André Lohrbach. (Foto: DHK Flensborg)
Vom Oberligisten HSG Schülp/Westerrönfeld wechselt der ehemalige Bundesliga-Handballer zum DHK Flensborg, dem am Sonnabend (17 Uhr, Idrætshallen) im Heimspiel gegen den VfL Potsdam ein Schlüsselspiel bevorsteht.
Kitzeln in den Händen
»Mich hat das Projekt DHK sehr gereizt. Ich sehe dort eine gute Perspektive, habe sogar einige Spiele des Klubs am Livestream verfolgt«, sagte André Lohrbach, als ihn Flensborg Avis am Donnerstagabend sprach. »Ich war sehr schnell vom Konzept überzeugt. Weil es Potenzial hat. Weil ich Bock darauf habe, was mitzugestalten. Es hat nochmal gekitzelt in den Händen. Der DHK hat mir ein Super-Paket geschnürt«, sagte André Lohrbach.
Der Handballer, am 31. Mai 1989 in Kassel geboren, ist schon ordentlich herumgekommen in seiner Karriere. In der A-Jugend ging es zum
TBV Lemgo, im Jahre 2006, zu deren Glanzzeiten, als die Männer gerade EHF-Pokalsieger wurden. Über seine Heimatstadt Kassel und einem Jahr Regionalliga verschlug es ihn zur
HG Saarlouis, wo er drei Jahre lang seine Tore warf. »Dann kam ein Angebot von Bietigheim. Dort habe ich viereinhalb Jahre gespielt, den Aufstieg in die erste Bundesliga miterlebt, meine angehende Frau kennengelernt - dort kam unsere Tochter Lily zur Welt«, erzählt Lohrbach von dieser spannenden und intensiven Zeit.
Am Telefon ist seine kleine, knapp zwei Jahre alte Tochter, immer wieder zu hören. »Sie erzählt mir gerade, dass sie ihre Hände rot angemalt hat«, verrät der Handballer, der auf Lehramt studiert und in der Landeshauptstadt vertretungsweise an einer Gemeinschaftsschule unterrichtet. Seine Freundin Kathleen Schulz (früher Handballerin beim TSV Owschlag, danach SG Rosengarten-Buchholz und SG BBM Bietigheim) will er in diesem Sommer heiraten.
Mehr als 500 Tore hat Routinier André Lohrbach, der sein Geburtsjahr 89 auf dem Rücken trug, für die SG Bietigheim-Bissingen geworfen, ehe er den Verein Anfang letzten Jahres aus privaten Gründen verließ, um mit seiner Familie ins rund 800 Kilometer entfernte Kiel zu ziehen.
Er spielte dann zunächst für Henstedt/Ulzburg und wollte dann zur Saison 2017/2018 beim HSV Norderstedt loslegen, der aber bekanntlich seine Mannschaft aus finanziellen Gründen vom Spielbetrieb der 3. Liga zurückziehen musste. Also ging es in die Oberliga zu Schülp/Westerrönfeld. Leicht fiel ihm der Weggang von dort nun nicht. »Ich habe schon ein bisschen Bauchschmerzen, denn ich lasse die Jungs allein. Ich hoffe, dass sie es verstehen können«, sagt Lohrbach, der sehr gut weiß, dass der Tabellen-Zehnte (12:14 Punkte) ihn weiter sehr gut hätte gebrauchen können. »Großer Dank daher an Schülp/Westerrönfeld. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt«, sagt André Lohrbach. Auch Tim Blohme ist dem Oberligisten, allen voran HSG-Leiter Lutz Bünger, dankbar, dass André Lohrbach die Freigabe erhielt. »Er hat lange um André gekämpft. Nett gesprochen, sensationell. Ein ganz großer Sportsmann, denn sie selbst stehen nur knapp vor einem Abstiegsplatz«, sagt Tim Blohme.
Blohme: »Egal wie spät es ist - ich ruf ihn jetzt an«
Das tut der DHK Flensborg auch. 11:19 Punkte nach 15 Spielen. Platz elf. Gerade beim Liga-Letzten haushoch verloren. Ein Linksaußen (Søren Pedersen) nahm reißaus, ein anderer (Timo Brüne) fällt verletzt aus. Der DHK steckte im Morast, als Tim Blohme und Peter Stotz am Mittwoch zusammensaßen. Blohme schildert den Ablauf so: »Peter (zweiter DHK-Geschäftsführer Peter Stotz, Red.) und ich saßen zusammen, haben über die Situation gesprochen. Wir mussten reagieren, weil wir am Samstag gegen Potsdam keinen Linksaußen hatten. Wir hatten einige Namen auf dem Tisch. Da sind wir bei André Lohrbach stehengeblieben. Wir wussten, wer er ist, kannten ihn aber bislang nicht. Da sagte ich: scheißegal wie spät es ist, ich ruf ihn jetzt an.
Es blieb nicht bei diesem einen Gespräch. Und nun ist Lohrbach da. »Wir erhoffen uns einen neuen Krieger zu bekommen. Einen, der die anderen Spieler mitreißt und uns neue Impulse gibt. Weil er Spielwitz und Spielintelligenz hat. In so einer Situation muss man auch mal eingefahrene Wege verlassen. Durch seine Erfahrung erhoffen wir uns eine Menge. Wir wollen aus dieser Situation rauskommen und die Liga halten. Es ist fünf vor zwölf«, sagt Blohme. Deshalb griff er zum Hörer.
Marc Reese