Meyer: »Kein Zufall«

DFB-Skandal

11. November 2015, 09:07 Uhr

Hans-Ludwig Meyer findet klare Worte. (Foto: Lars Salomonsen)

Der SHFV-Präsident ist erschrocken über die aktuelle Krise, glaubt aber an den Fußball als Sportart.

Flensburg. König Fußball in der Krise. Die schönste Nebensache der Welt am Scheideweg. Die größten Verbände und ihr Führungspersonal am Pranger. Für Hans-Ludwig Meyer ein bisschen viel Skandal auf einmal. Der Präsident des SHFV (Schleswig-Holsteinischer Fußballverband) findet beim Besuch unserer Redaktion klare Worte und sagt: »Es ging los mit der FIFA, über die UEFA und dann leider zum DFB - da ist eine große Welle übergeschwappt. Was den Zeitpunkt angeht, so weiß ich nicht, ob das noch Zufall ist. Ich glaube, dass da gewisse Mächte dahinterstehen, die das alles in­i­tii­e­rt haben.« Meyer weiter: »Als die Welt noch in Ordnung war, stand fest: Platini ist ein Kandidat für die FIFA und Niersbach für die UEFA. Ich denke, da steckt mehr dahinter und es war eine konzertierte Aktion. Beweisen kann ich es natürlich nicht, aber das ist meine Vermutung.«
Starker Tobak, der in Richtung Verschwörungstheorie geht.
»Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass es eines Tages mal rauskommt, wer das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« initiiert hat, die Geschichte zu schreiben. Es gibt eine Vermutung, die werde ich aber nicht ausspreche«, so Meyer weiter.

Der Leiter der DFB-Revisionsstelle, der als Niersbach-Fürsprecher dessen Rücktritt »bedauert«, fügt hinzu: »Man hat den Eindruck, dass es um eine Männer-Feindschaft zwischen Niersbach - von dem geht sie aber nicht ausgeht - und Theo Zwanziger geht. Dr. Zwanziger konnte es anscheinend nicht vertragen, dass er nicht mehr DFB-Präsident war. Ob es eine Racheaktion war weiß ich natürlich nicht.«
Wie auch immer die Dinge abgelaufen sind, so ist sich Meyer sicher, dass sich der Fußball verändern wird.
»An vielen Funktionären, von der FIFA bis auf Kreisebene, wird der ein oder andere Kratzer hängen bleiben. In den loaklen Vereinen ist mein Eindruck, dass die Dinge zu weit weg sind. Aber die kleinen Vereine sagen oft: ihr da oben und wir hier unten - und das ist schade. Es wird eine ordentliche Schramme am DFB, der bislang vor allem in finanziellen Dingen eine Art Glorienschein hatte, geben.
Meyer glaubt sogar, dass die vielen Negativ-Schlagzeilen im Fußball auch Probleme für Deutschlands Olympia-Bewerbung für das Jahr 2024 sind.
»Speziell in Hamburg ist das Nährstoff für den Boden der Olympia-Gegner«, so Meyer, der eine klare Forderung für die Zukunft hat.
»Ein Verband wie der DFB lässt sich nicht mehr von einem ehrenamtlichen Präsident führen, so etwas muss hauptamtlich gemacht werden«, so Meyer, der bereits einen geeigneten Kandidaten im Auge hat: Oliver Bierhoff. Der Manager der Nationalmannschaft ist laut Meyer »genau der Richtige«, hat am Dienstag aber bereits abgewunken.
Zudem hat Meyer noch einen Vorschlag, wie der Fußball den Sumpf der Skandale wieder verlassen kann. »Wir müssen den Sport wieder in den Vordergrund stellen. Sicherlich haben wir Probleme und Fußball ist nun mal ein Spannungsfeld aus verschiedenen Interessen, bei denen es letztendlich immer um Geld geht. Aber der Sport muss wieder in den Mittelpunkt rücken.«
Denn eins ist laut Meyer auch klar: »Der Fußball hat bereits Skandale wie die um Canellas und Hoyzer überstanden. Und er wird auch diesen überstehen. Denn der Fußball hat eine derartige Kraft und Faszination - Fußball wird alles überleben.«

Ruwen Möller