Sieger fassen sich kritisch an die Nase

TSB Flensburg/Oberliga

Thomas Bleicher
25. April 2018, 18:40 Uhr

Fliegender TSB-Kapitän. Lasse Sohweide erhielt für sein Agieren ein Sonderlob von Coach Jan hellström. (Foto: Sven Geißler)

Flensburg. Pure Glückseligkeit herrschte trotz der drei Punkte nicht beim TSB Flensburg. Die verdienten drei Punkte vom 2:1 (2:0)-Heimsieg am Dienstagabend gegen den VfR Neumünster nahm das Team von Trainer Jan Hellström gerne mit, der krasse Leistungsabfall in Halbzeit zwei ließ aber Frust, Sorge und Verbesserungsbedarf zurück. 

»Das war eine gute erste Halbzeit gegen eine Mannschaft, die zuvor fünf Mal ungeschlagen war. In der zweiten Halbzeit haben wir aber Nachlässigkeiten an den Tag gelegt. Wir sind im Laufe des Spiels immer schwächer geworden, so dass wir am Ende froh sein können, mit einem 2:1 vom Platz zu gehen. Ich bin sehr zufrieden mit Lasse Sohrweide, wie er als Kapitän voran geht. Der ein oder andere sollte sich aber überlegen, ob er das nicht ernster nehmen muss, auch wenn man führt«, sagte Jan Hellström.
Sein Torwart André Hagge saß kurz nach Spielschluss auf der Tribüne, ruderte gestikulierend mit den Armen: ihn ließ das soeben Erlebte noch lange nicht los. »Neumünster war doch eigentlich nur froh, dass wir nicht noch das nächste Tor machen. Ich weiß nicht, ob das bei uns der Frust war, dass wir das nächste Tor nicht machen, oder ob man nicht damit gerechnet hat, dass es noch mal eng wird. Das ist reine Kopfsache«, haderte Hagge. 

TSB hält den Druck hoch auf Kiel und Weiche 08

Dabei hätte es ein astreiner Abend werden können. Die Defensive stand sattelfest, vorne gelang früh der erste Nadelstich. Nach Zuspiel von Tom Warncke umkurvte Timo Carstensen Gäste-Keeper Christopher Newe und traf zum 1:0 (24.). 

Während der VfR bis auf einen Kopfball von Beytullah Bilgen nach einem Eckball (26.) nahezu null Torgefahr produzierte, herrschte Sturm und Drang beim TSB. Erst drosch Timo Carstensen links vorbei (29.), dann hatte Björn Lass drei Gelegenheiten in Serie, scheiterte aber an Newe (31.) oder zielte vorbei (33./38.). Das tat Lasse Sohrweide nicht. Nachdem TSB-Stürmer Jan Ole Butzek von den VfR-Spielern Nick Sita Lututala und Farouk Ezaim Salah-Brahim im Strafraum von den Beinen geholt wurde, hämmerte der TSB-Kapitän den fälligen Elfmeter rechts in den Winkel. 
Auch ohne den verletzten Innenverteidiger Sandro Holland (Knöchelverletzung) blieb der TSB nach dem Seitenwechsel zunächst dominant. Fahrlässig allerdings die Chancenverwertung. Butzek schoss nach feinem Zuspiel von Hassanoglou freistehend den VfR-Torwart an (48.), dasselbe passierte fünf Minuten später Björn Lass, der nach Zuspiel von Timo Carstensen ein nahezu leeres Tor nicht traf (53.). Als Beytullah Bilgen vier Minuten vor Schluss mit einem direkt verwandelten Freistoß mit Hilfe des linken Pfostens das 1:2 markierte, musste der TSB sogar noch kurz bangen. 
Mit 47 Punkten ist der TSB Vierter, hält den Druck hoch auf den Tabellzweiten Holstein Kiel II (spielte am Mittwoch 0:0 gegen Liga-Primus Strand 08) und den Stadt-Rivalen SC Weiche Flensburg 08 II (gewann am Mittwoch 2:0 gegen Frisia 03). »Jetzt haben wir ein wichtiges Spiel am Samstag gegen Eichede. Wir wollen versuchen noch auf den dritten oder sogar zweiten Platz zu klettern«, sagte Hellström. Sein Torwart André Hagge legte sich sogar genau fest. »Ich will Zweiter werden«. 

TSB Flensburg: Hagge - Koehler, Vosgerau, Holland (46. Brix), Hassanoglou - Warncke, Thomsen - Lass, Sohrweide, Carstensen (90. Schmeling) - Butzek (80. Puttins).
VfR NeumünsterNewe - Vollstedt, Lututala, Amoako, Kilinc - Kumbier (79. Barrie), Bührmann - Alioua, Salah-Brahim (60. Schmidt), Bilgen - Blunck (65. Stölting).
Schiedsrichter: Malte Gerhardt

Marc Reese