Handball

Raus mit verdientem Applaus

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09. Januar 2020, 08:33 Uhr

Die Nordfrauen forderten den Thüringer HC über die gesamte Partie und boten eine famose Leistung. Foto: Lars Salomonsen

Handewitt. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze!“, „bei David gegen Goliath ist alles möglich!“ - wenn es im Pokal-Wettbewerb zur Sache geht, kennen die Phrasen im Sport keine Grenzen. Dass sich diese aber zumindest sportlich für einige Zeit verschieben lassen, hat der TSV Nord Harrislee in dieser Saison schon mehrfach bewiesen. Aber gegen den Thüringer HC? Gegen den Titelverteidiger?
Mittwochabend, 20 Uhr, Viertelfinale. Die Hürde hätte für den Zweitligisten kaum höher sein können. Dass es ein denkwürdiger Abend werden könnte, war spätestens 30 Minuten vor Anpfiff klar, als die Wikinghalle bereits aus allen Nähten zu platzen drohten. Ein Hauch alter Zeiten lag in der Luft. 1215 Zuschauer waren gekommen, die „Ur-Hölle Nord“ meldete: ausverkauft! Und näherte sich schnell dem Siedepunkt. Jede einzelne Aktion ließ die Halle erbeben, die genauso Lust auf ein tolles Spiel hatte wie die Nordfrauen selbst.

Erste Minute: Nationalspielerin Emily Bölk trifft nur die Querlatte. Gegenseite: Merle Carstensen zielt genauer, 1:0! Nur zwei Szenen, aber eine kleine Hoffnung: Mit ein wenig Spielglück ist etwas möglich.

Auch, weil Torhüterin Sophie Fasold im ersten Durchgang zu gewohnter Form fand, gelang nach 17 Minuten der 8:8-Ausgleich. Mit dynamischer Abwehr und konsequent konzentrierter Arbeit bot der TSV Nord eine in allen Mannschaftsteilen starke Leistung. Alle Spielerinnen wurden eingesetzt und präsentierten die Breite des Kaders. 

Mit nur einem Tor Rückstand ging es in die Pause, direkt nach Wiederanpfiff gelang sogar das 15:15. Der Zweitligist schnupperte an der Sensation! Nervosität? Fehlanzeige! Erst zwölf Minuten vor dem Ende war der THC mit vier Treffern in Front, das konnten die Nordfrauen nicht mehr aufholen. Der Stimmung tat das keinen Abbruch: Die Fans standen in der Schlussphase und feierten ihre Mannschaft. 

„Man hat gemerkt: Für sie war es das Spiel des Jahres“, erklärte Emily Bölk nach dem Spiel. „Ich bin einfach nur froh, hier gewonnen zu haben.“ Doch nicht nur die Zuschauer, auch das gewohnte Nordsche Tempo-Spiel stellte den Titelverteidiger vor Aufgaben. 

„Wir müssen das klären, so können wir hier nicht auftreten“, erklärte Meike Schmelzer. Der THC mühte sich zum Final-Four-Einzug. 

Eine nervenstarke Lotta Woche (sechs von sechs Siebenmeter-Treffer trotz MRT-Bänderrissdiagnose am Morgen), ein sensationelles Schlagwurf-Tor von Milena Natusch, eine unheimlich selbstbewusste Lotta Heider: Man könnte viele Spielerinnen an diesem Abend hervorheben. Lea Tiedemann entwaffnete im zweiten Abschnitt die Bälle, Madita Jeß überzeugte im Rückraum mit fünf Treffern. 

„Insgesamt aber war es eine tolle Gesamtleistung“, sagte Trainer Herluf Linde, der schon zur Halbzeit befunden hatte: „Wir wachsen hier gerade über uns hinaus.“ Wenn der TSV dieses Potential auch in der Liga abruft, muss man sich über den Klassenerhalt keine Gedanken machen. Schon vor der Partie hatte Linde gewarnt: „Wichtig ist Samstag!“ Da ist mit der SG 09 Kirchhof der nächste Gegner in der Liga zu Gast. Vorerst aber hieß es: Den Moment genießen. Oder, um es mit Natuschs Worten zu sagen: „Ich habe mich noch nie nach einer Niederlage so sehr gefreut wie heute.“

Finn-Ole Martins

Statistik

TSV Nord Harrislee - Thüringer HC 26:34 (14:15)
TSV Nord: Tiedemann, Fasold - Natusch (3), Woch (7 - 6/6), Heider (3), Pleger, Frauenschuh, Carstensen (5), Lauf (2), Andresen (1), Peters, Rahn, Kautz, Jeß (5 - 1/1), Klingenberg.

THC: Davidsen, Giegerich - Lopes (1), Scheffknecht (4 - 0/1), Mazzucco (2), Rodriguez (2), Sazdovska (3), Schmelzer (4), Stolle (2), Koresova (8 - 6/6), Bölk (2), Großmann (2), Jakubisova (4).
Siebenmeter: 7/7 - 6/7
Zeitstrafen: Natusch, Woch, Carstensen, Rahn, Jeß - Stolle (2)
Schiedsrichter: Jannik Otto, Raphael Pieper.
Zuschauer: 1215.

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