Walluks bringt frischen Wind mit

Neuer DHK-Trainer

Thomas Bleicher
27. August 2017, 07:52 Uhr

Torben Walluks in heimischen Gefilden. Von seinem Zuhause an der Nordsee geht es jetzt ständig nach Flensburg, wo der neue Coach mit den DHK-Handballern einiges vor hat. (Foto: Sven Geißler)

Torben Walluks ist überpünktlich. Schon vor dem vereinbarten Interview-Termin um 9.30 Uhr steht der neue Cheftrainer des Handball-Drittligisten DHK Flensborg am vereinbarten Treffpunkt auf der Strandbrücke von St. Peter-Ording.
Hier, direkt an der Nordsee, ist der 41-Jährige, der seit acht Jahren mit seiner Frau Nele und den Kindern Kjell (17), Line (13) und Fina (11) im sechs Kilometer entfernten Tating lebt, zu Hause. »Hier zu leben bedeutet für mich Lebensqualität. Meine Familie und ich lieben das Meer. Abends nach der Arbeit nochmal an den Srand gehen und den Sonnenuntergang genießen ist klasse«, schwärmt der in Neumünster geborene und in Großenaspe aufgewachsene Torben Walluks, der beruflich in Husum tätig ist.
Mehrmals in der Woche geht es nun nach Flensburg. Denn Walluks ist der Mann, den der DHK auserwählt hat, um die Nachfolge von Matthias Hahn zu übernehmen, der nach mehr als fünf Jahren auf der DHK-Bank den Verein verließ.

Unterschiedliche Abwehr-Systeme

Torben Walluks bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz. Der neue Chefcoach freut sich auf seine erste Saison an der Seitenlinie des Drittligisten. (Foto: Lars Salomonsen)

Für Walluks sind mehrere Punkte ganz wichtig: Er fordert, dass die Spieler die Bereitschaft haben, sich selbst die Grundlagen für einen optimalen körperlichen Zustand zu versetzten. Er setzt auf eine stabile Abwehr mit unterschiedlichen Systemen. »Und ich bin drittens ein Trainer, der einen Spieler eher bei seinen Stärken packt, als an den Schwächen. Ich fokussiere und baue auf die Stärken, das ist von der Psyche her einfacher«, erklärt Walluks und führt seinen Gedanken aus. »Ich sehe mich nicht als Animateur. Ich sage: 'Ihr selbst habt die Motivation in Euch'. Ich versuche nur, euch entsprechend in Szene zu setzen.« Als Viertes gehe es um das Mannschaftliche, Timing, Abstimmung, Variabilität.

Verantwortung für den Ball

Substantiell für ihn sei auch etwas, das Torben Walluks »Verantwortung für den Ball« nennt. »Spieler müssen immer wieder in die Situation gebracht werden, dass sie Verantwortung übernehmen«, erklärt Torben Walluks. Dafür muss man ganz viel sprechen. Handball ist so komplex - da spielt sich ganz viel im Kopf ab.«
Trainer, von denen Torben Walluks enorm viel hält, sind der ehemalige Europameister-Trainer Dagur Sigurdsson (»ich mag ihn von seiner Art her«), sowie insbesondere Ljubomir Vranjes, der im Sommer nach vielen erfolgreichen Jahren den Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt verließ, um nun in Ungarn (Nationalmannschaft und Topklub Telekom Veszprem) zu coachen. »Ljubo hat eine unglaubliche Klarheit in seinen Aussagen. Er hat eine natürliche Autorität. Er übernimmt die Verantwortung, es gibt keine Diskussionen. Das Beeindruckende ist, dass diese Ansagen so oft erfolgreich sind«, erläutert Walluks.
Doch wie war eigentlich der erste Eindruck des neuen Mannes, der zuvor bereits u.a. den TSV Mildstedt (damals Oberliga) trainierte, als er den DHK, der nicht unbedingt ganz zufrieden mit der Vorsaison war, übernahm? »Ich habe eine intakte Mannschaft vorgefunden. Sehr homogen. Sehr leistungsbereit. Sehr diszipliniert«, antwortet Torben Walluks. »Ihnen fehlten zum Schluss vielleicht ein Stückweit die Reize.«

»Ich ziehe meinen Stil durch«

Disziplin, klare verbindliche Regeln sind Torben Walluks ebenfalls wichtig. »Wenn 18.30 Uhr angesagt ist, dann ist 18.30 Uhr Beginn, mit angezogenen Schuhen und fertig getapt. Wer erst 18.35 parat ist, der zahlt«, sagt Torben Walluks. »Ich ziehe meinen Stil durch. Für die Spieler muss ich nachvollziehbar machen, was ich im Training möchte und erwarte. Gerade auch, weil ich eine sehr intelligente Mannschaft habe.«
Gefragt nach den Saisonzielen, gibt sich der Übungsleiter zurückhaltend. »Ich denke, dass wir eine sehr ausgeglichene Liga haben. Das wird eine enge Kiste, so dass es sehr schwer ist, einen Platz auszugeben. Von mir wird man diesbezüglich nichts hören, das kann nur nach hinten losgehen«, sagt Walluks. »Tief in mir drin ist immer 100 Prozent - ich werde den Jungs aber keinen schweren Rucksack aufsetzen.«
Druck aus dem Umfeld verspüre er nicht. »Druck mache ich mir selbst. Ich mache etwas zu 100 Prozent - oder eben gar nicht. Wenn ich von etwas nicht überzeugt bin, dann lasse ich lieber die Finger davon«, so die Einstellung des neuen DHK-Cheftrainers. »Von Vereinsseite habe ich weder Druck noch eine Zielvorgabe. Es gilt, die Spiele bestmöglich vorzubereiten und jedes Spiel 100 Prozent anzugehen. Voll fighten. Alles andere ist nicht akzeptabel.«
Je besser das klappt, umso entspannter kann Torben Walluks in der neuen Spielzeit dann auch an den Strand.
Marc Reese

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