kenne ich noch einige und ja, den Trainer. Ich habe nicht mehr wirklich Kontakt zu ihm, aber würde mich dennoch freuen, ihn mal wieder zu sehen. Er war es in der Tat der mich damals überzeugt hat. Ich hatte auch Angebote aus der Bundesliga, fand das Team und das Potenzial in Cottbus aber reizvoller. Ich wollte lieber in der 2. Liga oben mitspielen, als in der Bundesliga auf der Bank sitzen. Leider kam es anders, aber das weiß man vorher nicht. Die Erfahrung aus Deutschland möchte ich dennoch nicht missen.

Hand aufs Herz - Ihr Tipp für die beiden Spiele, wie geht es aus?
Ich habe noch guten Kontakt zu dem ein oder anderen in Cottbus, aber Flensburg ist mir doch näher, daher hoffe ich, dass der SC es schafft. Ich glaube aber das Hinspiel endet 1:1 und in Cottbus gewinnt Energie 2:1.

Ruwen Möller
rm@fla.de